Zielfernrohr GPO Spectra 1,6 - 13 x 44 Kompaktes Multi-Talent
Durch die Nachtsichttechnik haben sich die Ansprüche an ein Zielfernrohr deutlich verändert. Wer bei Dunkelheit ein Vorsatzgerät benutzt, baucht kein lichtstarkes 56er mehr. Wenn man das Zielfern-rohr bei Drückjagd, Pirsch und auf größere Distanz bei gutem Licht einsetzen kann, sind fast alle jagdlichen Situationen abgedeckt. Mit dem Spectra 1,6 - 13 x 44 will GPO genau diesen Ansprüchen gerecht zu werden – wir haben die kompakte Zieloptik ausführlich getestet.
Das 1,6 - 13 x 44 ist ein weiteres Modell der Spectra-Serie, die damit jetzt 20 Modelle, mit 4, 5, 6 oder 8fachem Zoomfaktor umfasst – vom Drückjagdglas über hochvergrößernde Long-Range- bis zu lichtstarken Dämmerungs-Versionen ist alles dabei. Das Neue wurde speziell zum Gebrauch mit Vorsatzoptiken entwickelt und besonders kompakt gehalten. Außerdem hat es ein verstärktes Gehäuse, um Problemen mit Klemmadaptern zu vermeiden. Bei einem Objektivdurchmesser der Linse von 44 mm liegt der Außendurchmesser des Gehäuses bei 51,2 mm – was einer Wandstärke von satten 3,6 mm entspricht. Dank der Parallax-Verstellung von 10 m – ∞ ist es zugleich die ideale Plattform für alle Okular-Aufsatzgeräte.Das Glas ist lediglich 308 mm lang und wiegt 685 g. Optional gibts eine Absehen-Schnellverstellung, der Verstellweg ist mit 320 mm sehr groß, wodurch das Modell auch für Weitschüsse bestens eignet ist. Alle Spectra Zielfernrohre verfügen über den Leuchtabsehen und 30 mm Mittelrohr, Ausführungen mit Schiene gibts nicht. Die Scharfstellung wird am Ende des gepolsterten Okulars vorgenommen, der Gummiring dort ist dann auch das einzige Kunststoffteil am RWJ-Testglas. Die Verarbeitung macht einen sehr wertigen Eindruck – der Turm für die Leuchteinheit ist links am Mittelrohr gegenüber der Seitenverstellung positioniert, dort ist auch die Parallax-Verstellung integriert. Die Leuchtpunkt-Helligkeit lässt sich stufenlos regulieren. Lässt man es versehentlich mal an, ist das aber auch kein Drama, denn eine Automatik schaltet das Leuchtabsehen nach drei Stunden ab, wenn die Waffe nicht bewegt wird. Sinkt die Batteriereserve auf 15 Prozent, blinkt das Leuchtabsehen beim Einschalten und die Batterie sollte in der nächsten Zeit gewechselt werden. GPO verwendet in Deutschland entwickelte (und produzierte) Faserabsehen mit einem sehr kleinen, scharf abgegrenzten Leuchtpunkt. Das Absehen in der 2. Bildebene ist voll aufgedreht sehr hell und in der untersten Einstellung gerade mal zu sehen. Damit ist man für alle Lichtverhältnisse bestens gerüstet. Der gesamte Vergrößerungsbereich wird mit einer halben Umdrehung abgedeckt, der Augenabstand ist mit 95 mm erfreulich groß. Sehr angenehm ist die große Austrittspupille – 8,5 mm bei 1,6facher Vergrößerung. Das ermöglicht ein sehr komfortables Einblickverhalten – gerade wenns mal schnell gehen muss und der Anschlag nicht ganz genau sitzt, ein wichtiger Faktor. Das Sehfeld (25,6 m bei kleinster Vergrößerung) ist für die meisten Drückjagdsituationen ausreichend, auch wenn es kein echtes Drückjagdglas mit einfacher Vergrößerung ersetzt. Das Testglas kam mit einer Innomount-Montage auf eine Howa Superlite (6,5 mm Creedmoore), auf der schlanken, eleganten Büchse macht das kurze Zielfernrohr eine ausgesprochen gute Figur. Das Einschießen war kein Problem, die Absehenverstellung funktionierte fehlerfrei – pro Klick verändert sich die Treffpunktlage um einen Zentimeter auf 100 m. Die Mechanik ist rückkehrgenau, nachdem die Verstellung mehrere Male verändert und wieder auf den Ausgangspunkt zurückgedreht wurde, lagen die Schüsse wieder exakt bei der ersten Gruppe. Die Verstelltürme lassen sich ohne Werkzeug nullen, indem man die obere Abdeckkappe abdreht, den Turm anhebt und in die gewünschte Position dreht und die Kappe wieder aufschraubt. Nach dem Einschießen haben wir aber nicht genullt, sondern die ASV montiert.
Optionaler Ballistik-Turm
Der GPO Ballistikturm besteht aus dem Basis- und vier Ballistik-Ringen, so dass man insgesamt fünf Entfernungen fest justieren kann. Der Wechsel vom Standard- zum Ballistikturm geht ganz einfach – beide Türme sind über eine Zentralschraube befestigt, wird diese gelöst, lässt sich der Turm nach oben abziehen. Der Basisring wird aufgesetzt, mit der Schraube befestigt und nun kann man die vier Ringe in beliebiger Position aufsetzen. Wird dann der Abschlussdeckel aufgeschraubt, sind die vier Ringe gesichert. Der Basisring muss so aufgesetzt werden, dass die Pfeilmarkierung mit dem Markierpunkt am Zielfernrohr übereinstimmt, denn er hat einen Verstell-Stop nach unten, lässt sich also nur zur Änderung der Treffpunktlage nach oben bewegen – praktisch, denn auf 100 m Fleck (o. gewünschtem Hochschuss) eingeschossener Waffe kann man so mit einem Handgriff wieder auf die Ausgangsposition zurückkehren, indem man einfach bis zum Anschlag dreht. Die Auflösung und die Transmission bei Tag und Nacht haben wir im optischen Labor gemessen: Beim Testglas wurde eine Transmission am Tag von 89,9 und bei Nacht von 88,5 Prozent gemessen – für ein Zielferrohr dieser Preisklasse Spitzenwerte. Die Auflösung lag bei zweifacher Anfangsvergrößerung bei hervorragenden 2,9 Winkelsekunden und bei der 13fachen Endvergrößerung bei immer noch guten 6,1 Winkelsekunden.
Test-Schießen auf 100, 200 und 300 m
Wir stellten die beiden Ringe für 200 und 300 m des Ballistikturm zunächst mit den auf der Munitionspackung angegebenen ballistischen Daten ein und schossen dann mit dieser Einstellung auf 200 und 300 m. Auf beiden Distanzen ergaben sich Tiefschüsse – auf 200 m knapp 3, auf 300 m fast 10 cm. Das war bei dem nur 51cm-Lauf der Howa aber zu erwarten. So ein kurzer Lauf kostet schon einige m/sek. Geschwindigkeit. Das Nachjustieren war schnell erledigt – einfach die obere Kappe des Ballistikturmes abschrauben, Ringe abziehen, in korrigierter Position wieder aufsetzen und mit der Kappe sichern. Hat man den realen Geschossfall von 100 auf 200 und weiter auf 300 m ermittelt, ist es auch kein Problem, die Treffpunktlage auf 250 und 350 m zu errechnen und die übrigen Ringe entsprechend zu justieren, so dass das man von 200 - 350 m die Treffpunktlage bequem in 50 m-Schritten einstellen kann. Im Schießkino erwies sich das Spectra mit seinem guten Einblickverhalten als sehr komfortabel. Mit dem serienmäßig angebrachten Schnellverstellhebel lässt sich die Vergrößerung blitzschnell ändern, wenn mal etwas mehr oder weniger Vergrößerung gebraucht wird.
Resümee: Mit dem Vergrößerungsbereich von 1,6 - 13fach und einem 44 mm-Objektiv erfüllt GPO ziemlich genau die Ansprüche des modernen Jägers, der mit Nachtsichttechnik jagt, auch mal etwas weiter schießt (wenn Auflage und Licht passt) und die eine oder andere Drück-/Bewegungsjagd besucht. Auch den Bergjäger wird die kompakte Zieloptik ansprechen. In der Dämmerung ist das Glas ausreichend lichtstark, um Schalenwild zu erlegen, das nicht mit Nachtsichttechnik bejagt werden darf und für Vorsatzgeräte sind die kurze Bauweise und das verstärkte Gehäuse ideal, für Okular-Aufsätze ist der Parallax-Ausgleich hilfreich. Das Leuchtabsehen ist sehr scharf abgebildet und lässt sich bei Tag sehr hell und in der Dämmerung ausreichend lichtschwach einstellen. Der optional erhältliche Ballistikturm rundet das ansprechende Gesamtpaket ab. Das Preis-Leistungsverhältnis ist mit 1 099 € für ein Zielfernrohr mit Achtfach-Zoom (optionaler Ballistikturm: 89 €) hervorragend – unserer Meinung das derzeit interessanteste Modell im umfangreichen GPO-Zielfernrohr-Programm. Norbert Klups