Vergleichstest: Zielfernrohre 3-12 x 56
Zielfernrohre mit 56-mm-Objektiv, 3–12-fachem Vergrößerungsbereich und Leuchtabsehen sind heute die wohl meistverbreiteten Zieloptiken im deutschsprachigen Raum.
JAGDPRAXIS hat sieben davon einem umfangreichen Vergleichstest unterzogen. Aus Jagdpraxis 2/2013.
In unserer ersten Ausgabe haben wir variable Drückjagdzielfernrohre mit Leuchtabsehen getestet, denn durch die ständig zunehmenden Schwarzwildbestände sind Bewegungsjagden heute zwingend notwendig, um die erforderlichen Strecken zu erzielen.
Die zweite Möglichkeit, den schwarzen Gesellen auf die Schwarte zu rücken, ist der Nachtansitz bei Mond oder Schnee. Wer dabei erfolgreich sein will, braucht möglichst lichtstarke Zielfernrohre, denn oft kommen die Sauen genau dann an die Kirrung, wenn Wolken den Mond verdunkeln – oder halten sich im Schlagschatten der Bäume auf.
Bei der Wahl des Vergrößerungsbereiches gibt es zwei Trends – einige Hersteller bevorzugen 2,5 – 10-fach, andere dagegen 3 – 12-fach. Wir haben uns für die 3 – 12-fachen entschieden und auch nur solche Modelle getestet, die genau in diesem Bereich liegen, um echte Vergleichszahlen zu erhalten – 56er-Multizoom-Zielfernrohre (etwa von Swarovski oder Leica) blieben bei diesem Test daher außen vor.
Was macht ein gutes Zielfernrohr zum Ansitz bei schlechtem Licht aus?
Als Jäger muss man zwingend sehen, auf was man schießt und dazu genügend Details erkennen können, um die Kugel an der richtigen Stelle zu platzieren. Das verlangt schon das Gebot der Waidgerechtigkeit. Wichtig ist eine möglichst gute Transmission, in Dämmerung und Dunkelheit ist besonders die Nachttransmission ausschlaggebend.
Gute Auflösung und Randschärfe sind ebenso interessant, um Details erkennen zu können und auch wahrzunehmen, was sich am Rand des Sehfeldes abspielt. Letzteres ist gerade auf engen Schneisen wichtig, um Paketschüsse zu vermeiden. Oft genug werden ansonsten Sauen, die sich von der Seite ins Bild schieben, zu spät erkannt.
Wer bei der Jagd auf Schwarzwild starke (= rückstoßstarke) Kaliber bevorzugt, sollte auch auf einen möglichst großen Augenabstand achten – 8 cm sollten es mindestens sein, um die Augenbraue vor Verletzungen zu schützen.
Interessant ist die Lage des Absehens im Zielfernrohr – bei fast allen europäischen Zielfernrohren befand es sich lange Zeit in der Objektivebene und wurde also mit höherer Vergrößerung dicker und feiner, je mehr die Vergrößerung zurückgenommen wurde. Heute platzieren immer mehr Hersteller das Absehen in der Okularebene, damit auch bei hoher Vergrößerung das Absehen nicht zu viel vom Wild verdeckt.
Wenn ein Leuchtabsehen vorhanden ist, bereitet das auch bei schlechtem Licht keine Probleme, denn das Zentrum des Absehens ist durch Leuchtpunkt oder Leuchtkreuz eindeutig und gut erkennbar markiert. Bei Zielfernrohren mit Leuchtabsehen ist die Anordnung des Absehens in der Okularbildebene damit vorteilhaft. Bei der Fertigung verlangen solche Zieloptiken aber höchste Qualität, denn dabei ist bauartbedingt eine Veränderung der Treffpunktlage beim Vergrößerungswechsel durchaus möglich.
Das Leuchtabsehen selbst sollte sich so weit herunterdimmen lassen, dass es gerade noch wahrgenommen wird. Ist es auch nur einen Tick zu hell, überstrahlt es das Bild und man sieht das Ziel nicht mehr. Wichtig ist auch die gute Bedienbarkeit von Zoomring und Helligkeitsverstellung des Leuchtabsehens. Notwendiges Nachregulieren sollte auch im Anschlag bequem möglich sein; dazu die Büchse erst in die Kanzel zurückzunehmen, kostet Zeit und kann auch Geräusche verursachen.
Die Testzielfernrohre
Für den Test wurden sieben lichtstarke Ansitzzielfernrohre 3 - 12 x 56 mit Leuchtabsehen ausgewählt – und zwar unabhängig vom Preis, sodass sich günstige und teure Gläser im Testfeld finden. Die Trennung erfolgt später in der Bestenliste, die in drei Preisklassen unterteilt ist. Ein Modell, das im Test nur mittelmäßig abschneidet, kann also durchaus in seiner Preisklasse später das Referenzglas sein.
Zunächst die sieben Testzielfernrohre im Detail und die Eindrücke des Testteams zu den Bedienelementen.
Meopta Meostar R 1
Zielfernrohre des tschechischen Herstellers Meopta haben sich mittlerweile auf dem Ausrüstungsmarkt gut etabliert, v. a. durch ihr bekannt gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Meostar R 1 ist mit einer Gesamtlänge von 363 mm recht kompakt und wiegt nur 665 g. Seine schwarz eloxierte Oberfläche ist sehr glatt und erwies sich als kratzfest.
Die Höhen- und Seitenverstellung arbeitet mit einer feinen Klickrastung und verstellt das Absehen auf 100 m in Schritten von 0,7 cm je Klick. Der Vergrößerungswechsel erfolgt über erfreulich kurze Verstellwege. Der Drehknopf zur Absehenbeleuchtung sitzt ähnlich wie bei Schmidt & Bender, Zeiss oder Kahles links am Mittelrohr.
Die Intensität des Leuchtpunkts ist in sieben Stufen verstellbar, wobei die Beleuchtung in den Zwischenstufen abschaltet. Diese Zwischenabschaltung kennt man von Schmidt & Bender, sie hat den Vorteil, dass beim Ansitz einmal die ideale Leuchtstufe eingestellt und dann die Beleuchtung batteriesparend durch eine halbe Stufe vor- oder zurückgeschaltet werden kann. Taucht Wild auf, genügt es, eine halbe Stufe weiterzudrehen und die vorher ermittelte optimale Leuchtintensität steht zur Verfügung. Das geht wesentlich schneller, als den Regler aus der Ausgangsposition hochzudrehen und man hat sofort die richtige Einstellung.
Das Absehen ist in der zweiten Bildebene angeordnet und vergrößert sich nicht mit. Der Ring zur Vergrößerungsverstellung ist angenehm griffig und hat bei 6-fach einen fühlbaren Nocken, sodass die gerade eingestellte Vergrößerung auch bei Dunkelheit ganz gut ertastet werden kann. Wahlweise ist das Glas auch mit Zeiss-Innenschiene erhältlich.
Mit einem Verkaufspreis von 969 € bewegt sich Meopta im Bereich der oberen Mittelklasse.
Burris Four-X
Das Burris Zielfernrohr aus der neuen Modellreihe Four-X wurde speziell für den europäischen Markt konzipiert. In den USA ist der zum Beretta-Konzern gehörende Hersteller Burris eine große Nummer auf dem ZF-Markt, doch die dortigen Modelle sind für den europäischen Jagdgebrauch wenig ansprechend. Bei der Four-X Serie ist das anders – das Glas hat einen 30 mm Mittelrohrdurchmesser und die Scharfeinstellung wird am Ende des Okulars vorgenommen.
Der Turm für das Leuchtabsehen findet sich links am Mittelrohr gegenüber der Seitenverstellung. Damit geht Burris auf Geschmack und Anforderungen europäischer Jäger ein, die sich mit der US-Dioptrienverstellung vor und dem Turm der Leuchteinheit auf dem Okular nie recht anfreunden konnten. Der Ring zur Vergrößerungseinstellung ist dick gummiarmiert und griffig. Auch der Okularrand ist mit Gummi abgepolstert. Dabei haben die amerikanischen Entwicklungsingenieure ihre Hausaufgaben gut gemacht. Die samtschwarze, matte Oberfläche erwies sich als etwas kratzempfindlich.
Die Staubschutzkappen der Höhen- und Seitenverstellung weisen eine griffige, grobe Rändelung auf, das Drehrädchen des Leuchtabsehens ist feiner geriffelt, aber auch recht griffig. Mit einer Gesamtlänge von 365 mm und gewogenen 605 g Gewicht (Herstellerangabe 630 g) ist die neue Serie auch deutlich kürzer und leichter geworden. Pro Klick verändert sich die Treffpunktlage um 7 mm auf 100 m.
Das Testglas war mit dem Absehen 4 LP ausgestattet, einem 4er-Absehen mit feinem Balken und rotem Leuchtpunkt. Die Intensität des Leuchtpunktes ist in 10 Stufen verstellbar, wobei die Beleuchtung wie beim Meopta in den Zwischenstufen abschaltet. Das Absehen liegt in der zweiten Bildebene. Eine Automatik schaltet das Leuchtabsehen nach zwei Stunden aus.
Das Burris Four-X zeigte sich im JAGDPRAXIS-Test als nach modernsten Gesichtspunkten konzipiertes und voll ausgestattetes Zielfernrohr. Mit einem Preis von lediglich 599 € ist es im unteren Preisbereich positioniert.
Kahles Helia CSX
Der österreichische Hersteller Kahles begann mit der CSX-Serie, seine Zieloptiken mit Digitaltechnik auszustatten. Es ist kein Rädchen mit verschiedenen Beleuchtungsstufen für die Absehensbeleuchtung mehr vorhanden, sondern die Digitaltechnik zog ein: Durch Herausziehen des multifunktionalen Bedienungselements (ON) an der linken Seite des Fernrohrkörpers wird dieses entriegelt und die Beleuchtung eingeschaltet. Der rote Indikatorring ist jetzt sichtbar und die digitale Steuereinheit ist im Betriebsmodus.
Die Beleuchtung des Absehens arbeitet in der Einschaltintensität. Durch Drehen und Halten auf Anschlag des multifunktionalen Bedienungselementes in plus (+) oder minus (–) Richtung wird die Beleuchtungsintensität erhöht oder reduziert. Die ideale Beleuchtungsintensität wird so den jeweiligen Lichtverhältnissen digital angepasst. Doch das Kahles kann noch mehr.
Der Leuchtpunkt wird selbstständig aus- und wieder anschaltet, wenn die Waffe aus einer waagerechten Position genommen wird – und zwar so schnell, dass man es als Benutzer gar nicht mitbekommt. Beim Blick durchs Zielfernrohr ist das Leuchtabsehen also immer an. In der Ecke der Kanzel oder im Waffenschrank ist die Leuchteinheit automatisch immer abgeschaltet. Das spart Strom und das Leuchtabsehen ist garantiert an, wenn es gebraucht wird.
Ein großer Vorteil der Digitaltechnik ist dazu die völlige Geräuschlosigkeit, alles funktioniert völlig lautlos. Die Vergrößerungsverstellung wird über einen gummiarmierten Verstellring vorgenommen, der bei 6-fach einen fühlbaren Nocken hat. Das Absehen liegt in der zweiten Bildebene und die Scharfstellung wie bei europäischen Zieloptiken üblich am Okularende.
Der Rohrkörper mit 30 mm Mittelrohrdurchmesser wird aus einem Stück Aluminium gedreht, wahlweise ist auch eine Ausführung mit Swarovski-Innenschiene zu haben.
Die Absehenverstellung verändert die Treffpunktlage auf 100 m um einen Zentimeter pro Klick.
Mit einer Gesamtlänge von 356 mm und einem Gewicht von 580 g ist das CSX erstaunlich kurz und leicht. Beim Preis haben sich die Österreicher mit 2 064 € aber eher bei den „Schwergewichten“ der Branche etabliert.
Leapers EZ Tap Accushot
Leapers Zielfernrohre werden in China gefertigt und in Deutschland von verschiedenen Händlern (z. B. Alljagd o. Waffen Schumacher) angeboten. Preislich gehören sie zur untersten Klasse. Das 3-12 x 56 Accushot ist für überschaubare 409 € zu haben, technisch wird dafür eine Menge geboten.
Das Leuchtabsehen lässt sich sogar wahlweise rot oder grün beleuchten. Das Accushot hat ein 30-mm-Mittelrohr und ein sauber tiefschwarz eloxiertes Aluminiumgehäuse.
Bei der Absehenverstellung wird erheblicher Aufwand betrieben – es sind nullbare Schnellverstelltürme montiert, die sich durch darunter liegende grob gezahnte Ringe blockieren lassen. Damit ist eine unbeabsichtigte Verstellung ausgeschlossen – eine clevere Idee.
Das Absehen verstellt je Klick sehr fein mit 1/8 MOA-Schritten, das sind 0,36 cm auf 100 m. Links am Rohrkörper ist ein Parallaxeausgleich angebracht, der von 10 m bis unendlich reicht. Die Scharfjustierung arbeitet nach europäischem Vorbild als Schnellverstellung am Okularende.
Die Leuchteinheit auf dem Okular wird über zwei Drucktasten gesteuert. Die linke Taste für Grün, die rechte für rot. Eine Taste drücken, so schaltet das Leuchtabsehen in der gewünschten Farbe ein, werden beide Tasten gleichzeitig gedrückt, heißt das Abschalten.
Um die Leuchtintensität zu ändern, wird getippt, dazu stehen neun Stufen zur Verfügung. Es kann immer nur nach unten gedimmt werden, heller schalten geht nicht so einfach. Ist das Absehen zu dunkel, muss komplett durchgeschaltet werden, bis die gewünschte Helligkeit erreicht ist.
Das Testglas war mit einem Absehen 4 in zweiter Bildebene mit Leuchtpunkt ausgestattet. Mit 350 mm ist das Leapers sehr kompakt, wiegt dafür aber 793 g (Herstellerangabe 780 g).
Eine technisch interessante Optik zu einem mehr als günstigen Preis, sogar eine aufschraubbare Sonnenblende und klappbare Okular- und Objektivdeckel werden mitgeliefert.
Zeiss Victory HT
Zielfernrohre und Ferngläser von Zeiss gelten als extrem lichtstark und viele „Nachtjäger“ schwören auf die Optiken aus Wetzlar. Die neue HT-Baureihe bekam nicht nur neue Linsen, auch am Design wurde eine Menge verändert. Die Formen sind fließender geworden – das Objektiv ist nicht mehr scharf abgegrenzt, sondern geht in geschwungener Linie in den Rohrkörper über.
Das neue Okular ist etwas kürzer, wodurch sich die Baulänge gegenüber einem Varipoint um 10 mm verringert. Wog das Varipoint noch 640 g, bringt ein HT nur noch 598 g auf die Waage. Die Rastung der Absehenverstellung verändert die Treffpunktlage bei einem Klick um 1 cm auf 100 m.
Die Verstellknöpfe für Höhe und Seite lassen sich ohne Werkzeug bedienen und sind griffig. Ihre einstellbare Nullposition erlaubt es auch, problemlos zur Absehenstellung einer bereits eingeschossenen Laborierung zurückzukehren. Nach dem Einschießen hebt man einfach den Rändelring an und stellt den dicken Strich am Ende der Skala auf den Indexpunkt – eben die Nullposition.
Noch besser ist es, das Glas gleich mit einer Absehenschnellverstellung (ASV) zu ordern, da lässt sich das bequem ohne Schrauben an den Abdeckkappen machen. Bei Weitschüssen wird einfach auf die entsprechende Schussdistanz gestellt. Zum Lieferumfang mit ASV ausgestatteter Zeiss-Modelle gehört ein kompletter Satz leicht
austauschbarer, gravierter Ringe, die den Geschossabfall nahezu aller am Markt erhältlichen Laborierungen abdecken. Unser Testglas war damit ausgestattet.
Der Leichtmetall-Rohrkörper ist 2 mm dick und besteht aus einem Stück. Der gummierte Verstellring für die Vergrößerung ist griffig und hat einen Knubbel bei 6-facher Vergrößerung. Für den gesamten Verstellbereich reicht eine halbe Umdrehung. Zeiss verwendet jetzt HT-(High Transmission) Linsen von Schott, die für einen sehr geringen Lichtverlust sorgen.
Das Absehen wird aus einem Glasfaserfaden gefertigt, der lediglich 0,04 mm dick ist – zum Vergleich: Das ist weniger als die Hälfte eines menschlichen Haares. In der Mitte ist er dazu noch schräg abgeschnitten und poliert. Dort wird der Leuchtpunkt gebildet. Der Durchmesser beträgt an dieser Stelle nur noch 0,025 mm.
Wird das Leuchtabsehen abgeschaltet, steht das normale Fadenkreuz zur Verfügung – ohne störenden schwarzen Punkt in der Mitte, wie bei den meisten Glasabsehen üblich.
Das Absehen lässt sich stufenlos dimmen und der eingestellte Wert wird gespeichert, wenn die Beleuchtung ausgeschaltet wird. Nach drei Stunden ohne Veränderung schaltet sich das Leuchtabsehen automatisch ab. Eine schwache Batterie wird durch Blinken des Leuchtpunktes angezeigt.
Das neue Zeiss ist ein formschönes, edel verarbeitetes Zielfernrohr, das aber auch 2 155 € kostet – natürlich ohne ASV.
Luger Pro NA
Ferngläser, Spektive und Zielfernrohre von Luger werden in Fernost gefertigt. Der Import erfolgt über Optamit, vertrieben werden sie in Deutschland hauptsächlich über Alljagd. Es gibt verschiedene Baureihen, von denen die Pro NA-Serie bei Zielfernrohren die Spitzenmodelle stellt.
Das für unseren Test benutzte 3 - 12 x 56 ist mit 599 € das teuerste Luger-Zielfernrohr für den europäischen Markt, entsprechend ist seine Ausstattung:
Die Leuchteinheit ist als dritter Turm links am 30 mm dicken Mittelrohr angebracht und erlaubt ein Dimmen des Leuchtpunktes in 11 Stufen. Der Verstellknopf der Absehenbeleuchtung verursachte ein deutlich hörbares Klicken.
Das Testglas hatte ein Absehen 4 A mit Leuchtpunkt. Eine Abschaltautomatik für das Leuchtabsehen ist nicht vorhanden. Das Absehen liegt auch beim Luger in der zweiten Bildebene.
Der ziemlich glatte Verstellring für die Vergrößerung ist blau eloxiert und erlaubt die Nutzung des Vergrößerungsbereiches über eine halbe Umdrehung. Als wenig haltbar erwies sich die weiße Beschriftung des Zielfernrohres – schon durch etwas Hantieren rieben sich die weißen Buchstaben ab und auch die Eloxierung des Rohrkörpers ist ziemlich anfällig gegen Kratzer.
Die Schnellverstellung zum Fokussieren liegt am Okularende, die Absehenverstellung verändert die Treffpunktlage je Klick um 0,7 cm auf 100 m. Die Schutzkappen für die Höhen- und Seitenverstellung sind angenehm geriffelt.
Mit einer Baulänge von 360 mm und einem Gewicht von 648 g liegt das Luger im Normalbereich für Zielfernrohre mit den Kenndaten 3 - 12 x 56 – eine Zieloptik der unteren Preisklasse mit Komplettausstattung.
Docter Unipoint
Das letzte Zielfernrohr unserer Testreihe kommt von Docter Optic (Analytik Jena AG/vormals Carl Zeiss Jena). Das Unipoint ist das Spitzenmodell von Docter und verfügt über eine Absehenbeleuchtung mit digitaler Steuerung (Tip Control).
Die gesamte Absehenbeleuchtung wird über eine Tipptaste links am Mittelrohr gesteuert. Ein Doppelklick schaltet die Beleuchtung wie bei einer PC-Maus an oder aus. Längeres Drücken der Steuertaste leitet die Helligkeitsregelung ein:
Es wird zunächst nach oben, also heller geregelt. Beim Loslassen der Taste bleibt die Einstellung erhalten. Erneutes Drücken leitet die Regelung nach unten ein. Bei Erreichen der maximalen oder minimalen Intensität blinkt das Absehen, die Taste muss dann losgelassen werden, um wieder eine Richtungsänderung einzuleiten. Ein Dreifachklick beim Einschalten ruft die zuletzt benutzte Einstellung ab.
Nach drei Stunden ohne Tastenbetätigung schaltet sich das Leuchtabsehen automatisch aus – eine sehr komfortable und einfache Steuerung, dazu völlig lautlos. Das Absehen liegt in der zweiten Bildebene. Neben einem Absehen 4 mit Leuchtpunkt hat Docter auch ein Absehen Null im Programm, das nur einen roten Punkt ohne Balken aufweist.
Der Ring zum Vergrößerungswechsel ist breit und gut geriffelt, eine halbe Umdrehung reicht aus. Auch hier ist bei 6-fach ein Nocken fühlbar. Die Scharfstellung am Okularende ist weich mit Gummi gepolstert.
Die Absehenverstellung mit Klickrastung lässt sich nullen und verändert die Treffpunktlage um einen Zentimeter auf 100 m. Wahlweise ist auch eine Ausführung mit Zeiss-
Innenschiene lieferbar. Die schwarze Eloxierung des aus einem Stück gefertigten Rohrkörpers erwies sich als kratzfest und widerstandsfähig.
Mit 376 mm Gesamtlänge ist das Docter das längste Glas im Testfeld, sein Gewicht liegt bei 680 g. Preislich liegt das Unipoint mit 1 419 € im Mittelfeld – für ein Zielfernrohr Made in Germany in dieser Ausstattung erstaunlich günstig.
Messung im Labor
Alle sieben Testgläser wurden im optischen Labor für Technische Optik und Optoelektronik der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg gemessen. Die Ergebnisse haben wir in einer übersichtlichen Tabelle zusammengefasst. Außerdem haben wir den Laborleiter, Prof. Dr. Hanskarl Treiber, gebeten, zu jedem Zielfernrohr eine kurze Stellungnahme zu den gemessenen Daten abzugeben. Hier zunächst also die Einschätzung des JAGDPRAXIS-Optikexperten zu den einzelnen Modellen.
Zusammenfassung der Messergebnisse
Erfreulicherweise wurden die maximale Vergrößerung, der Fehlsichtigkeitsausgleich, der Gesamteinstellbereich und der Austrittspupillen-Längsabstand von allen Prüflingen innerhalb der von der Norm zugelassenen Grenzen erfüllt. Auch das Auflösungsvermögen war ohne Ausnahme sehr gut. Den Schusstest haben alle Muster bestanden.
Große Unterschiede gab es beim Sehwinkel, der Öffnung, der Vergrößerung bei nominell 3-fach, der Transmission und beim Leuchtabsehen.
Luger
Während die maximale Vergrößerung mit 12,3- fach gut in der Norm liegt, lag die minimale Vergrößerung mit 3,7-fach 19 Prozent über dem Nennwert und erfüllt damit die Normvorgabe nicht. Auch die Eintrittspupille ist mit nur 46,5 mm um 17 Prozent unter dem Datenblattwert. Bei geringster Vergrößerung ist die Pupille nur 20,5 mm, während andere Gläser hier Werte von meist 45 mm bieten. Zusammen mit der bescheidenen Transmission von nur etwa 70 Prozent ergibt sich ein vergleichsweise merklich dunkleres Bild. Das Sehfeld ist das kleinste aller Muster.
Der mechanische Aufbau bedingt eine merkliche Änderung des Zielpunktes beim Vergrößerungswechsel. Der Fehlsichtigkeitsausgleich erfüllt mit +2,75 bis –1 Dioptrien noch die Norm, ist aber für kurzsichtige Benutzer ungeeignet. Das Leuchtabsehen des Luger ist dunkel und ungleichmäßig.
Fazit: Schlechtestes Glas im Test, das in mehreren Punkten die Norm nicht erfüllt.
Zeiss Victory HT
Dieses Glas erfüllt in allen Punkten die Anforderungen an Hochleistungszielfernrohre. Das Sehfeld ist mit 12,3 bzw. 3,4 m/100 m sehr hoch; die Auflösung mit nur 3 Winkelsekunden optimal. Die spektrale Transmission ist die beste der Prüflinge; lediglich der Durchmesser des Leuchtpunktes erscheint etwas klein – bestes Glas im Test.
Burris Four X
Das Glas bietet bei den Vergrößerungs- und Pupillenwerten optimale Ergebnisse. Das Sehfeld ist mit 10,5 bzw. 3,44 m/100 m groß, die Transmission besser als beim Luger, aber nicht im Bereich der Spitzenoptiken. Die Auflösung liegt bei maximaler Vergrößerung nahe beim Bestwert. Das Leuchtabsehen strahlt nicht sehr gleichmäßig.
Fazit: Ein mechanisch ausgezeichnetes Glas ohne gravierende Mängel; für die Jagd bei schlechtem Licht nur eingeschränkt brauchbar.
Meopta Meostar R1
Dieses Modell verfehlt bei der maximalen Vergrößerung mit –5,8 Prozent nur knapp den Wert für Hochleistungsfernrohre. Alle anderen Daten entsprechen fast der Spitzenklasse – die Feldwinkel sind hoch, die Transmission mit 87 Prozent bei Nacht sehr gut. Das Glas hat das zweitbeste Leuchtabsehen.
Fazit: Ein ausgezeichnetes Glas ohne Mängel.
Docter
Auch dieser Hersteller verfehlt beim Wert der maximalen Vergrößerung mit –7,5 Prozent den Wert für Hochleistungsfernrohre. Die Pupillen sind groß und das Sehfeld erreicht mit 9,6 bzw. 3,6 m/100 m den höchsten Wert bei maximaler Vergrößerung. Die Transmission ist mit 84 Prozent gut, das Auflösungsvermögen das beste im Test. Das Leuchtabsehen ist vorbildlich, gleichmäßig leuchtend über die gesamte Fläche.
Fazit: Ein ausgezeichnetes Glas mit besonders hoher Auflösung und gutem Leuchtabsehen.
Leapers SCP3 Accushot
Dieses Modell erreicht mit einer maximalen Vergrößerung von 12,4 den Wert für Hochleistungsfernrohre, dafür weicht die minimale Vergrößerung mit 3,9 über 23 Prozent vom Sollwert ab; erfüllt damit nicht die Vorgaben von DIN ISO 14135.
Die Pupillenwerte sind sehr gut, das Sehfeld mit nur 9,2 bzw. 2,95 m dagegen am Ende der Testkandidaten. Auch die Transmission erreicht nicht mal 70 Prozent. Das Auflösungsvermögen ist ordentlich, das rote oder grüne Leuchtabsehen ungleichmäßig strahlend, der Leuchtfleck zu klein.
Fazit: Ein brauchbares Zielfernrohr mit Mängeln, die man bei entsprechendem Preis verschmerzen kann, ungeeignet für die Jagd bei schlechtem Licht.
Kahles Helia CSX
Die österreichische Premiummarke erreicht bei allen in der Norm genannten Parametern die Werte für Hochleistungszielfernrohre. Die Eintrittspupille bei kleinster Vergrößerung liegt mit nur 32 mm unter dem Durchschnitt.
Das Sehfeld liegt bei maximaler Vergrößerung in der Spitzengruppe und erreicht bei minimaler Vergrößerung mit 12,3 m/100 m zusammen mit dem Zeiss den Bestwert.
Die Transmission liegt über 87 Prozent, die Auflösung allerdings etwas unter den Bestwerten. Das Leuchtabsehen ist ordentlich rund und weitgehend gleichmäßig strahlend.
Fazit: Ein ausgezeichnetes Glas ohne Mängel.
Soweit die Einschätzungen des Optikexperten.
Nach den Labormessungen wurden die Zielfernrohre von unserem Testteam in der Dämmerung verglichen. Bei lichtstarken Ansitz-Zielfernrohren haben wir den Schwerpunkt auf die Leistung unter schlechten Lichtbedingungen gelegt.
Dabei ging es aber auch darum, das Handling zu bewerten und zu überprüfen, ob die Labormessungen auch subjektiv vom menschlichen Auge so empfunden werden.
So ist es durchaus möglich, dass dicht beieinanderliegende Labor-Messwerte in der Praxis vom menschlichen Auge gar nicht mehr unterschieden werden können. Ein Modell allein dafür besser zu bewerten, weil es Top-Labormesswerte hat, die vom Auge aber gar nicht mehr verarbeitet werden können, wäre weder fair noch im Sinne des Käufers.
Hier die subjektive Beurteilung der einzelnen Zielfernrohre, dem JP-Testteam waren die Messdaten aus dem Optiklabor vorher nicht bekannt:
Beim Handling konnten Zeiss, Kahles und Docter am besten gefallen. Ihr Zoomring ließ sich leicht und ruckfrei bedienen, das Leuchtabsehen war gut einstellbar. Besonders die digitalen Leuchteinheiten von Kahles und Docter waren dabei sehr komfortabel. Bei diesen drei Optiken wurden keine gravierenden Unterschiede beim Handling festgestellt, sie bekommen die volle Punktzahl.
Dicht danach folgt Meopta, hier zogen die Tester einen Punkt für die fehlende Abschaltautomatik ab. Wird vergessen, das Leuchtabsehen auszuschalten, ist schnell die Batterie leer. Eine Abschaltautomatik bedingt keinen großen technischen Aufwand und sollte bei einem modernen Zielfernrohr an Bord sein.
Dann folgten Burris und Leapers, die beim Handling keine großen Schwächen zeigen. Die digitale Leuchteinheit des Leapers gefiel sehr gut, doch ist die Abstufung etwas zu gering. Die Möglichkeit, das Absehen auch grün erstrahlen zu lassen, bringt in der Praxis keinen großen Nutzen. Diese beiden Optiken erhielten vom Testteam 7 Punkte.
Einen Punkt weniger wurde an Luger vergeben – der Zoomring geht etwas hakelig und der Dioptrienausgleich, der nur bis Minus 1 dpt reicht, ist beim Gebrauch lästig. Gerade bei Nacht müssen viele Benutzer in den Minusbereich regeln.
Bei der Beurteilung des Leuchtpunktes schnitten nur Zeiss, Meopta, Kahles und Docter gut ab. Ihre roten Zielpunkte sind mittig platziert und scharf abgegrenzt. Die Abstufung der Dimmung ist fein genug, die Helligkeit lässt sich weit genug herunterregeln. Im Gegensatz zu den Aussagen der Optikexperten im Labor gefiel dem Testteam der kleine Leuchtpunkt des Zeiss HT sehr gut.
Zusammen mit dem Docter gefiel das Leuchtabsehen des Zeiss am besten, doch auch Kahles und Meopta haben einen sehr guten Leuchtpunkt für die Dämmerungsjagd. Diese vier Modelle bekommen die vollen 10 Punkte.
Beim Burris ist der Leuchtpunkt gut zentriert, aber etwas flau. Das reicht gerade noch für 7 Punkte. Noch schlechter schnitten Leapers und Luger ab, deren Leuchtpunkte sind weder gut zentriert noch klar abgegrenzt, mehr als 5 Punkte sind dafür nicht drin.
Das beste optische Gesamtpaket hat eindeutig das Zeiss HT. Es liefert ein helles, randscharfes Bild mit perfekter Auflösung. Das Kahles steht dem nicht viel nach, auch hier waren unsere Tester der Meinung, es hätte wie das Zeiss die volle Punktzahl verdient.
Meopta und Docter folgen dahinter auf gleicher Höhe. Bei der Randschärfe sind sie etwas schlechter und auch die Farbechtheit liegt nicht auf der Höhe von Zeiss und Kahles, wobei dieser Faktor bei der Nachtjagd kaum eine Rolle spielt – nachts sind alle Sauen schwarz. Die Randschärfe ist dagegen weitaus wichtiger. Dafür gab es 8 Punkte.
Danach kommt ein ziemliches Gefälle, was aber auch vom Preis her nicht verwundert. Das Burris wurde mit 6 Punkten bewertet. Kontrast, Randschärfe und Farbechtheit sind deutlich schlechter, aber für ein Glas dieser Preisklasse in Ordnung – mehr kann man für nicht mal 600 € nicht erwarten.
Die beiden noch günstigeren Gläser bekamen 5 Punkte – Luger und Accushot sind für die Jagd bei schlechtem Licht ungeeignet.
Endabrechnung
Die Einschätzung des Testteams und des Optiklabors liegen im Wesentlichen dicht beieinander. Zur etwas unterschiedlichen Bewertung der Leuchtabsehen kam es, weil bei der Hochschule Wissenschaftler messen, während es sich beim JAGDPRAXIS-Testteam um erfahrene Jäger handelt, deren Sichtweise etwas anders ist.
Kommen wir zur Punktewertung:
Beim Sehfeld sind 10 Punkte zu vergeben, die ein Glas mit 12 oder mehr Meter bei kleinster Vergrößerung erhält. Das schafften Zeiss und Kahles, die beide ein identisches Sehfeld von 12,3 m haben. Für jeden Meter weniger gibt es einen Punkt Abzug, damit bekommen Meopta und Burris noch 8 und die übrigen drei Gläser je 7 Punkte.
Bei der Schussfestigkeit bestanden alle Optiken und erhalten daher 10 Punkte. Es ist erfreulich, dass auch die günstigen Optiken schussfest sind. Bei der Auflösung zeigten auch die preiswerten Optiken sehr gute Werte, sodass alle Testgläser die volle Punktzahl erreichten. Alle Zielfernrohre haben eine Auflösung von 6 oder besser.
Beim Augenabstand werden für 80 mm oder mehr 10 volle Punkte gegeben – maßgeblich ist der Abstand bei maximaler Vergrößerung, weil Ansitzgläser in der Regel nicht mit Minimalvergrößerung benutzt werden. Über 80 mm liegen nur die preislich höher liegenden Gläser von Zeiss, Kahles, Docter und Meopta.
Das Burris verpasst mit 78 mm Augenabstand knapp die vollen 5 Punkte und muss sich mit 4 begnügen. Leapers und Luger bekommen für 72 und 73 mm Augenabstand nur 3 Punkte.
Die Transmission ist beim Zielfernrohren für die Dämmerung von ausschlaggebender Bedeutung. Gemessen wurde sie bei Tag und Nacht sowie bei höchster und niedrigster Vergrößerung. Für die JAGDPRAXIS-Vergleichswertung wurde die Nachttransmission bei höchster Vergrößerung gewählt – ab 90 Prozent gibt es volle 15 Punkte, jedes Prozent darunter bedeutet einen Punkt Abzug.
In dieser Königsdisziplin trennte sich die Spreu vom Weizen. Über 90 Prozent und damit auf die volle Punktzahl kommt nur das Zeiss HT. Meopta und Kahles folgen mit identischen 87,1 Prozent, was besonders für das preiswerte Meopta ein vorzüglicher Wert ist. Dafür gibt es 12 Punkte. Das Docter liegt bei 84 Prozent und bekommt noch 9 Punkte. Danach kommt lange nichts mehr.
Beim Burris reicht es noch zu einem, Leapers und Luger bekommen 0 Punkte, ihre Nachttransmission liegt satte 20 Prozent unter den Top-Modellen – da wird es bei nachlassendem Licht sehr schnell dunkel.
Eine Überraschung gab es bei der Bewertung in der Kategorie gemessene Vergrößerung, denn dabei gab es teilweise deutliche Abweichungen oberhalb der Toleranzgrenze von 5 Prozent. Nur Zeiss, Kahles und Burris liegen innerhalb der Toleranz und bekommen 5 Punkte. Einen Punkt weniger bekommt Meopta, da dessen maximale Vergrößerung nur mit 11,3 gemessen wurde.
Das Docter muss sich mit 2 Punkten begnügen, die gemessene Maximalvergrößerung beträgt nur 11,1. Die beiden Optiken von Leapers und Luger haben dagegen Probleme bei der Anfangsvergrößerung. Beim Luger liegt sie bei 3,7-fach, beim Leapers sogar bei 3,9-fach, damit sind beide so weit außerhalb der Toleranzgrenze, dass es keine Punkte mehr gibt.
Bei der Kontrolle der Treffpunktlage beim Wechsel der Vergrößerung überschritten Luger und Docter die Toleranzgrenze von 2 cm. Das Docter nur knapp, was mit einem Punkt Abzug bewertet wird, das Luger bekommt nur 3 Punkte.
Der letzte Punkt ist das Preis-Leistungs-Verhältnis: Teuerstes Test-Modell ist das Zeiss HT mit 2.155 €. Dafür bekommt man aber auch ein Zielfernrohr mit sehr großem Sehfeld, höchster Transmission und ohne optische Mängel. Trotzdem ein stolzer Preis, der für viele Jäger außerhalb der finanziellen Möglichkeiten liegt, dafür vergaben wir 7 von 10 Punkten.
Das Kahles ist mit 2.064 € nur unwesentlich günstiger, hat ein gutes Optikpaket, ein identisches Sehfeld, aber weniger Transmission. Dafür gab es 6 Punkte. Meopta hat zwar weniger Sehfeld, aber eine gute Transmission, ein tolles Leuchtabsehen und keine großen Schwächen – für 969 € (also weniger als die Hälfte) ein tolles Zielfernrohr. Das war JAGDPRAXIS 9 von 10 Punkten wert.
Auch Docter bietet für 1.419 € eine Menge, hat ein geringeres Sehfeld als Meopta, dafür aber ein tolles Leuchtabsehen. Das war uns 8 Punkte wert. Die Bewertung der drei günstigen Optiken ist schwierig, den besten Gegenwert bekommt man noch beim Burris – für 599 € ist das Glas nicht schlecht, auch wenn es an die Spitzenoptiken nicht ansatzweise herankommt – gerade noch brauchbar für die Jagd bei schlechtem Licht. Das war den Testern 7 Punkte wert.
Leapers und Luger bauen schussfeste Zielfernrohre zum günstigen Preis. Ihre Transmission ist aber deutlich zu gering – eher für Sportschützen als für Jäger zu empfehlen, dafür gab es noch 5 Punkte.
Gesamtwertung
Die Auswertung aller Kriterien zeigt, dass ein sehr gemischtes Testfeld am Start war. Top-Modell und mit 97 Punkten das neue Referenz-Zielfernrohr von Jagdpraxis ist eindeutig das Zeiss HT. Es kostet zwar eine schöne Stange Geld, ist zur Nachtjagd aber auch ein Super-Zielfernrohr.
Platz 2 belegt das Kahles mit sehr guten 93 Punkten. Seine Nachttransmission ist um 4 Prozent niedriger, was junge Jäger mit guten Augen durchaus wahrnehmen können. Abzüge kostete sein satter Preis, denn das Kahles ist nicht mal 100 € billiger als das Zeiss.
Preis-Leistungssieger unseres Vergleichstests ist eindeutig das Meopta, das ebenfalls eine Nachttransmission von über 87 Prozent hat, aber unter der „Schallmauer“ von 1.000 € bleibt – ein sehr lichtstarkes Zielfernrohr mit gutem optischen Gesamtpaket zum sehr günstigen Preis.
Auch Docter bietet ein gutes optisches Paket mit tollem Leuchtabsehen. Seine Nachttransmission ist aber noch 3 Prozent geringer als beim Meopta, obwohl das Glas deutlich teurer ist.
Die restlichen Zieloptiken sind für ernsthafte Nachtjäger nicht mehr zu empfehlen. Auch wenn sie günstig sind, werden Jäger damit bei schlechtem Licht kaum glücklich.
Aber auch die Billig-Zielfernrohre sind alle schussfest und haben eine gute Auflösung. Wird ein günstiges Zielfernrohr zum Ansitz bis in die Dämmerung gesucht, ist das Burris für 599 € durchaus brauchbar. Mechanisch gibt es nichts zu beanstanden, sein Bild ist klar und kontrastreich.
Wer nur bei gutem Mond oder Schnee jagt, kann damit auch gute Erfolge erzielen. Wächst der Wildschaden aber ständig, sollte man lieber etwas tiefer in die Tasche greifen – ein Meopta sollte es schon mindestens sein.
So haben wir gewertet
In diese Kategorie fallen variable Zielfernrohre mit mind. 56 mm Objektivdurchmesser, die mit einem Leuchtabsehen ausgestattet sind.
Sehfeld (max. 10 Punkte)
Bei einem Dämmerungszielfernrohr ist das Sehfeld von großer Bedeutung, da bei der Saujagd oft auf kurze Distanz geschossen wird. Über 12 m Sehfeld bei kleinster Vergrößerung bedeutet die volle Punktzahl. Für jeweils einen Meter weniger wird 1 Punkt abgezogen. Das Sehfeld bei höchster Vergrößerung wird zwar gemessen und angegeben, fließt aber nicht in die Punktewertung mit ein. Es gibt aber Aufschluss über die optische Qualität des Zielfernrohres.
Schussfestigkeit (max. 10 Punkte)
Ein Zielfernrohr, das nicht schussfest ist, ist kaum zu gebrauchen. Daher ist dieser Punkt ein K.-o.-Kriterium. Es gibt entweder die volle Punktzahl, wenn das Glas schussfest ist, oder 0 Punkte.
Auflösung (max. 10 Punkte)
Unter Auflösung versteht man das Vermögen der Optik, zwei dicht nebeneinanderliegende Punkte für den Betrachter noch deutlich trennbar abzubilden. Ein wichtiges Kriterium für die Qualität der Optik. Die Auflösung wird in Winkelsekunden angegeben. Bei einer gemessenen Auflösung von „4“ wäre der Betrachter beim Blick durch die Optik in der Lage, auf 1000 Meter zwei etwa 2 cm voneinander entfernte Punkte als Einzelobjekte wahrzunehmen. Bei einer Auflösung von „10“ wären das zwei 5 cm voneinander entfernte Punkte auf 1000 Meter. Die volle Punktzahl erhalten Optiken, die eine Auflösung von 6 Winkelsekunden schaffen. Für jede Winkelsekunde darüber gibt es einen Abzug von 2 Punkten.
Augenabstand (max. 5 Punkte)
Der Abstand des Auges vom Okular des Zielfernrohres sollte auch bei einem Ansitzzielfernrohr ausreichend groß sein, um Verletzungen zu vermeiden. Bewertet wurde der Augenabstand hier bei höchster Vergrößerung. Für 80 mm Augenabstand gab es die volle Punktzahl, für jeweils 5 mm weniger wird ein Punkt abgezogen.
Transmission (max. 15 Punkte)
Die Transmission ist bei einem Zielfernrohr, das in der Dämmerung eingesetzt wird, von ausschlaggebender Bedeutung. Gemessen wurde die Transmission bei Tag und Nacht, sowie bei höchster und niedrigster Vergrößerung. Um vergleichende Werte zu erhalten, wurde für die Punktewertung die Transmission bei Nacht und bei höchster Vergrößerung gewählt. Ab 90 % Nachttransmission gibt es die vollen 15 Punkte. Jedes Prozent darunter bedeutet einen Punkt Abzug.
Einhaltung der angegebenen
Vergrößerung (max. 5 Punkte)
Der Hersteller eines Zielfernrohres gibt für sein Produkt den Vergrößerungsbereich an. Das ist oft entscheidend für den Kauf. Bei diesem Punkt wird überprüft, ob diese Daten stimmen, oder ob es gravierende Abweichungen gibt. Gemessen wurde die echte minimale und maximale Vergrößerung. 5% Abweichung wird toleriert, für jedes Prozent mehr gibt es einen Punkt Abzug.
Leuchtabsehen (max. 10 Punkte)
Helligkeit, Leuchtdichte und scharfe Abgrenzung des beleuchteten Teils des Absehens sind wichtig und oft kaufentscheidend. Bei einem Dämmerungszielfernrohr ist es wichtig, dass Leuchtabsehen so weit nach unten dimmen zu können, das es nicht überstrahlt. Da es für Leuchtabsehen noch keine zugänglichen Normen gibt, wurde die Qualität des Leuchtabsehens neben den Messungen auch in einer Reihenuntersuchung mit 14 Studenten an der Hochschule ermittelt. Ein scharf abgegrenztes Leuchtabsehen, das sich gut dimmen lässt, erhält die volle Punktzahl. Zeigen sich Schwächen, werden entsprechend Punkte abgezogen.
Optisches Gesamtpaket (max. 10 Punkte)
Hier fließen eine Reihe von Messungen ein, die für die Qualität eines Zielfernrohres wichtig sind. Beurteilt werden hier Randschärfe, Kontrast, Farbsäume, Fehlsichtigkeitsausgleich und die Größe der Ein- und Austrittspupille bei maximaler und minimaler Vergrößerung. Die Pupillen werden mithilfe eines ideal kollimierten Laserbündels gemessen. Die Zielfernrohre müssen exakt auf unendlich eingestellt werden. Der Pupillendurchmesser wird mit einer kalibrierten CCD-Kamera ermittelt. Eine Optik, die keine Schwächen oder Abweichungen von der Norm zeigt, bekommt die vollen 10 Punkte.
Mechanische Qualität und Bedienkomfort (max. 10 Punkte)
Wie wiederholgenau ist das Absehen? Ist der Verstellbereich horizontal und vertikal ausreichend groß? Ist das Absehen klar beschriftet? Lassen sich die Bedienelemente wie Zoomring und Dioptrienausgleich auch bei Kälte gut drehen? Ist die Helligkeit des Absehens auch im Anschlag gut verstellbar? Ist eine Abschaltautomatik für das Leuchtabsehen vorhanden?
Änderung der Treffpunktlage bei Vergrößerungswechsel (max. 5 Punkte)
Hier wird geprüft, ob sich die Treffpunktlage beim Wechsel von der minimalen zur maximalen Vergrößerung ändert. Bis zu 2 cm auf 100 Meter werden hier toleriert. Für jeden Zentimeter mehr gab es einen Punkt Abzug.
Preis/Leistungs-Verhältnis (max. 10 Punkte)
Was bietet das Zielfernrohr für den Verkaufspreis? Hier wird die gebotene Leistung in Relation zum Preis bewertet.