Test: Schrotpatronen aus Kupfer
Bleifreie Schrotpatronen sind zur Wasserjagd vorgeschrieben. Dabei konnte man bisher unter Weicheisen, Wismut, Zink und Wolfram wählen – jetzt kommt Kupfer neu hinzu. Norbert Klups hat in der letzten Saison mit der RUAG-Neuentwicklung Rottweil Copper Unlimited gejagt.
Jeder Blei-Ersatzstoff in Schrotpatronen hat seine Vor- und Nachteile: Zink kann aus allen Waffen verschossen werden, ist aber durch das geringe spezifische Gewicht (7,29 g/cm3/Blei 11,3) wenig leistungsfähig. Die Reichweite wird damit arg eingeschränkt.
Weicheisen ist mit einem spezifischen Gewicht von 7,89 etwas besser, dafür können diese Patronen ab einer Schrotgröße von 3,25 mm nur aus stahlschrotbeschossenen Flinten verschossen werden. Außerdem sind harte Weicheisenschrote sehr abprallfreudig.
Wolfram-Patronen (Rottweil Ultimate, Remington Hevi Shot) sind durch die große Dichte Blei sogar überlegen. Nachteil dieser Patronen, die man ebenfalls nur aus stahlschrotbeschossenen Flinten benutzen kann, ist ihr extrem hoher Preis. So kostet ein Schuss Rottweil Ultimate mehr als 3 € – da werden die Enten ganz schön teuer ...
Alternative von Eley
Das bisher interessanteste Ersatzmaterial enthalten Schrotpatronen des englischen Herstellers Eley mit Wismut-Vorlage – ballistisch eine echte Alternative zu Blei und aus jeder Flinte nutzbar.
Wismut ist in puncto spezifischen Gewichts (9,78) und Härte der ideale Ersatzstoff und steht herkömmlichem Bleischrot bezüglich Reichweite und Durchschlagskraft nur wenig nach.
Leider sind 2,70 € pro Patrone auch nicht gerade günstig. Zudem hat Wismut (ein Abfallprodukt der Blei-Verhüttung) bei der Herstellung eine geradezu verheerende Öko-Bilanz.
Zusammengefasst kann man sagen, dass ballistisch interessante Alternativen zu Bleischrot extrem teuer sind und günstige Ersatzstoffe den Jäger stark einschränken. Genau dazwischen sollen sich Rottweils neue Kupfer-Schrotpatronen positionieren.
Die Neuen aus Kupfer
Ballistisch günstiger als Weicheisen und Zink, sollen sie auch deutlich preiswerter als Wismut und Wolfram sein, zumindest Letzteres (1,60 € je Patrone) ist schon mal gelungen. Die ballistischen Fähigkeiten der neuen Schrotpatronen haben wir in einem Praxistest geklärt.
Was kann Kupfer?
Kupfer hat eine Dichte von 8,9 g/cm3 und ist damit schwerer als Weicheisen und deutlich weicher. Es kommt zwar nicht an Blei heran, ist aber Weicheisen und Zink ballistisch überlegen.
Gegenüber Wismut und Wolfram ist es günstiger (1,90 €/Patrone).
Weiches Kupfer neigt zu weniger Abprallern als Weicheisen. Kupfer als Geschossmaterial ist nicht neu, viele homogen aufgebaute bleifreie Büchsengeschosse bestehen daraus. Das Material auch als Schrot-Alternative einzusetzen, erscheint daher nur logisch.
Muss man bei Weicheisen die Schrotgröße gegenüber Blei um zwei Nummern größer wählen, reicht bei Kupfer eine Nummer mehr. Dadurch erhöht sich die Anzahl der Schrote im Becher – und die Trefferquote.
Anforderungen an die Flinte
RUAG fertigt die Copper Unlimited in den Kalibern 12/70 und 12/76, wobei die 12/70er Hochleistungslaborierungen mit 1.050 bar Gasdruck sind. Die Patronen dürfen nur aus stahlschrotbeschossenen Flinten verschossen werden (Beschusszeichen: Adler mit V und Lilie).
Auf dem Schießstand
Für den Jagdpraxis-Test wurde die 12/70 in 3,25 mm gewählt. Das angegebene Vorlagegewicht beträgt 34 g, beim Nachwiegen von 10 Patronen wurde ein Durchschnittsgewicht von 33,6 g ermittelt.
Die Schrote sind gleichmäßig rund und wiegen alle exakt gleich viel (0,16 g). In einer Patrone werden im Schnitt 210 Schrotkörner verladen.
Im Vergleich dazu wiegt ein Bleischrot mit 3,25 mm Durchmesser 0,18 und in 3 mm ebenfalls 0,16 g. 3,25 mm Kupferschrote haben also das gleiche Gewicht wie 3 mm Bleischrote –eine Schrotgröße mehr reicht völlig aus, um ballistisch die Schusswirkung von 3 mm-Bleischrot zu erzielen.
Blei bleibt natürlich trotzdem überlegen, weil mehr 3 mm-Schrote in eine Patrone passen als 3,25er-Kupfer, gegenüber Weicheisen hat Kupfer aber die Nase deutlich vorn.
Die Mündungsgeschwindigkeit (messtechnisch: V5) wurde aus einem 71 cm-Lauf mit 390,5 m/Sek. gemessen. Damit ist diese Laborierung ziemlich schnell.
Um die Verformbarkeit zu überprüfen, wurden Schrote aus Weicheisen, Kupfer und Blei einem 500 g-Fallgewicht aus 50 cm Höhe ausgesetzt – das Weicheisenschrot wies nur eine kleine Abplattung auf, wogegen das Blei deutlich flacher wurde.
Kupfer liegt genau dazwischen und verformt sich sichtbar. Die Abprallneigung dürfte damit gegenüber Weicheisen wie erwartet geringer ausfallen.
Zunächst wurde die neue Patrone auf dem Schießstand ausprobiert – der Rückschlag entspricht einer normalen Schrotpatrone. Die Deckung war aus der verwendeten Beretta mit Wechselchokes ausgezeichnet. Randschrote fallen nur in sehr geringem Maße an. Die Deckung war sehr regelmäßig und ausgeglichen.
Beim Schuss auf die Tontaube zeigte sich, dass gegenüber 3 mm-Blei mit jagdlicher Vorlage und normaler Mündungsgeschwindigkeit keine Umstellung beim Vorhaltemaß nötig ist. Die etwas dickeren Kupferschrote werden zwar durch den Luftwiderstand mehr abgebremst, haben aber eine höhere V0, wodurch sich das wieder ausgleicht.
Im Revier und bei der Jagd
In der Praxis wurde die neue Patrone zur Jagd auf Wasserwild, Taube und Kanin eingesetzt. Die im Wild gefundenen Kupferschrote waren leicht deformiert – deutlich mehr als Weicheisen und deutlich geringer als Blei.
Die Durchschlagskraft der 3,25er-Kupferschrote entspricht Bleischrot mit 3 mm Durchmesser.
Die Reichweite überraschte positiv – bis etwa 40 m kann man mit den 3,25 er Copper Unlimited aus einem ¾ Choke-Lauf Taube und Kanin noch waidgerecht bejagen, auch Enten kippten auf diese Distanz sauber vom Himmel. 76er-Patronen (40 g Schrotvorlage) dürften sogar noch etwas weiter reichen.
Resümee
Rottweils Copper Unlimited ist eine sehr interessante Neuentwicklung – so etwas wie der goldene Mittelweg: leistungsfähiger als Zink und Weicheisen, weniger Neigung zu Abprallern und deutlich preisgünstiger als Wismut- und Wolframschrote.
Die neue Patrone ist herkömmlichem Bleischrot in puncto Reichweite nur leicht unterlegen (eine Schrotgröße mehr reicht) und ist nicht toxisch.
Vorlagegewicht und Rückschlag fallen nicht höher aus. Dazu kommt eine sehr gute Deckung mit wenigen Randschroten. Eine Umstellung beim Vorhaltemaß gegenüber Blei ist nicht notwendig.
Das hat den großen Vorteil, dass man sich die mit 1,90 € pro Patrone nicht gerade billigen Patronen auf dem Schießstand sparen kann, um sich darauf einzustellen – und sich der Einsatz auf die Jagd beschränken kann.