Test: Mauser M 98 Magnum

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Test: Mauser M 98 Magnum

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Der Name Mauser ist untrennbar mit 98er Repetierern verbunden – mit mehr als 100 Mio. das meistproduzierte System der Welt. Wir haben die überarbeitete Magnumbüchse getestet und als Lebensversicherung aus Isny kennengelernt. Von Norbert Klups.

Jäger auf der ganzen Welt vertrauen dem bewährten Mauser-System. Kaum ein anderer Repetierer ist so robust und wenig störanfällig wie der 98er. Besonders bei der Jagd auf wehrhaftes Wild kann es lebenswichtig sein, eine Waffe zu führen, die in jeder Situation funktioniert.

Grundlage für den Erfolg ist neben der einfachen Konstruktion vor allem die legendäre Funktionssicherheit. 98er bewährten sich in der Hitze und dem Staub Afrikas genau wie in arktischer Kälte. Dank langem, nicht rotierendem  Auszieher können auch „festgefressene“ Hülsen sicher ausgezogen werden.

98er kann man auch verkehrt herum repetieren, und die Patrone wird trotzdem zugeführt – bei modernen Systemen mit kleiner, gefederter Auszieherkralle würde sie einfach herausfallen. In der Kammer befinden sich Gasentlastungsbohrungen, verriegelt wird mit zwei kräftigen Warzen im Hülsenkopf.

Mauser schuf auf Wunsch von Rigby um 1900 ein 10 mm längeres Magnumsystem, das lange und dicke Pillen wie .416 Rigby, .500 Jeffery oder .505 Gibbs aufnehmen kann. Das heutige Magnum System ist 230 mm lang und der Hülsenkopf 36 mm weit –Platz genug auch für die ganz Dicken.

M 98 Magnum .416 Rigby
Die Mauser M 98 Magnum in .416 Rigby

 

Durch die Übernahme von Ribgy, die solche Systeme in größerer Stückzahl benötigt, lohnt es sich, jetzt selbst in die Systemfertigung einzusteigen. Waren 98er Großwildrepetierer aus Mauser-Fertigung bisher kaum unterhalb eines fünfstelligen Eurobetrags zu haben, geht es jetzt bereits ab 8.495 € los – für solche Büchsen ein echter Kampfpreis.

Mauser baut die M 98 Magnum in .375 H & H und .416 Rigby. Für Letztere ist neben der normalen Laufkontur (Mündungsdurchmesser 17,5 mm) auch eine stärkere (20,5 mm) erhältlich – ohne Mehrpreis! Genau so eine Dicke war unsere Testwaffe.

M 98 M;agnum Systemlängen
Drei Mauser-Kammern unterschiedlicher Länge – oben für das Kurzsystem, in der Mitte die Standardversion und unten die lange Magnumausführung.

 

Klassische Aufmachung
Die Neue ist im klassischen Stil einer Safaribüchse aufgemacht, der Schaft zum Schuss über Kimme und Korn besticht durch elegante Linien ohne Schnickschnack. Der flache Pistolengriff schließt mit einer Stahlkappe mit eingraviertem Mauser-Wappen. Der lang gezogene Pistolengriff gibt dem wuchtigen Schaft eine elegante Form.

Der Hinterschaft mit flacher Backe und typisch geradem Rücken überträgt bei starken Kalibern den Rückstoß geradlinig in die Schulter. Abgeschlossen wird er mit einer schwarzen unventilierten Gummikappe. Pistolengriff und Vorderschaft sind mit mittelfeiner Fischhaut verschnitten, die scharf und griffig ist. Abgeschlossen wird der Vorderschaft mit glatt poliertem schwarzen Ebenholz.

Das Nussbaumholz der Jagdpraxis-Testwaffe war honigfarben und gut gemasert. Bei Großwildbüchsen muss man aufpassen, denn Luxushölzer glänzen oft mit optisch schönen, aber bruchanfälligen Querstriegelungen … Besonders im empfindlichen Bereich des Pistolengriffs muss auf eine längs verlaufende Maserung geachtet werden, wenn die Büchse nicht nur in der Vitrine geführt werden soll.

Bei der Systembettung hat man einen hohen Aufwand betrieben – neben einer Pillar-Bettung verbindet eine doppelte Querstollenverschraubung System und Schaft unverrückbar und absolut spannungsfrei.

Neue Sicherung und integrale Zielfernrohrmontage
Kam die alte Magnum noch mit der Original-Flügelsicherung, punktet die Neue mit der wesentlich praktischeren Horizontal-Dreistellungsicherung. Auch sie sperrt in zurückgenommener Position Kammer und Schlagbolzen, erlaubt aber flache Montagen und lässt sich auch einen Tick schneller betätigen.

M 98 Magnum Sicherung
Die neue Horizontal­sicherung ermöglicht flachere Montagen.

 

Die flachen Hülsenbrücken erlauben einfache und sehr sichere Montagen ohne aufgeschraubte oder verlötete Basen – bei rückstoßstarken Kalibern immer ein Schwachpunkt. In die vordere Hülsenbrücke ist ein Prisma für den Zapfen der Recknagel-Schwenkmontage geschraubt. Hinten verriegelt der Fuß direkt an der Square Bridge mit Krallen. Lösen oder Abscheren kann sich da nichts.

Die Testwaffe wurde mit einem Zeiss Victory 1,1 - 4 x 24 ausgestattet. Nicht ganz optimal war der gekröpfte Vorderfuß – die Baulänge würde auch einen geraden Fuß erlauben, was besser aussieht und die Stabilität verbessert.

Dicker Lauf mit Expressvisier
Die Lauflänge beträgt immer 62 cm. Wer mit dem Rückstoß der .416 Rigby aus einer 4,4 kg-Büchse kein Problem hat, wird sich die 200 g Mehrgewicht zugunsten der angenehmeren Trageweise sparen. Der dicke Lauf schießt sich aber spürbar weicher und schlägt auch weniger hoch.

Das Express-Visier sitzt gesichert im Schwalbenschwanz und lässt sich seitlich verstellen. Der Sockel ist klassisch mit einem Ring über den Lauf gezogen. Das Visier hat eine feststehende weite V-Kimme zum schnellen Schuss bis 50 m und zwei Klappen für 100 und 150 m, in die Standkimme ist mittig ein goldfarbener Metallstab gesteckt – ein extrem robustes und praxisgerechtes Visier für Großwildbüchsen, auch wenn die Klappen für weite Schüsse eher sehr selten zum Einsatz kommen.

M 98 Magnum Visierung
Expressvisier mit feststehender V-Kimme und zwei Klappen für 100 und 150 m.

 

Profi-Jagdführer, die solche Waffen meist ohne Zieloptik führen, legen darauf aber großen Wert. Auch der Kornsockel ist mit einem Ring über den Lauf gezogen und verlötet. Das massive Korn mit Silberperle lässt sich in der Höhe verstellen. Ein Kornschutz fehlt, der vordere Riemenbügel ist klassisch mit einem Ring am Lauf befestigt.

Rigby-Deckel und Direktabzug
Wenn es bei der Großwildjagd gefährlich wird, ist Feuerkraft gefragt. Dicke Großwildkaliber haben zwar eine gute Stoppwirkung, brauchen aber auch Platz satt im Magazin. Damit der Schaft im Systembereich nicht unkomfortabel hoch ausfällt, greift man schon seit Kolonialzeiten auf sog. Rigby-Deckel zurück.

Deren überspringender, innen ausgefräster Deckel erhöht die Magazinkapazität um eine Patrone, ohne die Linie der Büchse allzu sehr zu beeinträchtigen. Die Bodenplatte mit großem Abzugsbügel und massivem Magazinkasten wurde aus dem vollen Stahlblock gefräst. Die Kapazität beträgt so bei der .416 Rigby vier, bei der .375 sogar fünf Patronen.

M 98 Magnum Rigby-Deckel
Der Rigby-Deckel vergrößert die Magazinkapazität um eine Patrone, der Schaft hat eine doppelte Querstollenverschraubung.

 

Der Magazinkasten hat einen Klappdeckel (Verriegelung im Abzugsbügel) – unter Großwildjägern kontrovers diskutiert: Grundsätzlich besteht die Gefahr, dass sie sich im ungeeignetsten Moment öffnen und einem die Patronen vor die Füße fallen. Mauser verbaut eine massive Verriegelung, die tief eingreift und mit einer starken Feder gesichert ist. Wer dem nicht traut, kann den Deckel auch dauerhaft festschrauben lassen.

M 98 Magnum Klappdeckel
Das Magazin nimmt vier Patronen .416 Rigby auf und lässt sich über einen Klappdeckel zum schnellen Entladen öffnen.

 

Der trocken eingestellte Flintenabzug der Testwaffe löste bei 1.450 g aus – ein praxisgerechtes Abzugsgewicht zum sauberen Schuss. Die Metallteile sind nicht brüniert, sondern mit einer Plasmanitrierung versehen – ein wesentlich besserer Korrosions­schutz als herkömmliche Brünierung.

Auf dem Schießstand
Das Munitionsangebot in .416 Rigby ist wieder erfreulich groß, das dicke englische Großwildkaliber mit dem niedrigen Gasdruck ist sehr beliebt. Es standen Patronen von Norma, Hornady und Federal zur Verfügung. Die Präzision mit Normas 400 grs. Swift A-Frame ist beeindruckend. Übers Zielfernrohr aus dem Schießgestell lagen fünf Schuss auf  29 mm zusammen.

Die Büchse hat ein sehr angenehmes Rückstoßverhalten, mehr schiebend als stoßend. Auf 50 m schoss sie über Kimme und Korn genau Fleck. Das lange Mauser-System repetiert sich butterweich und lässt sich nach dem Schuss leicht öffnen. Die Zuführung erfolgt glatt und ohne spürbares Anecken der Patronen. Auch der Auswurf der leeren Hülsen ist tadellos – so muss eine Büchse zur Großwildjagd funktionieren.

Resümee: Mausers neue M 98 Magnum ist nicht nur eine klassische, praxis­gerechte und hervorragend verarbeitete Großwildbüchse, sondern in vielen Details dem alten Modell überlegen. Der Abzug ist besser, die seitliche Dreistellungssicherung hat Vorteile zur Zielfernrohrmontage, die Plasmanitrierung macht sie unempfindlicher gegen Witterungseinflüsse.

Die Magazinkapazität ist ausreichend hoch, der Schaft ist für Großwildbüchsen elegant und sorgt dazu für eine optimale Rückstoßübertragung. Dass die Neue dazu noch günstiger zu haben ist, wird den Käufer besonders freuen – ein perfekter Repetierer klassischer Art zur Jagd auf gefährliches Wild.

Technische Daten Mauser M98 Magnum