CanAm - Begegnung der 6. Art

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Da steht es also – das Gerät, frisch vom LKW abgeladen, mein erster Gedanke: „Männerträume werden wahr!“ Dieser Gedanke hat sich allerdings schnell erledigt, da meine Frau längst auf dem Sitz des neuen CanAm Outlander hockt, mich anlächelt und fragt: „Bekommst Du denn auch so ein Teil?“

Das Gerät, der Can-Am Outlander 6x6, ist ein Fahrzeug der Klasse T3 B und gilt somit als landwirtschaftliches Fahrzeug mit 60 km/h Höchstgeschwindigkeit (abgeregelt) und Straßenzulassung. Mit ABS (nur als 4 x 4) gibt's auch eine 90 km/h-Version. Auf der bequemen Sitzbank finden problemlos zwei Erwachsene Platz, es handelt sich aber nicht um ein sog. MAX-Modell mit Haltegriffen u. ä. für den Mitfahrer.

Helmpflicht besteht nur im öffentlichen Straßenverkehr, allerdings gehören dazu auch die meisten Feldwege. Angetrieben wird das wuchtige Sechsrad von einem 427ccm-Einzylindermotor. Stirnrunzeln angesichts dieses Motörchens erledigte sich allerdings nach dem ersten Druck auf den Gashebel – man kann sich gar nicht vorstellen, wie viel Kraft aus diesen 427ccm generiert werden können!

Suchtpotenzial meets Realität

Die Eingewöhnung geht sehr schnell – auf der Straße ist das Fahrverhalten durch die grobstolligen Reifen etwas rauh, 10 km Straßenfahrt (mit Helm) bis ins Revier ließen sich aber völlig problemlos bewältigen, allerdings erntet man schon viele erstaunte Blicke auf so eine Langversion eines ATV.

Funktionales Cockpit – über den Hebel rechts wird Gas gegeben.

 

Nach ersten Proberunden auf einer steilen Wiesenfläche wurden wir mutiger, auch ohne ATV- und Motorrad-Erfahrung kommt man sehr schnell mit dem wahrlich ungewöhnlichen Fahrzeug zurecht. Das Fahren auf Waldwegen und Rücke­gassen wird zum Vergnügen, richtig wohl fühlt sich der Can-Am allerdings erst, als es durch ein steiles, frisch gerodetes Waldstück geht. Mit unglaublicher Ruhe und Kraft schiebt er sich über Böschungen, weichen Boden, Schlamm und querliegende Bäume. Einfach den Daumen moderat auf dem Gas halten – und das Sechsrad krabbelt wie ein Insekt über alles hinweg, will einfach nur nach vorne.

Ein oder zwei Räder in der Luft hindern den Outlander nicht am Vortrieb!

 

Selbst wenn zwischendrin mal zwei Räder in der Luft sind, beeinflusst dies das Fahrverhalten überhaupt nicht, als ATV-Laie kann man sich das nicht vorstellen. Selbst Bach-Durchfahrten mit steilen, glitschigen Ufern sind kein Problem für das robuste Fahrzeug.

Einsatz im Jagdrevier

Der Kraxler ist sehr gut geeignet für alle Revierfahrten, zum Kirren und wenn Arbeiten im Revier verrichtet werden müssen. Die Ladeflächen lassen sich mit 54 kg (vorn) und 159 kg (hinten) beladen – ausreichend Platz und Verzurrmöglich­keiten für Ausrüstung und Werkzeug. Bauartbedingt liegen die Ladeflächen natürlich etwas hoch – eine grobe Sau wird man allein dort nicht hinauf­wuchten können.

Da sich aber auch ein Anhänger mit fast einer Tonne (gebremst !) anhängen lässt, bleiben keine Transportwünsche offen. Der häufig verwendete Heck-Pack käme auch dabei zur Anwendung. Für schwierige Bergungen lässt sich auch die vordere Seilwinde einsetzen, mit der sich fast 1,5 Tonnen bewegen lassen, die Seillänge des RWJ-Testwiesels betrug 10 m.

Sinnvolles Zubehör – die Frontwinde „packt“ 1,5 t – zur Not, um sich selbst rauszuziehen.

 

Für schwieriges Gelände und harte Arbeitseinsätze im OffRoad-Bereich bleiben damit keine Wünsche offen – man kommt aber auch sehr bequem ausreichend nah an Kirrung oder Hochsitz. Die umfassende Ausstattung des RWJ-Testfahrzeugs mit Suchschein-werfern, Sitz-, Griff-, und Daumenheizung (damit gibt man Gas) lässt keine Wünsche offen. Auch ein praktischer Langwaffenhalter, der sich für deutsche Verhältnisse per Vorhängeschloss sichern lässt, gehört dazu.

Der "Scabbard" aus Hartschalen-Kunststoff ist fürs deutsche Waffenrecht abschließbar.

 

Einziger Kritikpunkt: Für die Zusatzausstattung musste eine Aussparung in den Kunststoff der Lenkerverkleidung gesägt werden – dem Säger empfehle ich ein neues Sägeblatt und eine Feile zum Entgraten, aber das ist nur ein kleines Detail, das mir als Handwerksmeister auffiel. Dank eines ausgeklügelten Befestigungssystems lässt jede Menge Zubehör bequem, schnell und sicher anbringen.

Unser Fazit: Für schwieriges Gelände, enge Durchfahrten und steile Hänge auch von Laien problemlos zu fahren ! Geeignet für alle, die im Revier auch mal über Stock & Stein müssen und zügig und bequem auch entlegene Ecken anfahren wollen – oder müssen. Nicht unter­schätzen sollte man das Suchtpotenzial – im Revier sind wir manch‘ Schleife mehr gefahren, als notwendig gewesen wäre, um allein von A nach B zu kommen – das Gerät macht einfach einen Riesenspaß !

Jochen Renfordt