Test: Lynx TD 15 Black
Jagen mit dem Luchs - Geradezugrepetierer haben heute einen hohen Anteil bei neu gekauften Repetierbüchsen. Aus Finnland kommt mit der Lynx eine weitere Repetierbüchse, die sich blitzschnell repetieren lässt. Wir haben das neueste Modell, eine Lynx TD 15 mit Kunststoffschaft getestet, die sich zum Transport sogar platzsparend zerlegen lässt. Von Norbert Klups.
Die Lynx wird bei Pirkan Ase Limited in Finnland gefertigt und ist nicht gerade häufig auf deutschen Drückjagden zu finden. Ein Grund dafür ist neben dem Preis sicher auch die bislang eher geringe Verfügbarkeit in Deutschland.
Vor etwa anderthalb Jahren hat die Firma Gustav Jehn (Lippstadt) den Vertrieb für Deutschland übernommen. Dass es bei diesen in Kleinserien weitgehend in Handarbeit gebauten Waffen manchmal etwas dauern kann, sollte man daher einkalkulieren.
Oft entsteht eine Lynx auf Kundenwunsch, sodass viele Waffen individuelle Einzelstücke sind. Zurzeit hat Lynx sechs Serienmodelle im Programm. Unsere Testwaffe ist die günstigste Standardversion TD 15 Black mit Kunststoffschaft und kostet 3.300 €. Eine Lynx Classic mit Nussbaumschaft ist mit 5.160 € wesentlich teurer.
Ungewöhnlicher Geradezugverschluss
Das patentierte Verschlusssystem der Lynx kommt ohne jegliche Drehbewegung aus. Die Kammer hat kurz vor dem Kammerstengel ein T-förmiges Verriegelungselement, das bei geschlossener Kammer links und rechts in Ausnehmungen der Verschlusshülse eingreift. Links legt sich ein schmales Verriegelungsstück von innen in die Hülse und rechts klappt ein größeres Stück direkt vor dem Hülsenauswurffenster in die dort angelegte Ausfräsung.
Im geschlossenen Zustand ist kaum etwas zu sehen, so passgenau ist dieses System gearbeitet. Die Kammer ist sonst völlig glatt und hat keine Verriegelungswarzen. Lediglich die Auszieherkralle ist im Kammerkopf untergebracht. Der kurze Verschlusshebel schließt mit einer eiförmigen Kammerkugel ab. Er lässt sich am besten mit der flachen Hand hin- und her bewegen. Dazu ist erstaunlich wenig Kraft erforderlich. Der T-Verschluss ist sehr leichtgängig.
Die Sicherung liegt links am Schlösschen und hat drei Stellungen. Sie wirkt direkt auf den Schlagbolzen und sperrt im gesicherten Zustand auch die Kammer. In Mittelstellung kann die Kammer bei festgelegtem Schlagbolzen geöffnet werden. Rote und weiße Punkte an der Sicherung zeigen den Sicherungszustand an.
Der Schlosshalter findet sich an sehr ungewöhnlicher Stelle. Er sitzt im Abzugsbügel und muss gezogen werden, wenn die Kammer entnommen werden soll. Das sieht nicht gerade elegant aus und stört auch im Abzugsbügel – besonders wenn Handschuhe getragen werden.
Die Oberseite des Systems ist als 16 mm-Prismenschiene ausgebildet. Pirkan hat sich hier an der Schiene der ebenfalls aus Finnland stammenden Tikka-Büchsen orientiert. Daher können auch Montagen verwendet werden, die ursprünglich für die Tikka gefertigt wurden. Verschlusshülse und Kammer sind aus dem vollen Material gefräst. Daher verwundert es nicht, dass die Waffe trotz Kunststoffschaft 4.090 g wiegt.
Das Einsteckmagazin ist massiv aus Stahlblech gefertigt und nimmt drei Patronen auf. Für eine Drückjagdwaffe ist die Kapazität eigentlich zu gering, zumal man bei diesem Magazin ein größeres Fassungsvermögen erwartet hätte. Ein fünfschüssiges Magazin ist allerdings optional erhältlich. Es ragt aber unten aus dem Magazinschacht heraus.
Die Magazinentriegelungstaste sitzt zwischen Magazin und Abzugsbügel. Sie liegt gut geschützt etwas unter dem dicken Magazinboden. Ein unbeabsichtigtes Entriegeln dürfte daher kaum vorkommen. Der 57 cm lange Lauf ist konventionell in die Verschlusshülse eingeschraubt.
Keine Laufwechseloption
Die Läufe stammen von Lothar Walther und sind kaltfließgepresst. Eine Laufwechselmöglichkeit gibt es nicht. Unsere Testwaffe war mit einem Mündungsgewinde ausgestattet, das aber nicht zur Serienausstattung gehört und optional geordert werden muss. Die Verschlusshülse wird mit einem Gehäuseteil aus Flugzeugaluminium verschraubt, das Magazin und Abzugseinheit aufnimmt. An diesem Gehäuseteil werden auch Vorder- und Hinterschaft befestigt.
Einstellbarer Direktabzug
Der Direktabzug löste bei exakt 1000 g trocken aus. Kein zufälliger Wert, denn in Finnland ist ein Mindestabzugsgewicht von 1000 g bei der Elchjagd gesetzlich vorgeschrieben. Über eine versenkte Stellschraube kann der Abzug aber individuell zwischen 500 und 1500 g Abzugsgewicht eingestellt werden. Über eine Schraube vor dem Abzug lässt sich der Abzugsweg justieren. Ingesamt verfügt die Lynx über einen sehr guten Abzug, der keine Wünsche offen lässt.
Zweiteiliger Kunststoffschaft
Die TD 15 Black hat einen schwarzen Kunststoffschaft mit Spinnwebmuster. Der Hinterschaft in Monte-Carlo-Form wird mit einer schwarzen Gummischaftkappe abgeschlossen. Der Pistolengriff ist rechtsseitig handfüllend verdickt. Der Vorderschaft ist schlank gehalten. Eine Fischhaut gibt es nicht, die Schaftoberfläche ist aber griffig rau.
Die Riemenbügelbasen sind in Vorder- und Hinterschaft eingeschraubt, wodurch der vordere Riemenbügel einen Laufabstand von ungünstigen 38 cm hat. Das TD in der Modellbezeichnung steht für Take Down, obwohl ein Zerlegen auf klassische Art wie bei echten Take-Down-Büchsen nicht möglich ist.
Durch den zweiteiligen Schaft ist es jedoch sehr einfach, den Hinterschaft abzuschrauben. Wie etwa bei der Sauer 202 wird lediglich die Schaftverbindungsschraube durch eine Bohrung in der Schaftkappe gelöst und der Hinterschaft lässt sich vom System abziehen. Damit verkürzt sich die Gesamtlänge von ursprünglich 111 auf 80 cm und die Lynx passt in den mitgelieferten Transportkoffer oder eine große Reisetasche. Treffpunktlageveränderungen durch diese Art des Zerlegens sind ausgeschlossen.
Auf dem Schießstand
Wir haben die Testwaffe im Kaliber .30-06 mit einem Meostar R2 1 - 6 x 24 Zielfernohr ausgestattet. Die sechsfache Vergrößerung erlaubt die Überprüfung der Präzision auf dem 100-Meter-Stand. Gleichzeitig ist das Glas optimal, um die Eignung der Lynx als Drückjagdbüchse im Schießkino zu testen.
Als Montage diente eine Schnellspannmontage von MAK, die für die Tikka-Rail ausgelegt ist und problemlos passt. Die Montage erwies sich als wiederkehrgenau und lässt sich durch die Schnellspannhebel leicht abnehmen. Die Testwaffe hat keine offene Visierung.
Bei anderen Lynx-Modellen sind Kimme und Korn aber vorhanden. Auf 100 Meter aus dem Schießgestell geschossen zeigte sich die Lynx trotz des dünnen Jagdlaufes (Mündungsdurchmesser 15,7 mm) als sehr präzise. Der Fünf-Schuss-Streukreis mit RWS-Patronen Evo Green 8,8 g maß lediglich 26 mm. Das schwerere 11,7 g RWS UNI Classik schoss mit 31 mm nur geringfügig schlechter.
Die Büchse liegt sehr ruhig im Schuss und hat einen ausgesprochen geringen Mündungshochschlag. Das bestätigte sich auch im Schießkino. Es ist kein Problem, im Schuss im Ziel zu bleiben, wenn das Zielfernrohr auf eine kleine Vergrößerung eingestellt ist. Das Repetieren geht schnell und geschmeidig aus der Schulter. Das System hakt nicht und der große Kammergriff ist ausgesprochen handhabungsfreundlich.
Die gut polierte Kammer läuft nahezu spielfrei. Die Patronen werden aus dem Magazin sauber zugeführt. An der Unterseite der Kammer sorgt eine Führungsrille dafür, dass die Patronen im Magazin sehr tief gefasst und damit zwangsgesteuert in das Patronenlager geschoben werden. Ein Aufstellen der Patrone im Magazin, was für Zuführungsstörungen sorgen würde, ist hier ausgeschlossen.
Resümee: Die Lynx TD 15 ist eine sehr gut verarbeitete Repetierbüchse mit interessanter Technik, der man den großen Anteil an Handarbeit ansieht. Funktion und Schussleitung sind sehr gut und der Geradezugverschluss arbeitet blitzschnell.
Die fehlende Laufwechselmöglichkeit und der konventionelle Aufbau ohne Handspannung sind heute natürlich ein Nachteil, der sich auf den Verkauf auswirken wird – zumal die Lynx preislich in der Oberklasse der Repetierbüchsen residiert. Unterm Strich eine Waffe für Liebhaber ausgefallener Technik, die eine Büchse führen möchten, die aus der großen Masse heraussticht und denen eine Blaser R8 oder Merkel Helix zu gewöhnlich ist.