Test: Selbstladepistolen

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Vergleichstest: Kompakte Selbstladepistolen 9 mm Luger
Unter Jägern sehr beliebt sind kompakte Pistolen im Kaliber 9 mm Luger (ehemals Para). Die weltweit verbreitete Pistolenpatrone bringt auch bei kurzer Lauflänge eine gute Leistung. Jagdpraxis hat vier Kompaktpistolen im Kaliber 9 mm Luger in einem umfangreichen Vergleichstest gegeneinander antreten lassen. (Testbericht aus Jagdpraxis 1/2013)

Der jagdliche Einsatz von Kurzwaffen ist umstritten und sollte gut überlegt sein. Im Dunkeln mit der Taschenlampe in der einen und dem Revolver in der anderen Hand einer angeschweißten Sau in die Dickung zu folgen, ist nicht sehr empfehlenswert. Wird, wie es sein sollte, am nächsten Tag mit dem Schweißhund nachgesucht, gibt sowieso der Hundeführer den Fangschuss. So gesehen wären Kurzwaffen also eigentlich nur Schweißhundeführern zu empfehlen. Trotzdem haben viele Jäger eine Kurzwaffe am Mann, wenn es den Sauen gilt. Es könnte ja mal sein, dass das beschossene Stück noch lebt, wenn man hinzutritt, und außerdem liest man ja so viel von Überfällen auf Jäger. Da beruhigt eine Pistole in der Manteltasche schon ungemein.
Wenn schon eine Kurzwaffe geführt wird, dann in einem brauchbaren Kaliber und als Modell, das sicher funktioniert. Der zweite Aspekt sind Größe und Gewicht der Fangschusswaffe. Ist die Pistole zu schwer und unhandlich, bleibt sie bald im Tresor liegen. Da nützt sie herzlich wenig, wenn es drauf ankommt.

Die vier Testwaffen
Synonym für kompakte Pistolen ist der österreichische Hersteller Glock, sein Modell 26 ist die kleinste davon. Mittlerweile steht die 4. Generation der feuerstarken Kleinwaffen zur Verfügung. Auch Walther ist bekannt für hochwertige Taschenpistolen. PP- und PPK-Modelle waren lange Zeit die Taschenpistolen schlechthin. Heute sind sie wegen ihrer schwachen Kaliber 7,65 Browning und 9 mm kurz aber eher etwas für Sammler und kaum noch im ernsthaften Einsatz. Mit der PPS (Polizei Pistole schmal) hat Walther aber eine 9 mm Luger im Programm, deren Abmessungen kaum über denen der PPK liegt.

Auch Heckler & Koch ist bekannt für hochwertige und sehr funktionssichere Pistolen. Viele Behörden führen die P 2000 als Dienstwaffe. Mit der SK
(subkompakt) verfügt H & K aber auch über ein Modell mit der Technik der P 2000, jedoch deutlich kompakter.
Die vierte Pistole im JP-Test kommt vom italienischen Hersteller Beretta. Die Storm Compact ist die kleine Version der modernen Holsterpistole
Beretta Storm mit Drehlaufverschluss. Zunächst stellen wir die Pistolen und ihre technischen Besonderheiten im Einzelnen vor.

Glock 26 Gen 4
Glock Pistolen wurden laufend verbessert, jetzt ist bereits die vierte Generation auf dem Markt. Als die erste Generation 1982 beim österreichischen Bundesheer eingeführt wurde, hatte die Glock ein glattes Polymergriffstück ohne Fangriemenloch – nicht ideal. Bereits 1988 kam dann die zweite Generation mit griffiger umlaufender Textur und Fang­riemenloch an der Griffrückseite. Die dritte Generation 10 Jahre später hatte Fingerrillen, eine noch bessere Aufrauung, Ausnehmungen an den Seitenflächen für Daumen und Zeigefinger und auch endlich vorn unterm Rahmen eine Schiene zur Aufnahme einer Lampe oder eines Laserzielgerätes. Um auch Nutzern mit kleinen Händen die Glock schmackhaft zu machen, kam später noch ein optionales Short Frame Griffstück mit 2 mm weniger Distanz vom Abzug zum Griffrücken. Damit war die Glock gut, aber nicht ganz auf der Höhe des Marktes, denn die Konkurrenz hatte bei ihren Polymerpistolen längst austauschbare Griffrücken, die eine noch bessere Anpassung an die Handgröße erlaubten. Mit der Generation 4 hat Glock jetzt aufgeschlossen.

Glock 26

Glock benutzt zur Verriegelung ein modifiziertes Browning-System. Die vordere Kante des Verriegelungsblockes am Lauf stützt sich im Auswurffenster und läuft zusammen mit dem Schlitten ein kurzes Stück zurück, wenn die Waffe abgefeuert wird. Dann wird der Lauf über die Steuerfläche und das abgeschrägte Hakenstück nach unten gezogen und somit vom Schlitten getrennt, der jetzt ungehemmt zurücklaufen kann – ein bewährtes und sehr funktionssicheres Verschlusssystem, das auch viele andere Hersteller nutzen, auch wenn es durch die lose Lauflagerung als nicht besonders präzise gilt. Dafür ist es kostengünstig zu fertigen und sehr robust.
Die Besonderheit und echte Neuheit bei ihrer Markteinführung war das Abzugssystem der Glock. Sie hat ein teilvorgespanntes Schlagbolzenschloss und einen sog. „Safe-Action-Abzug“ mit immer gleichem Abzugsgewicht. Diese Technik macht (wie bei Revolvern) manuell zu bedienende Sicherungen überflüssig, denn der Schlagbolzen ist nicht vollständig gespannt, wenn die Waffe geführt wird, die Energie des teilgespannten Schlagbolzenschlosses reicht zur Zündung einer Patrone nicht aus. Beim Abziehen wird zunächst eine schmale Zunge im Abzug eingedrückt, wodurch die Abzugs­sicherung (der Abzug lässt sich nicht ungewollt nach hinten bewegen) deaktiviert wird. Nur wenn die Zunge eingedrückt ist, lässt sich der Abzug überhaupt bewegen. Beim weiteren Durchziehen des Abzuges erfolgt das Spannen des Schlagbolzens. Dafür werden etwa 6 mm Abzugsweg und ein gutes Kilo Gewicht benötigt. Die Abzugsstange befindet sich jetzt an der Steuer­feder und gibt bei weiterem Durchziehen des Abzuges über eine schräge Steuerfläche den Schlagbolzen frei. Dafür sind noch einmal etwa 3 mm Abzugsweg und knapp zwei Kilogramm Kraft erforderlich. Je nach Einstellung des Abzuges beträgt der Gesamtabzugsweg damit etwa 8–9 mm, bei einem Abzugsgewicht von 2,5 – 3 kg.

Glock 26 zerlegt
Glock-Pistolen werden bei Behörden und Militär in aller Welt wegen ihrer Robustheit und leichten Zerlegbarkeit geschätzt.


Das Abzugsgewicht ist bei jedem Schuss gleich, gut justierte Glock-Abzüge lassen sich weich und ruckfrei bedienen. Als Besonderheit kann bei einem Zündversager der Abzug nicht einfach wie bei Double-Action-Pistolen erneut durchgezogen werden, was sehr oft zur Zündung der Patrone führt. Nach dem Auslösen des Schlosses hält die Abzugsfeder den Abzug in der hinteren Position fest – man muss die Waffe durchladen, bevor der Abzug wieder in die vordere Position gelangt. Am typischen Glock-Design sowie bei Abzugs-und Verschlusstechnik wurde bei der Compact-Version 26 nicht viel geändert. Anders ist aber die Auslegung der Verschlussfeder:
Hier wurde ein ganzes Federsystem aus zwei Schraubenfedern eingebaut, die ineinandergelagert sind. Notwendig macht diesen Aufwand die extrem kurze Baulänge der Pistole. Für die Verschlussfeder stehen lediglich 56 mm zur Verfügung. Für eine einzige starke Feder zu wenig Platz, denn zusammengedrückt beanspruchen dicke Federn eine Menge Raum. Zwei im Durchmesser unterschiedliche Federn, die durch eine Hülse voneinander getrennt sind, beanspruchen wesentlich weniger Raum.
Beide Federn besitzen zwar dieselbe Achse, sind aber durch eine Hülse, auf der die dickere sitzt, getrennt. Dadurch werden sie beim Schuss gleichzeitig beansprucht und wirken wie eine wesentlich dickere Feder – ohne deren Raum zu benötigen.

Der nur 88 mm lange Lauf besitzt das spezielle Glock-Innenprofil mit sechs flachen Zügen und Feldern. Die Läufe der Glock Generation 4 werden jetzt gasnitriert. Durch dieses Oberflächenhärteverfahren wird die Verschleißfestigkeit erhöht, die Läufe sind weniger anfällig gegen Korrosion.
Die weiß umrandete Rechteckkimme lässt sich sowohl in der Höhe als auch in der Seite fein verstellen und harmoniert gut mit dem 4-mm-Balkenkorn. Dieses kontrastreiche Visier ist auch bei schlechtem Licht gut erkennbar.
Das doppelreihige Kunststoffmagazin für 10 Patronen ist sehr kompakt. Dementsprechend kurz fällt das Griffstück aus, für den kleinen Finger ist am Griff­stück kein Platz mehr. Bleibt nur, ihn unter dem Magazinboden zu platzieren.
Glock bietet allerdings einen Aufsteckschuh an, der den Griff verlängert und die Magazinkapazität um zwei Schuss erhöht. Die Handlage wird dadurch stark verbessert. Die Baugröße natürlich auch, so dass sich dieses Magazin eher für den Schießstand anbietet.

Austauschbarer Griffrücken
Was der alten Version immer noch fehlte, war ein austauschbarer Griffrücken, der eine noch bessere Anpassung an die Handgröße erlaubt. Da waren Walther, SIG, Heckler & Koch, Beretta, Ruger, CZ oder Smith & Wesson mit ihren Polymerpistolen mit austauschbarem Griffrücken deutlich schneller.
Mit der Generation 4 hat Glock jetzt aufgeschlossen und gleich noch einige sinnvolle Verbesserungen vorgenommen. Jeder Waffe liegen zwei Griffrücken bei, die in wenigen Sekunden montiert werden können und den Abstand Abzug/Griffrücken um 2 mm vergrößern, was bei der Handlage eine Menge ausmacht. Die Montage erfolgt durch Aus- und Einbau des Steuer­blockquerstiftes mit einem beiliegenden Werkzeug. Der neue Rahmen hat auch eine neue Oberfläche, die schön griffig ist, ohne scharf in den Fingern zu beißen oder das Jackenfutter zu ruinieren. Eine weitere Verbesserung der 4. Generation ist der wesentlich größere Halteknopf, der den schnellen Magazinwechsel deutlich erleichtert. Außerdem kann er von links nach rechts umgebaut werden, womit auch Linkshänder bedacht sind.
Die Glock 26 Gen 4 ist eine äußerst kompakte und durch den Safe-Action-Abzug, der manuelle Sicherungen überflüssig macht, sehr bediensichere Pistole.

Walther PPS
Lange genug hat es gedauert, bis Walther den Nachfolger der legendären PPK vorstellte. Die kleine, handliche Polizeipistole war aufgrund ihrer Bediensicherheit auch bei Jägern sehr beliebt – nur die Kaliber 7,65 Browning und 9 mm kurz waren für den Fangschuss nicht gerade erste Wahl.
Bei der neuen PPS hat man die Wahl zwischen der 9 mm Luger und der .40 S & W, wobei die Abmessungen kaum über denen der PPK liegen. Besonders in der Breite setzt die PPS mit lediglich 23 mm Maßstäbe. Als Behördenmodell werden ihr die geringen Abmessungen und die Magazinkapazität (je nach Magazin 5 bis 7 Schuss) allerdings zum Verhängnis, denn das Pflichtenheft der Polizei schreibt auch einen Magazininhalt von mindestens 12 Schuss vor. Jäger stört das wenig, sie sind mehr an handlichen Abmessungen interessiert als an Feuerkraft.

Walther PPS
Die extrem flache Pistole ist nur 160,5 mm lang und 112 mm hoch. Alles ist schön abgerundet, vorstehende Teile sucht man vergeblich. Mit der PPS hat die PPK einen wirklich würdigen Nachfolger bekommen, was die Trageeigenschaften angeht. Im Holster getragen, trägt sie kaum auf, selbst in der Innentasche der Jagdjacke lässt sich die dank Polymergriffstück nur 550 g leichte Waffe bequem führen.
Auch die PPS hat ein teilgespanntes Schlagbolzenschloss, das über einen Sicherheitsabzug ausgelöst wird, der stark an Glock erinnert. Auch hier ist im eigentlichen Abzug ein kleines Züngel vorhanden, das sicherstellt, dass der Schuss nur bei beabsichtigter Abzugsauslösung bricht. Das Schloss ist zwar stets etwas gespannt, aber die Schlagenergie reicht zur Zündung einer Patrone nicht aus. Eine Verbesserung zum Glock-Abzug ist es, dass das Schloss vor dem Zerlegen nicht über den Abzug entspannt werden muss. Hier wird der Abzug also wirklich nur betätigt, wenn auch geschossen werden soll. Die Feder sitzt auf einer Führungsstange und ist wie bei der Glock eigentlich ein Federsystem, denn hier laufen zwei Federn mit unterschiedlichen Durchmessern übereinander. Das ist notwendig, um bei dem geringen vorhandenen Platz die erforderliche Federkraft aufzubringen. Auch Walther nutzt einen modifizierten Browning-Verschluss.

Walther PPS mit Magazinen und Griffstücken
Drei Magazine und zwei Griffrücken ermöglichen eine optimale, individuelle Anpassung.



Ein Blick auf den Schlitz im Auswurffenster reicht, um festzustellen, ob sich eine Patrone im Lauf befindet. Der Griffrücken lässt sich mit einfachem Druck auf die kleine Taste unten am Griffstück abziehen und gegen einen Griffrücken mit anderen Abmessungen austauschen und so an die eigene Handgröße anpassen. Der austauschbare Griff­rücken dient gleichzeitig als Sicherung gegen unbefugtes Benutzen. Wird er entfernt, ist die PPS nicht mehr schussfähig. Walther nennt diese Kinder­sicherung Quick Safe System – einfach und ohne zusätzlichen Schlüssel zu handhaben. Die PPS ist mit einem Dreipunktvisier ausgestattet, und zwar aus Stahl und nicht (wie heute bei Waffen mit Polymergriffstück oft) aus Kunststoff. Die Kimme lässt sich im Schwalbenschwanz seitlich verstellen, die weißen Zielpunkte sind auch in der Dämmerung gut zu erkennen und ermöglichen eine schnelle Zielaufnahme.

Walther baut für die PPS drei Magazine mit 5,6 oder 7 Schuss Fassungsvermögen. Mit dem 5-Schuss-Magazin findet der kleine Finger keinen Platz mehr am Griff. Mit dem 6er Magazin wird es etwas besser, für große Hände lässt sich die Waffe erst mit dem weiter nach unten stehenden 7-Schuss-Magazin wirklich bequem halten.
Die Magazine sind unten so geformt, dass sie eine echte Verlängerung des Griffstückes bewirken und die Handlage wirkungsvoll verbessern. Den Magazinauslöser sucht man zunächst vergeblich. Der übliche Knopf am Griffstück oder Hebel unten am Magazinschacht ist nicht vorhanden. Hier dient der hintere Teil des Abzugsbügels, der sich nach unten drücken lässt, als Magazinauslöser – eine sehr elegante Lösung. Auch die PPS ist eine äußerst kompakte Selbstladepistole, die wie die Glock sehr bediensicher ist.

Heckler & Koch P 2000 SK
Viele Behörden führen die P 2000 als Dienstwaffe. Mit der SK spricht Heckler & Koch den Zivilmarkt an, aber auch Behörden, die Waffen verdeckt tragen.
Das Griffstück wurde so weit gekürzt, dass das doppelreihige Magazin noch 10 Patronen fasst, mehr als genug für Fangschusszwecke. Von der Feuerkraft her könnte man sicher noch weiter reduzieren, aber dann wäre ein vernünftiges Handling kaum noch möglich. Ein Pistolengriff braucht eine gewisse Mindestlänge, um vernünftig schießen und treffen zu können. Beträgt die Höhe der Dienstpistole P 2000 noch 128 mm, ist die SK nur noch 117 mm hoch.

Heckler & Koch P 2000 SK
Auch der Lauf wurde gekürzt und ist bei der SK nur noch 83 mm lang, genau 10 mm kürzer als bei der großen Schwester P 2000. Hört sich zunächst wie ganz einfache Modifizierungen an, die keinen großen Aufwand bedingen. Technisch ist das aber gar nicht so einfach, wenn die Waffe auch funktions­sicher bleiben soll. Selbstladepistolen sind bedeutend anspruchsvoller als Revolver, bei denen die Lauflänge zur sicheren Funktion keine Rolle spielt. Das wird deutlich, wenn man die Pistole zerlegt und einen Blick auf die Schließfeder wirft – wo bei der großen P 2000 eine einfache große Feder sitzt, hat die SK wie die Glock und die PPS ein Teleskop-Schließfedersystem aus zwei Federn mit unterschiedlicher Federrate, die ineinandergreifen.

Heckler & Koch bietet die Pistole wahlweise mit Combat-Defence- (CDA) oder herkömmlichem Single-Action-/Double-Action-Abzug an. Beim CDA-Abzug handelt es sich quasi um einen teilvorgespannten Double-Action-Only-Abzug, der ähnlich wie bei Glock und der PPS arbeitet. Der CDA-Abzug hat einen verhältnismäßig langen Weg und ein Abzugsgewicht von über drei Kilogramm. Normale Jäger sind sicher mit dem alten SA/DA-Abzug besser bedient, zumal H & K dabei ein interessantes Ausstattungsmerkmal anbietet – über eine Entspanntaste lässt sich die Waffe sehr einfach auf Tastendruck entspannen. Diese Taste sitzt links am Schlittenende, wenn man sie betätigt, schnappt der Hahn in den Double-Action-Modus, das Schloss ist entspannt, und die Waffe kann gefahrlos mit einer Patrone im Lauf geführt werden.
Vor dem Schuss wird einfach der Hahn gespannt und es kann bequem mit geringem Abzugsgewicht geschossen werden. Alle Bedienelemente sind beidseitig vorhanden und ermöglichen so Links- und Rechtsschützen ein komfortables Handling.

HK P 2000 SK mit 10-Schuss-Magazin
Ein 10-Schuss-Magazin wird man als Jäger zwar kaum brauchen, aber die Baulänge zur besseren Handlage schon.



Auch die P 2000 SK hat ein modifiziertes Browning-Verriegelungssystem mit abkippendem Lauf. Die Verriegelung erfolgt wie bei der Glock und der PPS über das im Auswurffenster verriegelnde Patronenlagerteil. Auch beim Griffstück ist Heckler & Koch auf der Höhe der Zeit. Wie heute bei modernen Selbstladepistolen üblich, hat auch die SK ein Polymergriffstück, das sich über austauschbare Rücken der Hand des Schützen anpassen lässt. Zum Lieferumfang gehören ein gewölbter und ein flacher Griffrücken. Zum Wechseln muss ein Splint am unteren Ende des Griffstückes entfernt werden. Danach lässt er sich einfach abziehen.
Griffrücken und Vorderseite sind griffig aufgeraut, die Seitenflächen fühlen sich dagegen relativ glatt an. Auch die Kompaktausführung ist mit einer Montageschiene vorn am Griffstück zum Anbringen von Laser oder Waffenleuchte ausgestattet. Dem Jäger nützt das leider gar nichts.
Das Visier wurde von der großen Dienstpistole übernommen. Kimme und Korn sind in Schwalbenschwanz­einfräsungen geführt und lassen sich leicht seitlich verstellen oder zur Höhenkorrektur austauschen. Kimme und Korn sorgen mit weißen Dämmerungspunkten für einen guten Kontrast auch bei schlechtem Licht.
Durch das leichte Polymergriffstück und reduzierte Abmessungen wiegt die SK nur 680 g und ist damit eine wirklich angenehm zu tragende ständige Begleiterin.

Beretta Storm Compact
Vom modifizierten Browning-System der drei ersten Modelle weicht die Beretta erheblich ab – sie hat einen recht seltenen Drehlaufverschluss. Obwohl es das  Prinzip schon seit etwa 1900 von Steyr gibt, wurden nur wenige Entwicklungen (Cougar, Colt All American, Schweizer TP 9) damit ausgestattet. Gegenüber üblich verriegelten Pistolenverschlüssen mit abkippendem Lauf sollen Waffen mit Drehlaufverriegelung im Schuss ruhiger liegen, denn ihr Lauf bleibt immer in der Horizontalen. Ob sich das wirklich bemerkbar macht, wurde beim Schießtest eingehend untersucht. Die handliche Pistole ist nur 174 mm lang und 128 mm hoch. Alles ist schön abgerundet, und vorstehende Teile sucht man auch vergeblich. Trotz des doppelreihigen Magazins für 15 Patronen  misst die Storm Compact an der breitesten Stelle nur 39,5 mm. 770 g sind zwar nicht superleicht, aber trotzdem kann man die Compact noch zu den Taschen­pistolen rechnen. Im Holster trägt sie kaum auf, und selbst in der Innentasche der Jagdjacke lässt sich die Pistole bequem mitführen.

Beretta Storm Compact
Die Storm hat ein klassisches Double-Action-Schloss. Der erste Schuss kann über den Spannabzug abgegeben werden, wenns schnell gehen muss. Der außen liegende Hahn lässt sich aber auch von Hand spannen, und so kann auch beim ersten Schuss mit deutlich geringerem Abzugsgewicht geschossen werden. Nach dem ersten Schuss ist der Hahn stets automatisch gespannt. Wird die Sicherung betätigt, entspannt die Waffe automatisch. Die Storm ist konsequent für Links- und Rechtshänder ausgelegt. Sicherung und Verschlussfang­hebel sind beidseitig vorhanden, der Magazinauslöser lässt sich umstecken. Die Feder sitzt auf einer Führungsstange, auch hier als System mit zwei Federn unterschiedlichen Durchmessers, die übereinanderlaufen.

Der Griffrücken lässt sich nach Entfernen einer Federklammer unten am Griffstück abziehen und gegen einen Griffrücken mit anderen Abmessungen austauschen. Dadurch lässt sich der Griff an die eigene Handgröße anpassen. Montiert wird der Medium-Griffrücken, der Schützen mit normal großen Händen gut passt.
Das Dreipunktvisier der Storm liefert ein gutes, kon­trastreiches Zielbild. Die Kimme lässt sich im Schwalbenschwanz seitlich verstellen. Die weißen Zielpunkte sind auch in der Dämmerung gut zu erkennen und ermöglichen eine schnelle Zielauf­nahme – eine vorbildliche Visierung für den schnellen Schuss. Der Schlitten ist mit der Brunition-Lackierung versehen, die sehr gut vor Korrosion schützt und von Beretta seit längerer Zeit erfolgreich verwandt wird. Leider erfährt das Stahlblechmagazin diese Behandlung nicht, es ist lediglich hochglänzend brüniert. Die Beretta Storm ist zwar die größte Pistole des Testfeldes, hat dafür aber auch das größte Magazin.

Beretta mit 15-Schuss-Magazin
Mit 15 Schuss hat die Storm für eine Kompaktpistole eine beachtliche Feuerkraft.

Die Pistolen im Vergleich

Zerlegbarkeit
Bevor es zum Schießstand ging, um Präzision, Funktions­sicherheit, Visier, Abzugscharakteristik und Schussverhalten zu untersuchen, wurde zunächst die Zerlegbarkeit zum Reinigen unter die Lupe genommen. Eine Selbstladepistole bedarf der Pflege, wenn sie sicher funktionieren soll. Beim Schießen gelangen Verbrennungsrückstände in die Mechanik, und im Lauf lagern sich Geschossreste ab. Um eine Pistole zu reinigen, muss sie in ihre Haupt­bestandteile zerlegt werden – Schlitten und Griffstück müssen voneinander getrennt, Lauf und Verschluss­feder dem Schlitten entnommen werden.

Das reicht für Reinigungszwecke völlig aus, weiteres Zerlegen, etwa des Abzugssystems, sollte man dem Büchsenmacher überlassen. Dazu ist Sachkenntnis und manchmal auch Spezialwerkzeug notwendig. Zu bedenken ist dabei auch, dass Zerlegen in der Regel wesentlich einfacher ist als der Wiederzusammenbau! Das Zerlegen zu Reinigungszwecken sollte so einfach und simpel wie möglich sein – möglichst ohne Werkzeug. Bei Bewertung und Punktevergabe ist daher dem einfachen Zerlegen auch eine eigene Rubrik gewidmet, die maximal 10 Punkte einbringen kann.

Die Glock 26 lässt sich ohne Werkzeug zerlegen. Zunächst wird das Magazin entnommen und der Abzug durchgezogen, der in der hinteren Stellung verbleibt. Danach muss der Schlitten etwa 3 mm zurück und anschließend der vor dem Abzugsbügel aus dem Griffstück ragende geriffelte Verriegelungsschieber nach unten gezogen werden. Wird jetzt der Schlitten nach vorn gedrückt, lässt er sich komplett von den Führungsbahnen des Griffstücks schieben. Die Verschlussfeder stützt sich in einer Ausnehmung des vorderen Laufhakens ab und lässt sich ausbauen, indem sie leicht zusammengedrückt wird. Danach ist es kein Problem, auch den Lauf aus dem Schlitten zu entfernen, der jetzt nicht mehr unter Spannung der Verschlussfeder steht. Zusammengebaut wird in umgekehrter Reihenfolge – hier reicht es, den Schlitten bis zum hörbaren Einrasten aufs Griffstück zu schieben. Hat man einmal raus, wie weit der Schlitten zurückgezogen werden muss, bevor die Verriegelungstasten bedient werden, ist das Zerlegen ganz einfach. Hilfreich wäre eine Markierung am Griffstück, die anzeigt, wie weit der Schlitten nach hinten gezogen werden muss. Trotzdem ein simples System, dafür gibt es 8 von 10 Punkten.

Auch die PPS lässt sich ohne Werkzeug und sogar mit teilgespanntem Schloss zerlegen. Der Abzug muss also nicht wie bei der Glock vorher betätigt werden. Zum Zerlegen muss nur der beidseitige Zerlegehebel am Griffstück nach unten gezogen werden, und der Schlitten lässt sich etwas nach hinten ziehen und abheben. Nach dem Entfernen der Feder lässt sich der Lauf aus dem Schlitten nehmen und bequem reinigen. Dieses System gefiel unseren Testern noch besser als das der Glock, weil das Durchziehen des Abzuges entfällt und kein genau definierter Punkt notwendig ist, um den Schlitten zu entfernen. Auch Personen, die nie zuvor eine PPS in der Hand hatten, konnten nach einfacher Erklärung die Waffe zerlegen und wieder zusammenbauen. Dafür gibt es volle 10 Punkte.

Die Heckler & Koch wird über den Verschlussfang­hebel zerlegt, der dazu entfernt werden muss. Nach dem Entnehmen des Magazins wird der Schlitten so weit zurückgezogen, bis die Aussparung für den Verschlussfanghebel mit dem vorderen Ende des Verschlussfanghebels übereinstimmt. Dann muss die Achse des Verschlussfanghebels von rechts eingedrückt und der Hebel nach links herausgezogen werden. Etwas schwierig ist es, den Schlitten mit nur einer Hand in der richtigen Position zu halten, da die zweite ja benötigt wird, um den Verschlussfanghebel zu entfernen. Danach geht es einfach weiter. Der Schlitten wird nach vorn vom Griff­stück gezogen, und Verschlussfeder und Lauf lassen sich entnehmen. Beim Zusammenbau ist darauf zu achten, dass die Aussparung für den Verschlusshebel mit der Achs­bohrung übereinstimmt. Nur dann lässt sich der Verschlussfanghebel wieder einsetzen – auch hier das Problem, den Schlitten mit nur einer Hand in der richtigen Position zu halten. Ein Zerlegesystem, das der Übung bedarf und kräftige Fingermuskeln voraussetzt. Die Frau in unserem Testteam hatte da schon arge Schwierigkeiten, mehr als 6 Punkte gibt es dafür nicht.

Das Zerlegen der Beretta Storm Compact geht sehr einfach und stellt auch Laien nicht vor Probleme. Dazu muss nur der beidseitige Zerlegehebel am Griff­stück nach unten gezogen werden, und der Schlitten lässt sich nach vorn abziehen. Nach dem Entfernen der Feder lässt sich der Lauf aus dem Schlitten nehmen und bequem reinigen. Der Zusammenbau ist ebenso problemlos. Einfach den Schlitten mit eingelegtem Lauf und Verschluss­feder aufs Griffstück schieben, bis der Zerlegehebel einrastet. Auch dieses System bekommt volle 10 Punkte.

Magazine der Selbstladepistolen
Hier die Magazine der vier Kompakt-Pistolen (v. l.): Beretta, Glock, Heckler & Koch, Walther

Auf dem Schießstand
Zunächst wurde die Funktion getestet, mit jeder Pistole wurden 100 Patronen Fiocchi Vollmantel verschossen. Die Glock 26 leistete sich eine Auswurfstörung beim 56. Schuss, die leere Hülse blieb im Auswurffenster stecken und blockierte den Schlitten.

Walther PPS und Heckler & Koch kamen auf je zwei Störungen – bei der Walther ein Klemmer und eine nicht ganz zugeführte Patrone, so dass der Schlitten nicht in die Endposition gelangte und kein Schuss ausgelöst werden konnte. Schlusslicht war die Beretta mit drei nicht vollständig zugeführten Patronen. Damit also bei der Funktion 9 Punkte für die Glock, jeweils 8 Punkte für die beiden deutschen Fabrikate, und 7 Punkte gehen nach Italien. Bei der Handhabungssicherheit zeigte kein Modell Mängel, so dass hier jeweils volle 5 Punkte vergeben wurden.

Im Rahmen der Funktionsprüfung wurden gleichzeitig auch die Bedienelemente und die Gestaltung des Griffstückes untersucht. Die Beretta Storm ist konsequent für Links- und Rechtshänder ausgelegt. Sicherung und Verschlussfanghebel sind beidseitig vorhanden, der Magazinauslöser lässt sich umstecken. Die Bedienhebel sind gut zu erreichen und leicht bedienbar. Das Magazin fällt nach der Betätigung des Magazinauslösers frei aus dem Schacht. Dafür gibt es die volle Punktzahl. Auch das Griffstück ist gut gemacht. Der Griffrücken lässt sich nach Entfernen einer Federklammer unten am Griffstück abziehen und gegen einen Griffrücken mit anderen Abmessungen austauschen. Dadurch lässt sich der Griff an die eigene Handgröße anpassen. Montiert wird der Medium-Griffrücken, der Schützen mit normal großen Händen gut passt. Durch das doppelreihige Magazin fällt der Griffumfang entsprechend groß aus. Das Griffstück ist gerade groß genug, um auch den kleinen Finger noch am Griff zu platzieren – zumindest bis etwa Handschuhgröße 10. Der Griff ist allerdings ziemlich glatt, so dass man fest zupacken muss, damit sich die Waffe bei schnellen Serien nicht dreht und ein Nachfassen erforderlich ist. Hier wäre ein aufgerauteres Griff­stück günstiger. Dafür gibt es 2 Punkte Abzug. Der Drehlauf hat keinen großen Einfluss auf das Verhalten der Waffe im Schuss. Der Hochschlag war nicht geringer als bei den anderen Modellen.

Die Glock hat nicht viele Bedienelemente, lediglich Magazinauslöser und Verschlussfanghebel. Beide lassen sich gut erreichen und leicht bedienen. Der Magazinknopf lässt sich auf links umstecken, der Verschlussfanghebel ist allerdings nur einseitig vorhanden, das gibt 1 Punkt Abzug bei den Bedienelementen. Die Glock hat ein doppelreihiges Magazin für 10 Patronen. Dementsprechend kurz fällt das Griffstück aus. Für den kleinen Finger ist am Griffstück kein Platz mehr. Glock bietet allerdings einen Aufsteckschuh für das Magazin an, der nicht nur den Griff verlängert, sondern auch die Magazinkapazität um zwei Schuss erhöht. Die Handlage wird dadurch stark verbessert. Beim Test wurde die Waffe mit dem Normalmagazin geschossen, das auch im Jagdbetrieb zum Einsatz kommt. Der neue Generation-4-Rahmen hat eine  Oberfläche, die schön griffig ist, damit liegt die Waffe sehr rutschsicher in der Hand. Die Gestaltung des Griffstücks wurde von den Testern mit 13 Punkten bewertet.
Für das etwas zu kurze Griffstück wurden 2 Punkte abgezogen.

Bei der Heckler & Koch P 2000 SK sind alle Bedien­elemente beidseitig vorhanden. Nur die Entspanntaste sitzt hinten am Schlittenende und lässt sich auch von Linkshändern gut erreichen. Platzierung und Gängigkeit geben keinen Anlass zur Kritik. Damit bekommt die P 2000 SK die vollen 10 Punkte für die Bedienhebel.
Zum Lieferumfang gehören ein gewölbter und ein flacher Griffrücken. Griffrücken und Vorderseite sind griffig aufgeraut, die Seitenflächen fühlen sich dagegen relativ glatt an. Mit feuchten Händen ist beherztes Zugreifen erforderlich, wenn schnelle Schussserien abgegeben werden. Die Waffe dreht sich leicht in der Hand. Das Griff­stück ist lang genug für eine gute Handlage (mittelgroße Hände), für zu glatte Seiten­flächen werden 2 Punkte abgezogen, so dass die HK noch 13 Punkte für die Griffgestaltung bekommt. Bei der Walther PPS sind die Bedienhebel gut platziert und leicht bedienbar. Der Verschlussauslöser ist nur einseitig vorhanden, was der kleinen Walther 1 Punkt Abzug einbringt. Der Griffrücken lässt sich mit einfachem Druck auf die kleine Taste unten am Griffstück abziehen und gegen einen Griffrücken mit anderen Abmessungen austauschen. Der Griff selbst fällt aber sehr kurz aus. Wird die PPS mit dem 5-Schuss-Magazin bestückt, findet der kleine Finger keinen Platz mehr am Griff. Das Griffstück ist genügend rau, um die Waffe sicher bei schnellen Serien zu halten, wenn der Schütze ordentlich zupackt. Für das Griffstück gaben die Tester der Walther PPS 13 Punkte.

Die Läufe der getesteten Pistolen
Die Läufe der Testkandidaten (v. l.): Beretta, Glock, Heckler & Koch und Walther.



Abzugs-Charakteristik
Bei der Glock besteht nach Angaben des Herstellers die Möglichkeit, den Abzug durch Auswechseln der Steuerfedern von 2000 bis 5000 g zu justieren. Die Testwaffe mit der leichtesten verfügbaren Feder wurde mit 2 800 g gemessen – für einen Safe-Action-Abzug ein guter Wert. Der Weg war einigen Testern zu lang, auch wenn sich der Abzug weich durchziehen lässt. Für die üblichen kurzen Schussdistanzen, die bei einer solchen Pistole die Regel sind, ein sehr guter Abzug. Die Punktebewertung erfolgt nach Jagdpraxis-Kriterien je nach Abzugssystem: Wenn nur das Abzugsgewicht bewertet würde, hätte ein Safe-Action- gegen einen Single-Action-Abzug keine Chance.

Von den 10 möglichen Punkten erhält die Glock 8. Auch die Walter PPS hat einen Safe-Action-Abzug. Das Abzugsgewicht lag bei 2,6 kg, der Abzugsweg war erfreulich gering. Dieser Abzug gefiel allen Testern deutlich besser und erhielt volle 10 Punkte.

Die Heckler & Koch hat einen herkömmlichen Double-Action-Abzug mit außen liegendem Hahn, der es erlaubt, das Schloss auch vor dem ersten Schuss zu spannen. Das Single-Action-Abzugsgewicht lag bei 1 800 g, der Abzug stand trocken mit ganz geringem Abzugsweg. Damit lässt sich sehr präzise schießen. Wird im Double-Action-Modus abgezogen, ist der Abzugsweg ausgesprochen lang. Das Abzugsgewicht liegt dann mit 4 700 g schon an der Schmerzgrenze für kontrollierte Präzisionsschüsse. Brauchbar ist der Double-Action-Abzug nur auf absolute Kurzdistanz, wenn im Notfall keine Zeit mehr bleibt, den Hahn zu spannen. Bei einer jagdlich geführten Kurzwaffe wird das hoffentlich nie vorkommen. Bei vorgespanntem Hahn ist der Abzug der Heckler & Koch erstklassig. Bewertet werden müssen aber bei einem Double-Action-Abzug auch die Charakteristik und das Abzugsgewicht des Spannabzuges. Dabei kann die H & K nicht voll punkten, so dass am Ende für diesen Abzug 8 Punkte vergeben wurden, obwohl der Single-Action-Abzug der 2000 SK allen Testern am besten gefiel.

Auch Berettas Storm hat ein klassisches Double-Action-Schloss. Der erste Schuss kann über den Spannabzug abgegeben werden, wenns schnell gehen muss. Dann müssen bei recht kurzem Weg 3 800 g überwunden werden. Wird der außen liegende Hahn gespannt, beträgt das Abzugsgewicht 2 200 g. Der Single-Action-Abzug ist nicht ganz so trocken wie bei der H & K – bei deutlich höherem Abzugsgewicht. Dafür ist ihr Double-Action-Abzug besser – fast ein Kilo leichter. Insgesamt vergaben die Tester dafür 7 Punkte.

Visierung
Alle vier Pistolen haben eine sehr gute kontrastreiche Visierung mit weißen Dämmerungsmarken. Die Breite des Kimmenausschnittes ist bei allen gut auf die Kornbreite abgestimmt. Hier gibt es nichts zu bemängeln. Auch sind alle Visiere ausreichend robust für den jagdlichen Einsatz. Anders sieht es bei den Verstellmöglichkeiten aus,
lediglich die Glock hat eine in Höhe und Seite verstellbare Kimme, während sich bei den anderen die Kimme nur seitlich im Schwalbenschwanz verschieben lässt, zur Höhenkorrektur muss das Korn ausgetauscht werden. Damit erhält die Glock bei der Bewertung des Visiers volle 10 Punkte, während bei den anderen drei je ein Punkt für fehlende Höhenverstellung abgezogen wird.

Präzision
Präzision ist bei Kompaktpistolen nicht von so großer Bedeutung, weil die Schussdistanzen kurz sind und man zudem die echte Präzision der Waffe durch die kurze Visierlinie gar nicht umsetzen kann. Die Präzision wird mit drei verschiedenen Patronensorten ermittelt, mit jeder Sorte werden zwei Schussbilder geschossen. Gewertet wird das beste der sechs Schussbilder. Geschossen wird auf 15 m von der Sandsackauflage, da sich Waffen mit Polymergriff­stück im Ransom-Rest nicht spannen lassen.

Das beste 5er Schussbild der Glock betrug 37 mm, was 8 von 10 möglichen Punkten bedeutet. Die Walther PPS schoss mit 40 mm etwas schlechter und kassierte 7 Punkte.

Auch die Heckler & Koch bekam 7 Punkte, obwohl sie mit 42 mm einen etwas größeren Streukreis ablieferte. Die Punktewertung erfolgt aber in 5-mm-Schritten, so dass diese Ergebnisse in der gleichen Kategorie lagen.

Die Beretta Storm Compact lieferte mit 36 mm das beste Schussbild und bekam dafür 8 Punkte.

Geschossen wurde mit Hohlspitzmunition von Hornady, Speer und Remington. Alle vier Test­waffen schießen ausgezeichnet – wohl präziser, als die meisten Jäger beim Schuss aus freier Hand überhaupt ausnutzen können. Als Kaufkriterium sollte die Präzisions­prüfung daher eine untergeordnete Rolle spielen. Obwohl die Leistung der vier Waffen mit der Testmunition nicht mit Punkten bewertet wird, ist es doch interessant zu sehen, wie die jeweiligen Läufe die Munition umsetzen. Daher wurde die Mündungs­geschwindigkeit (messtechnisch die V3) der Testwaffen mit einem Lichtschrankenchronographen gemessen und daraus die Mündungsenergie (auch hier E3) errechnet. Direkt vergleichbar sind die Ergebnisse nicht, da die Lauflängen der vier Modelle nicht genau identisch waren. Es wurden Laborierungen mit 124 grs. Geschossgewicht verwendet, um die Ergebnisse besser vergleichen zu können.

Die Glock knackt mit der Speer Gold Dot die 500-Joule-Marke – für eine so kleine Pistole erstaunlich. Sie hat aber auch den längsten Lauf und ist den anderen leistungsmäßig überlegen. Interessant ist, dass die Remington Golden Saber in den drei anderen Waffen die jeweils höchste Leistung liefert, im längeren Glock-Lauf jedoch von der Gold Dot übertroffen wird. Remington benutzt bei dieser Laborierung anscheinend ein Pulver, das besonders gut für kurze Läufe geeignet ist.

Verarbeitung und Rostschutz
Alle vier Waffen sind hochwertige Modelle renommierter Hersteller. Die Passungen sind durchweg ordentlich und geben keinen Anlass zur Kritik. Das Schlittenspiel bewegt sich im normalen Rahmen. Auch beim Korrosionsschutz sind alle Waffen vorbildlich. Das sollte nicht verwundern, denn alle Hersteller fertigen hauptsächlich Pistolen für den behördlichen und militärischen Gebrauch, und dort werden strenge Anforderungen gestellt. Militärpistolen werden beim Zulassungstest sogar Salzwasser ausgesetzt, bevor sie eingeführt werden. Glock schützt die Stahlteile durch eine zusätzliche Vergütung, die eine sehr harte (knapp unter Diamanthärte) und widerstandsfähige Oberfläche ergibt. Dadurch wird ein sehr guter Schutz gegen Korrosion erreicht. Walther teniferiert die Stahlteile der PPS und erreicht damit ebenfalls einen hervorragenden Korrosionsschutz. Zudem sieht die mattschwarze Oberfläche noch sehr edel aus.

Auch die Heckler & Koch erwies sich als sehr korro­sions- und kratzsicher.

Beretta verwendet zum Rostschutz eine Brunition-Lackierung, die bereits seit längerem erfolgreich eingesetzt wird. In der Kategorie Verarbeitung und Korrosionsschutz erhalten alle Modelle die vollen 10 Punkte.

Preis-Leistungs-Verhältnis
Die Glock ist mit 689 € die günstigste Waffe im Test und wird mit zwei Griffrücken, Reservemagazin und Bürste in einer Plastikbox geliefert. Dafür gibt es volle 10 Punkte.
Die Walther PPS ist mit 719 € nur unwesentlich teurer und kommt ebenfalls mit guter Ausstattung. Hier gehören sogar zwei verschieden lange Reservemagazine und ein Griffrücken zum Lieferumfang. Verpackt wird alles in einem stabilen Kunststoff­koffer. Auch hier wurden die vollen 10 Punkte vergeben.
Heckler & Koch liefert einen zusätzlichen Griff­rücken mit und ein Reservemagazin, der Preis von 925 € ist aber deutlich höher, dafür gibts noch 8 Punkte. Mit 939 € ist die Beretta die teuerste Waffe – und zudem die mit dem geringsten Lieferumfang, außer Plastikbox und Reservemagazin war nichts dabei. Vermisst wird besonders ein weiterer Griffrücken. Dafür gabs nur 7 Punkte.

Resümee
Sieger nach Punkten ist Walthers PPS mit 91 Punkten, dicht gefolgt von der Glock 26 mit 90 Punkten. Diese beiden Modelle erhalten die Jagdpraxis-Bewertung sehr gut (drei Lupen). Die Beretta Storm Compact kommt auf sehr gute 86 Punkte, wobei weniger Qualität und Schussleistung für einen deutlichen Punktabzug sorgten, sondern viel mehr das schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis. Schlusslicht ist die Heckler & Koch P 2000 SK, die aber auch noch 84 Punkte bekam und damit wie die Beretta die Beurteilung gut (zwei Lupen).

Alle vier Modelle sind präzise und leistungsstarke Taschenpistolen, die sehr gut verarbeitet sind.

Glock und Walther sind interessanterweise nicht nur die Modelle mit den meisten Punkten, sondern auch die günstigsten. Ob man der Glock oder der PPS den Vorzug gibt, sollte bei einem Testschießen entschieden werden, denn dabei spielen persönliche Vorlieben bei Abzug und Griffstück eine große Rolle. Die PPS ist die mit Abstand leichteste und flachste Waffe, hat aber auch die geringste Magazinkapazität. Bei einer Fangschusswaffe sollte das aber keine große Rolle spielen.

So haben wir gewertet
Die Waffen durchlaufen ein festgeschriebenes Test­programm, maximal sind 100 Punkte erreichbar, die sich aus folgenden Einzelprüfungen addieren:

Funktions- und Handhabungssicherheit (max. 15 Punkte)
Die sichere Funktion und Handhabung ist für Fang­schusswaffen von ausschlaggebender Bedeutung und wird mit einem hohen Stellenwert bedacht. Hier sind maximal 15 Punkte erreichbar, 10 davon entfallen auf die störungsfreie Schussfolge. Dazu werden aus jeder Waffe 100 Patronen verschossen, jeweils die maximale Magazinkapazität im Schnellfeuermodus. Für jede Zuführungs- oder Auswurfstörung wird ein Punkt abgezogen, bei ungewöhnlich vielen Störungen wird die Munition gewechselt, darauf wird im Testbericht aber gesondert hingewiesen.
5 Punkte werden für die Handhabungssicherheit vergeben, dabei kommt es darauf an, ob die Möglichkeit einer ungewollten Schussauslösung besteht und die Sicherungseinrichtung ihre Funktion erfüllt. Einen Punktabzug kann es aber auch geben, wenn die Waffe „übersichert“ ist, also bis zum Schuss zu viele Handgriffe notwendig sind.

Messanlage für den Pistolentest
Mit einem solchen Lichtschranken-Chronographen wurde drei Meter vor der Mündung die Geschwindigkeit gemessen.



Präzision (max. 10 Punkte)
Bei Kompaktpistolen wird die Präzisionsprüfung nur mit maximal 10 Punkten gewichtet, denn diese Waffen sind für die kurze Distanz gedacht und nicht zum präzisen Schießen auf weitere Entfernungen. Geschossen wird auf 15 m, da sich Modelle mit Polymergriffstück in der Ransom-Rest nicht einspannen lassen, wird zur Vergleichbarkeit aller Waffen von der Sandsack-Auflage getestet. Gemessen wird die Distanz der Mitte der äußeren Schusslöcher einer Fünfergruppe. Die volle Punktzahl ist abhängig vom Kaliber und ermittelt sich bei Kompaktpistolen aus dem dreifachen Kaliberwert. Kaliber 9 mm somit bis 27 mm, .40 bis 30 mm und .45 bis 36 mm. Jeweils 5 mm mehr Streukreisdurchmesser kosten 1 Punkt Abzug. Die Präzision wird mit drei verschiedenen Patronensorten ermittelt, mit jeder Sorte werden zwei Schussbilder geschossen. Gewertet wird das beste der sechs Schussbilder.

Abzugs-Charakteristik (max. 10 Punkte)
Dabei spielt nicht nur das gemessene Abzugs­gewicht eine Rolle, sondern auch die gefühlte Wahrnehmung beim Abziehen – steht der Abzug trocken, hat er Vorzug, hakelt er, oder fällt er nach dem Schuss durch? Die Bewertung erfolgt je nach Abzugssystem. Beim Gewicht ist ein Single- nicht mit einem Safe-Action-Abzug vergleichbar. Daher wird ein geringes Abzugsgewicht beim Safe-Action-Abzug oder einem DAO-Abzug höher bewertet. Der Abzug ist bei Pistolen ausschlaggebend, um die Präzision auch umzusetzen. Ihm wird daher entsprechende Bedeutung zugemessen.

Zerlegbarkeit zum Reinigen (max. 10 Punkte)
Die Bewertung spiegelt den Komfort wider, den eine Waffe nach dem Einsatz bietet. Lässt sie sich leicht und ohne Werkzeug zerlegen, ist der Zusammenbau einfach und ohne „Fingerübungen“ möglich, fallen Kleinteile an, die man verlieren kann, wie lange dauert das Zerlegen? Die volle Punktzahl erreicht eine Pistole, die sich ohne Kraftaufwand und ohne Werkzeug schnell und einfach zerlegen und zusammenbauen lässt.

Visierung (maximal 10 Punkte)
Erlauben Kimme und Korn eine schnelle Zielauffassung, bieten sie ein kontrastreiches Visierbild, ist die Visierung höhen- und seitenverstellbar, wie robust ist es, erlaubt es eine schnelle Zielauffassung, bietet es ein kontrastreiches Visierbild? Ein kontrastreiches, voll verstellbares Visier, das unempfindlich gegen Schläge und Stöße ist, erhält die vollen 10 Punkte. Je 2 Punkte Abzug bringen mangelnder Kontrast, keine Seiten- oder Höhenverstellung (bei austauschbarem Korn nur 1 Punkt), zu enge oder zu weite Kimme, bei mangelnder Robustheit werden 3 Punkte abgezogen.

Gestaltung des Griffstücks (max. 15 Punkte)
Bei Fangschusswaffen messen wir dem Griffstück große Bedeutung bei. Nur bei richtiger Handlage kann mit einer Pistole schnell und treffsicher geschossen werden. Volle Punktzahl bekommt eine Pistole, deren Griffstück an verschiedene Hand­größen anpassbar ist, über eine rutschsichere Oberfläche verfügt, so ausgebildet ist, dass sich die Waffe im Schuss weder dreht noch vorstehende Kanten oder Ecken hat, die beim Schießen schmerzhafte Druckstellen verursachen – für jedes Negativmerkmal werden 3 Punkte abgezogen.

Bedienelemente (max. 10 Punkte)
Alle Hebel wie Abzug, Sicherung, Entspannhebel, Schlittenfanghebel und Magazinauslöser müssen mit normal großen Händen bequem erreichbar sein und sich leicht, aber nicht zu leicht bedienen lassen. Dazu sollten sie so platziert sein, dass eine ergo­nomische Bedienung möglich ist. Bei modernen Pistolen sollten zumindest die wichtigsten Bedien­elemente (Sicherung, Schlittenfang, Magazinauslöser) beidseitig vorhanden sein. Für jedes Bedien­element, das nicht optimal und leicht bedienbar ist, werden 2 Punkte abgezogen. Ist ein Bedienhebel (Ausnahme: Demontagehebel) nur einseitig vorhanden, wird dafür 1 Punkt abgezogen.

Verarbeitung (max. 10 Punkte)
Diese Bewertung geht auf die Qualität der verwendeten Materialien, die Passung der Bauteile und das Finish ein. Außerdem fließt der Schutz gegen Korrosion in die Bewertung ein.

Preis-Leistungs-Verhältnis (max. 10 Punkte)
Hier wird beurteilt, ob Verarbeitung, Ausstattung und Leistung dem Preis entsprechen. Auch mitgeliefertes Zubehör wie Werkzeug, Reservemagazine oder Putzzeug spielt hier eine Rolle.