Ist Kupfer die Lösung?

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Ist Kupfer die Lösung?

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Bleifreie Schrotpatronen sind zur Wasserjagd vorgeschrieben und man hat die Wahl zwischen Weicheisen, Wismut, Zink und Wolfram. Jetzt kommt mit Kupfer ein neues Material hinzu. Wir haben in der letzen Niederwildsaison mit der RUAG-Neuentwicklung Rottweil Copper unlimited gejagt.

Jeder Bleiersatzstoff, den man heute in Schrotpatronen finden, hat Vor- und Nachteile:

- Zink kann aus allen Waffen verschossen werden, ist aber durch ein geringes spezifisches Gewicht (7,29g/cm3 gegenüber 11,3 von Blei) wenig leistungsfähig, die Reichweite ist damit arg eingeschränkt.

- Weicheisen ist mit einem spezifischen Gewicht von 7,89 etwas besser, kann aber ab 3,25 mm Schrotgröße nur aus speziell beschossenen Flinten verschossen werden. Dazu sind die harten Schrote sehr abprallfreudig.

- Patronen mit Wolfram-Legierung (Rott­weil Ultimate, Remington Hevi Shot) sind durch ihre große Dichte Blei sogar überlegen. Nachteil dieser Patronen, die man ebenfalls nur aus stahlschrotbeschossenen Flinten verwenden darf, ist ihr extremer Preis, so kostet eine Rottweil Ultimate über 3 € ... da werden Enten ganz schön teuer.

- Die bisher interessanteste Alternative sind wohl Schrotpatronen des englischen Herstellers Eley mit Wismut-Vorlage, die ballistisch eine echte Alternative zu Blei darstellen und aus allen Flinten verschossen werden dürfen. Wismut ist ein idealer Ersatzstoff für Blei, durch ihr sehr hohes spezifisches Gewicht (9,78) stehen sie herkömmlichen Bleischroten in Reichweite und Durchschlagskraft nur wenig nach. Leider sind 2,70 € pro Patrone aber auch nicht viel günstiger als die Wolfram-Alternative.

Ballistisch interessante Alternativen zu Blei sind also leider extrem teuer – und günstige Ersatzstoffe schränken die jagdliche Verwendung stark ein. Genau dazwischen sollen sich jetzt die Kupfer-Schrotpatronen von Rottweil positionieren. Ballistisch günstiger als Weich­eisen und Zink, sollen sie deutlich preisgünstiger als Wismut und Wolfram sein. Zumindest Letzteres ist mit 1,96 € pro Patrone schon mal gelungen, die ballistischen Fähigkeiten haben wir in einem RWJ-Praxistest geklärt.

Was kann Kupfer?

Kupfer ist mit einer Dichte von 8,9g/cm3 schwerer als Weicheisen und deutlich weicher. Es kommt zwar nicht an Blei heran, ist aber Weicheisen und Zink ballistisch überlegen. Gegenüber Wismut und Wolframgemisch hat es den Vorteil des günstigeren Preises (1,96 €/Patrone). Weiches Kupfer neigt zu weniger Abprallern als Weicheisen und wird aus Büchsen schon lange eingesetzt. Die meisten bleifreien Büchsengeschosse mit homogenem Aufbau sind aus Kupfer – es auch als Bleischrot-Ersatz einzusetzen, ist daher nur logisch. Muss man bei Weicheisen die Schrotgröße gegenüber Blei um zwei Nummern größer wählen, reicht bei Kupfer eine Nummer mehr. Dadurch erhöht sich die Anzahl der Schrote – und damit auch die Trefferquote.

Anforderungen an die Flinte: RUAG fertigt die Copper Unlimited in 12/70 (Hochleistungs-laborierung mit 1050 bar Gasdruck) und 12/76. Sie dürfen nur aus stahlschrotbeschos-senen Flinten verschossen werden. Flinten mit Stahlschrotbeschuss tragen als Beschusszeichen einen Adler mit V und eine Lilie.

Auf dem Schießstand

Für den Test wurde die 12/70 in Schrotgröße 3,25 mm ausgewählt. Das angegebene Vorlagegewicht beträgt 34 g. Die Angaben stimmen, beim Nachwiegen von 10 Patronen wurde ein Durchschnitts­gewicht von 33,6g ermittelt. Die Kupferschrote sind sehr gleichmäßig rund und wiegen alle exakt gleich 0,16 g. In einer Patrone befinden sich im Schnitt 210 Schrote. Zum Vergleich – ein 3,2 mm-Bleischrot wiegt 0,18 g, ein 3 mm Bleischrot ebenfalls 0,16 g. 3,25 mm-Kupferschrote sind also genauso schwer wie 3 mm-Bleischrote –eine Schrotgröße mehr reicht völlig aus, um die gewohnte ballistische Schusswirkung zu erzielen.

Blei bleibt natürlich überlegen, weil mehr 3mm-Schrote in eine Patrone passen als 3,45er Kupferschrote, gegenüber Weich­eisen hat Kupfer aber die Nase deutlich vorn. Die Mündungsgeschwindigkeit (messtechnisch V5) wurde aus einem 71cm-Lauf mit 390,5m/sec gemessen, damit ist diese Laborierung schon ziemlich schnell. Um zu sehen, wie verformbar es ist, wurde ein Weicheisen-, ein Kupfer- und ein Bleischrot einem 500 g-Fallgewicht aus 50 cm Höhe ausgesetzt:

Weicheisen weist nur eine kleine Abplattung auf, wogegen Blei deutlich flacher wurde. Kupfer liegt genau dazwischen und verformt sich sichtbar. Die Abprallneigung dürfte damit gegenüber Weicheisen deutlich geringer ausfallen. Zunächst wurden die neuen Patronen auf dem Schießstand ausprobiert. Der Rückschlag entspricht normalem Schrot, die Deckung aus einer Test-Beretta war mit Wechselchokes ausgezeichnet. Rand­schrote fallen nur in sehr geringem Maße an.

Die Deckung war sehr regelmäßig und ausgeglichen. In dieser Hinsicht hat die Copper Unlimited keine Nachteile. Beim Schuss auf Tontauben war gegenüber 3mm-Bleipatronen mit jagdlicher Vorlage und normaler Mündungsgeschwindigkeiten keine Umstellung beim Vorhaltemaß nötig. Die etwas dickeren Kupferschrote werden zwar durch den Luftwiderstand mehr abgebremst, haben aber eine höhere V0, wodurch sich das wieder ausgleicht.

Im Revier

In der Praxis wurden die Kupferschrote zur Jagd auf Wasserwild, Tauben und Kaninchen eingesetzt. Im Wild gefundene Schrote waren leicht deformiert – deutlich mehr als bei Weicheisen- und deutlich geringer als bei Bleischrot. Die Durchschlagskraft der 3,25er Kupferschrote entspricht der von 3 mm- Bleischrot. Die Reichweite der Kupferschrote überraschte positiv – bis etwa 40 m kann man mit den 3,25er Copper Unlimited auf Taube und Kanin (¾-Choke) hinlangen, auch Enten fielen auf diese Distanz sauber herunter. Die 76er Patrone mit 40g-Vorlage dürfte noch etwas weiter reichen. 

Resümee: Rottweils Copper Unlimited ist eine sehr interessante Neuentwicklung und so etwas wie der goldene Mittelweg. Leistungsfähiger als Zink und Weich­eisen, weniger Neigung zu Abprallern und deutlich preisgünstiger als Wismut und Wolframschrote. Die Patrone ist herkömmlichem Blei in puncto Reichweite nur leicht unterlegen, eine Schrotgröße mehr reicht – und das Material ist nicht toxisch. Vorlagegewicht und Rückschlag fallen nicht höher aus, dazu kommt eine sehr gute Deckung mit wenigen Randschroten. Eine Umstellung beim Vorhaltemaß gegen­über Blei ist nicht nötig, so dass man die nicht billigen Patronen (1,96€ pro Schuss) nicht auf dem Schießstand testen muss, um sich darauf einzustellen, sondern sich ihr Einsatz auf die (Wasser) Jagd beschränken kann.

Norbert Klups