Rasant und durchschlagend

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Rasant und durchschlagend

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Hornady stellt mit dem ECX (Extreme Copper Alloy eXpanding) ein bleifreies Geschoss vor, das das bewährte ETX ablöst. Wie sein Vorgänger wurde auch das ECX speziell für Übergangsbereich und Drall-Längen europäischer Waffen entwickelt und soll eine bessere Präzision bringen als übliche Geschosse für US-Waffen. Wir haben das ECX in .308 Win. einige Monate getestet.

Die wichtigsten deutschen Kaliber sind damit vertreten, im beliebten Schalldämpfer-Kaliber .308 Win. gibt es sogar drei Geschossgewichte zur Auswahl. Wir entschieden uns für den RWJ-Test für die leichte 125-grs.- Laborierung, denn bisherige Erfahrungen zeigen, dass bleifreie Deformationsgeschosse kaum Gewicht verlieren und besonders wirkungsvoll sind, wenn sie eine hohe Zielgeschwindigkeit haben – nicht umsonst wissen viele US-Jäger:
Speed kills!

Nicht schnell, aber wirksam

Die Werte der leichten .308 Win. sind beeindruckend, Hornady gibt eine Mündungsgeschwindigkeit von 948 m/sec. an. Allerdings hat das Flachkopfgeschoss nur einen BC-Wert von .181 und durch das geringe Gewicht eine bescheidene Querschnittsbelastung. Die V100 liegt bei gerade einmal 777 m/sec (V200: 622/ V300: 485 m/sec), also alles andere als eine Weitschusspatrone, zumal es sich dabei um Herstellerangaben aus Messläufen handelt. Wir haben daher zunächst die echte V0 aus Waffen mit üblicher Lauflänge nachgemessen:

Der Geschwindigkeitsverlust fällt geringer aus als erwartet und belegte wieder mal die besondere Eignung der .308 für kurze Läufe. Wir haben einige Patronen delaboriert – sie waren mit 48,3 grs eines sehr feinen Pulvers geladen, das anscheinend auch in kurzen Läufen sehr schnell verbrennt 10 mit 125 grs. angegebene Geschosse wogen durchschnittlich 125,3 grs, die maximale Abweichung betrug nicht mehr als 3 grs. – ein sehr guter Wert.

Hornadys neues ECX hat eine flache Kunststoffspitze.

 

Massive Hohlspitze

Das ECX ersetzt Hornadys ETX, das auch schon für europäische Waffen gedacht war (Rundkopf-Geschoss mit Hohlspitze). Das ECX hat einen etwas spitzeren Kopf mit einer roten Kunststoff-Spitze. Diese Kappe ist nicht nadelspitz geformt, wie sonst üblich, sondern flach. Nach einem Geschoss-Schnitt kam eine vorn 4,8 mm durchmessende Hohlspitze zum Vorschein, die nach hinten hin schmaler wird und 16 mm tief ist. Der gesamte Geschoss-Körper ist 26 mm lang, die Bohrung reicht also bis fast zwei Drittel zum Boden. Hier wurde ganz offensichtlich ein Geschoss konstruiert, das sehr schnell ansprechen soll – selbst bei niedriger Zielgeschwindigkeit.

Das neue ECX (links) ersetzt das alte ETX (rechts).

Präzision

Wir haben mit den drei Büchsen aus dem Schießgestell Bilder mit je fünf Schuss auf 100 m erstellt: Das beste Schussbild brachte der kurze 47-cm-Lauf (21 mm), die beiden Längeren lagen mit 28 mm gleichauf. Die Patrone mit dem leichten Geschoss schießt sich ausgesprochen rückstoßarm, knallt aber ziemlich giftig. Mit Schalldämpfer war das deutlich angenehmer und vom Rückstoß dann auf Hornet-Niveau.

Beschuss von Seifenblöcken

Um zu sehen, wie sich das ECX im Ziel verhält, beschossen wir aus 50 m zwei hintereinander gestellte Blöcke aus ballistischer Seife und fingen die Geschosse dahinter in nassem Papier auf: Das Geschoss macht gleich nach dem Eindringen auf und bildet eine sehr große Kaverne. Danach durchschlug es relativ geradlinig beide Blöcke und drang sehr tief ins Papier ein.

Das Restgeschoss hatte einen Kopfdurchmesser von 14 mm und wog 122,8 grs – es findet also kaum ein Masseverlust statt. Das Geschoss pilzt bis auf den Boden der Hohlspitze auf, die Fahnen liegen eng am Geschosskörper an. Die Deformation geschieht wohl extrem schnell, wodurch die Durchschlagskraft durch den geringen Kopfdurchmesser sehr hoch ist.

Beim Beschuss der ballistische Seifen bildeten sich in den Blöcken große Kavernen direkt nach dem Einschuss.

 

Wirkung auf Wild

Die 125 grs ECX-Laborierung wurde mit einer Blaser R 8 mit 47-cm-Lauf und Schalldämpfer im Revier geführt. Damit wurden vier Stücke Rotwild, fünf Sauen und drei Rehe erlegt. Die Wirkung war schlagartig, alle Stücke lagen am Anschuss oder nach weniger als 10 m Flucht. Bei Schuss-Distanzen zwischen 70 und 160 m hatten alle Ausschüsse. Bei leichten Rehen ist die Wirkung ziemlich heftig – mit deutlichen Hämatomen.

Bei Rehen langt das leichte, schnelle Geschoss ordentlich zu, wenn die Schussdistanz nicht allzu groß ist (hier auf 70 m).

 

Bei Rotwild und Sauen sieht es dagegen deutlich besser aus, die Ausschüsse fallen eher klein aus und die Hämatom-Bildung hält sich in Grenzen. Wer hauptsächlich Rehe jagt, ist mit der 150 grs.-Laborierung wohl besser bedient, wenn man Wert auf geringe Wildbret-Entwertung legt.

Resümee: Die Eignung der getesteten 125 grs-ECX-Laborierung liegt eindeutig bei der Jagd auf (mittel)schweres Schalenwild auf nicht zu große Entfernungen. Dabei ist mit sehr guter Augenblickswirkung und nicht zu großer Wildbret-Entwertung zu rechnen – ideal für Waldjäger und besonders als Drückjagd-Patrone. Die Präzision ist sehr gut (20er-Packung: 85 €).

Autor: Norbert Klups