Test: Sako 85 Brown Bear
Der Repetierer Brown Bear gehört zur Bear-Reihe des finnischen Herstellers Sako, zu der auch noch Grizzly, Black Bear und Kodiak gehören. Die Brown Bear wird in .338 Win. Mag. und .375 H & H mit L-und in .416 Rigby, .450 Rigby und .500 Jeffery mit XL-System gebaut. Norbert Klups hat eine der finnische Bärenbüchsen in .375 H & H getestet.
Blickfang des klassischen Repetierers ist ein markant-brauner Schichtholzschaft, der in Verbindung mit den mattschwarz brünierten Stahlteilen eine tolle Optik ergibt. Für eine Wildniswaffe ist Schichtholz eine gute Wahl, denn durch die Verleimung verschiedener Holzschichten werden Bruch- und Verzugsfestigkeit gegenüber Massivholz erhöht.
Gegenüber Kunststoff fasst sich Schichtholz wärmer an und sieht optisch sehr ansprechend aus. Schichtholz ist etwas schwerer als Massivholz und Kunststoff, bei einer .375 sicher kein Nachteil.
Mit dem L-System ist die Brown Bear aber noch ausgesprochen führig und wiegt 3,7 kg – für eine .375 H & H optimal.
Der Hinterschaft mit geradem Rücken, flachem Pistolengriff und lang gezogener Backe hat eine klassische Form für eine großkalibrige Jagdwaffe. Der Vorderschaft hat keinen angesetzten Abschluss, sondern ist schlicht abgerundet – an einen Schichtholzschaft Edelholz anzusetzen, wäre auch schon fast ein Stilbruch.
Auch ein Pistolengriffkäppchen fehlt. Abgeschlossen wird der Schaft mit einer schwarzen 2cm-Gummikappe ohne Schlitze. Beeindruckend ist die Fischhaut, denn so was in Schichtholz zu schneiden, ist alles andere als einfach – meist ist das Ergebnis stumpf oder ausgefranst.
Die Brown Bear dagegen verfügt über eine erstklassig geschnittene, scharfe Fischhaut an Pistolengriff und Vorderschaft. Auch die Unterseite des Vorderschaftes ist damit verschnitten.
Weiterer markanter Blickfang sind polierte, schwarz brünierte Querstollenverschraubungen unterm System, die für eine gleichmäßige Übertragung der Rückstoßkräfte auf das Schaftholz sorgen.
Sako verzichtet auf einen eingesetzten Magazinkasten, stattdessen ist lediglich eine ausgeschnittene Bodenplatte für das Einsteckmagazin mit Abzugsbügel und Bohrungen für die Systemschauben vorhanden.
Der Schaft ist so ausgelegt, dass man über Kimme und Korn oder ein flach montiertes Zielfernrohr bequem schiessen kann.
Präzise Kammerführung
Die Sako 85 lehnt sich zwar an Mausers 98-System an, hat aber einige interessante Besonderheiten. Verriegelt wird über drei am Verschlusskopf angefräste Warzen. Diese sind außen hinterfräst, wodurch die rechte Warze unterm Hülsenauswurffenster im rechten Hülsensteg geführt wird.
Der Verschluss wird so während des gesamten Repetiervorgangs in der Hülse geführt. Das macht sich beim Repetieren durch einen verkantungsfreien und butterweichen Schlossgang bemerkbar.
Hülse und Verschluss werden auf CNC-Maschinen aus dem Vollen gefräst und haben minimale Toleranzen. Der Öffnungswinkel beträgt nur 60 Grad und erlaubt flache Zielfernrohrmontagen.
Die Bear-Serie ist mit mechanischen Ausstoßern ausgestattet, um die Funktionssicherheit zu erhöhen. Bei federbelasteten Ausstoßern fliegt die Hülse raus, sobald der Hülsenmund im Fenster frei ist.
Wer den Verschluss nicht bewusst bis ganz nach hinten zieht, kann durchaus leer repetieren, also keine Patrone aus dem Magazin mitnehmen. Das kann mit einem mechanischen Ausstoßer nicht passieren, denn wenn die leere Hülse ausgeworfen wird, befindet sich der Verschluss auch in der richtigen Position, um eine Patrone aus dem Magazin mitzunehmen.
Der Ausstoßer ist bei der Sako aber nicht seitlich wie beim 98er System positioniert, sondern greift von unten mittig in den Stoßboden. Die Hülsenbrücken verfügen über angefräste, konische Basen für die Sako-Aufschubmontage – in eine Einfräsung an der hinteren Brücke greift ein an der Unterseite des hinteren Montageteils angebrachter Zapfen.
So ist ein immer gleicher Sitz der Montage gewährleistet. Zum Abnehmen der Zieloptik wird zwar Werkzeug benötigt, aber dafür ist die Montage extrem robust und baut zudem sehr flach.
Die oberen Sichtflächen und sogar das Schlösschen sind durchbrochen (guillochiert). Der Kammerhalter links an der Hülsenbrücke besteht aus einer unter Federdruck stehenden Klinke.
Sako nutzt auch bei der Brown Bear den bewährten einstellbaren Flintenabzug der 85-Serie, der sich zwischen 1 000 und 2 000g justieren lässt. Bei der Jagdpraxis-Testwaffe brach er sogar schon bei 850 g und stand trocken ohne spürbaren Vorweg.
Sicherung
Die Sicherung rechts hinterm Kammerstengel blockiert im gesicherten Zustand Abzug und Kammer. Sichern und Entsichern geht völlig geräuschlos. Vor dem Sicherungsschieber befindet sich ein zweiter, kleinerer Drücker, der es erlaubt, den Verschluss bei gesichertem Abzug zu öffnen.
So ist es möglich, eine im Patronenlager befindliche Patrone bei gesichertem Abzug zu entnehmen.
Das Kastenmagazin aus verzinktem Stahlblech mit Bodenplatte und Zubringer aus Aluminium nimmt in .375 H & H vier Patronen auf. Der Drücker zur Entriegelung sitzt davor in einer Ausfräsung.
Um ihn betätigen zu können, muss man das Magazin vorn etwas eindrücken, sonst bewegt er sich keinen Millimeter. Diese doppelte Bewegung aus Druck und Zug verhindert sehr wirkungsvoll, dass sich das Magazin selbst entriegelt.
Wenn es schnell gehen muss, kann man auch über das Auswurffenster Patronen ins Magazin laden.
Der 54 cm lange und an der Mündung 18 mm dicke, kalt-gehämmerte Lauf der Brown Bear ist mit aufgelöteten Visierträgern für Kimme und Korn ausgestattet. Als Kimme dient ein grobes Fluchtvisier mit V-Ausschnitt und weißem Mittelstrich, sie lässt sich in der Schwalbenschwanzführung seitlich verstellen.
Beeindruckende Präzision
Das weiße 4 mm-Korn verfügt über eine Höhenverstellung und einen abnehmbaren Kornschutz. So eine Stahlröhre um das Korn findet sich heute nur noch sehr selten, ist aber praktisch, wenn bei hellem Licht geschossen wird.
Das weiße Korn liegt so sehr gut sichtbar im Schatten des Kornschutzes. Zusätzlich ist noch bester Schutz gegen Verschlagen vorhanden.
Der vordere Riemenbügelhalter ist mit einem Ring um den Lauf gezogen und sitzt mit 23,5 cm Mündungsabstand richtig, um die Waffe bequem am Riemen zu tragen.
Zum Testschießen wurde ein Swarovski Z8 i 2 - 16 x 50 (orig. Sako Aufschubm.) montiert.
Die Büchse wurde zunächst auf 100 m aus dem Gestell mit Sako-, RWS- und Norma-Munition geschossen. Der beste Fünfer-Streukreis betrug ganze 2,4 cm (Sako 17,5 g Power Head/Barnes TTX).
Die Waffe lag sehr ruhig im Schuss und liess sich schnell und flüssig repetieren. Leere Hülsen werden sicher ausgeworfen und die Zuführung der Patronen aus dem Magazin funktioniert reibungslos. Der Kammerstengel liegt griffgünstig auf Abzugshöhe und erlaubt schnelles Repetieren.
Resümee
Sakos Brown Bear ist ein sehr funktionssicherer und optisch gelungener Repetierer zur Jagd auf starkes Wild mit Schussleistung auf Matchqualität. Durch den robusten Schichtholzschaft trotzt er auch widrigen Wetterbedingungen.
In .338 WM und .375 H & H mit L-System ist auch der Preis (2.964 €) der erstklassig verarbeiteten Büchse sehr interessant. Erst in den dickeren Kalibern mit XL-System wirds deutlich teurer (4.515 €).
Eine .375 H & H – in Afrika nicht ohne Grund häufig selbst auf Büffel und Elefant geführt – wird den meisten Jägern aber völlig ausreichen, zur Bärenjagd allemal.