Akkar Churchill Damen-Flinte: Türkische Lady

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Akkar Churchill Damen-Flinte: Türkische Lady

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Die meisten Frauen brauchen grundsätzlich andere Flintenschäfte als Männer. Spezielle Damen-Flinten haben mittlerweile mehrere Hersteller im Programm. Wir haben uns eine preiswerte Alternative aus der Türkei angesehen – die Churchill Lady von Akkar.

Im Jahr 1985 wurde Akkar als kleine Produktionsstätte in Istanbul gegründet, die sich ausschließlich auf die Herstellung von Teilen für die Schrotflinten- u. Automobil-Industrie konzentrierte. Ab 1992 wurden auch komplette Waffen geliefert. Heute ist Akkar einer der größten türkischen Hersteller, der sowohl für Großhändler (unter eigenen Markenbezeichnungen) Flinten produziert, als auch unter eigenem Namen weltweit Flinten vertreibt. Die bekannteste Serie ist die 206, zu der auch die Churchill Lady gehört.

Einfache, bewährte Technik
Die Serie 206 arbeitet mit einem einfachen Kastenschloss, das mit Schraubenfedern ausgestattet ist. Sein Einabzug schaltet durch den Rückstoß über ein Schwinggewicht um. Dieses dient auch indirekt als Sicherung. Im gesicherten Zustand ist das Gewicht zurückgenommen – und die Verbindung zu den Abzugsstangen so aufgehoben. Bringt man den Sicherungsschieber in die vorderste Position, schiebt sich das Schwinggewicht unter eine Abzugsstange. Über den integrierten Schalter im Sicherungsschieber trifft man eine Vorwahl für den unteren oder oberen Lauf. Das Abzugsgewicht der RWJ-Testwaffe wurde mit 1,5 kg für das erste und 1,6 kg für das zweite Schloss gemessen – für eine Flinte dieser Preisklasse und die einfache Schlossmechanik erstaunlich gut! Der Einabzug der Lady ist vergoldet, was einen netten Kontrast zur sonst schwarzen Flinte ergibt. Der Stahl-Systemkasten (matt brüniert mit hochglänzend polierten Seiten-backen) trägt den Schriftzug Churchill. Verriegelt wird über zwei kräftig dimensionierte Laufhaken, deren Verriegelungsstück über einen Oberhebel bedient wird. Für den schnellen Hülsenauswurf sorgt ein geteilter Ejektor mit Schraubenfedern, die Auszieher stehen unter ständigem Federdruck – gesteuert über Führungsnocken im hinteren Bereich der Auszieherstangen. Bei abgeschlagenen Schlossen werden die Sperrschieber erst im letzten Moment der Abkippbewegung aus der Halterast gedrückt und geben die Auszieher frei. Das System funktionierte einwandfrei, alle abgeschlagenen Hülsen wurden sicher ausgeworfen, während nicht abgefeuerte Patronen nur leicht anzuheben und so bequem zu entnehmen sind.

Wechsel-Chokes und gute Balance
Die 66 cm-Läufe (Kaliber 12/76) sind in den Monoblock gelötet und liegen im hinteren Teil (verdeckt durch den Vorderschaft) frei. Das Laufbündel trägt den Stahlschrotbeschuss. Die ventilierte 7 mm-Laufschiene ist fein gerippt, ins vordere Ende ist ein rotes 3 mm- Leuchtkorn geschraubt.
Wie bei modernen Flinten üblich, sind die Läufe für Wechsel-Chokes eingerichtet, die sich mündungsbündig einschrauben lassen. Damit wird die Lady natürlich wesentlich universeller, – je nach Jagdgelegenheit oder Schießstandeinsatz wählt man passende Mündungsverengungen. Mitgeliefert werden sechs Einsätze (Zylinder- bis Voll-Choke) und ein Montageschlüssel. Die Einsätze sind vorn mit Kerben gekennzeichnet, die die Verengung angeben, tragen aber sonst keine weitere Beschriftung: 

1 Kerbe          Voll-Choke
2 Kerben        ¾-Choke
3 Kerben        ½-Choke
4 Kerben        ¼-Choke
5 Kerben        Zylinder-Choke

Solche 51,7 mm-Standardeinsätze verwenden auch andere Flinten-Hersteller (Blaser,
Remington) und spezielle Choke-Hersteller (Trulock, Gemini). Das Laufbündel ist wie der Systemkasten ebenfalls mattiert. Die Churchill Lady wiegt bei einer Gesamtlänge von 107 cm 3 310 g – bei den kurzen Läufen kein Leichtgewicht, aber der massive Stahlkasten wiegt halt – mit 1 655 g (Kasten + Hinterschaft) und 1 658 g (Laufbündel + Vorderschaft) ist die Lady perfekt ausbalanciert, ihr Schwerpunkt liegt etwa in Höhe des Scharnierbolzens.

Weiblicher Schaft
Die Schaftmaße sind konsequent auf Jägerinnen (oder kleinere Herren) abgestellt – und auch so bemessen, dass sich der Schaft im Anschlag an weiblichen Rundungen bequem vorbeiführen lässt. Seine Länge beträgt 34,5 cm – was zwischen 160 und 175 cm Körpergröße gut passen sollte.
Die Senkung an der Nase beträgt 35 mm – dieser Wert bestimmt die Kopfauflage in der Höhe und die Ausrichtung des Auges zur Visierlinie – und beeinflusst die Trefferlage in der Höhe. Die Senkung an der Kappe (55 mm) beschreibt die Länge von der Abzugsmitte bis zum höchsten Punkt des Schafts. Die Holzqualität (Pistolengriff mit leichtem Monte-Carlo-Rücken) liegt in der unteren Mittelklasse, was beim Preis nicht überrascht. Das mittelbraune Nussbaumholz mit feiner Längsmaserung schließt mit einer schmalen schwarzen Gummikappe. Zwischen ihr und dem Schaft findet sich eine 6 mm-Zwischenlage, die sich gegen ein dickeres Zwischenstück wechseln lässt. So ist eine einfache Anpassung der Länge möglich. Riemenbügel sind montiert, die Base für den vorderen ist am unteren Lauf angelötet, die Hintere in den Hinterschaft geschraubt. Die Fischhaut (maschinell geschnitten) ist nicht sonderlich scharf, aber noch ausreichend griffig.

Treffpunktlage und Deckung passen 
Das Laufbündel der RWJ-Testwaffe schoss gut zusammen – bei aufsitzendem Korn leicht tief. Der gewünschte leichte Hochschuss stellt sich damit von selbst ein, wenn man (wie bei der Jagd üblich) mit etwas sichtbarer Schiene schießt. Die Deckung wurde mit 12/70-Patronen Rottweil Game Edition Taube (2,8 mm/32 g) geprüft – auf rückstoßstarke 12/76er verzichteten wir aus der leichten Flinte gern... Auf die übliche Prüfentfernung (35m) zeigte die Lady eine sehr gute Deckung mit guter Regelmäßigkeit. Wir haben mit ¼- u. ¾-Chokes geschossen – die Abstufung da- zwischen war deutlich sichtbar, aber im Großen und Ganzen schießt die Flinte schon sehr eng. Jagdlich wären offenere Chokes besser– im Lieferumfang sind ja genügend Einsätze enthalten, um die gewünschte Streuung seinen eigenen Bedürfnissen anzupassen. Bei anderen Schrotpatronen (etwa mit Fettfilz-Pfropfen ohne Plastikbecher u. bleifreien Laborierungen) kann das schon ganz anders aussehen. Auf dem Parcours-Stand war die leichte, gut ausbalancierte Flinte für unsere Testschützin ein Genuss – ihr Rückstoß überträgt sich geradlinig in die Schulter u. der zweite Schuss kann sehr schnell folgen. Der Damenschaft passt für Rollhasen genauso gut wie für hohe Überkopf-Tauben.

Resümee: Akkars Churchill Lady ist eine optisch gut aufgemachte und technisch ausgereifte Bockflinte mit sehr guten Abzügen und perfekter Balance, deren Schaft speziell für Damen ausgelegt ist. Herausstechend ist ihr günstiger Preis – für 1 107 € ist die Lady in dieser Klasse konkurrenzlos und kann sich selbst gegenüber deutlich teureren Modellen gut behaupten. Im Lieferumfang ist neben den sechs Wechsel-Chokes sogar noch ein schicker Flintenkoffer enthalten! Norbert Klups