Wärmebildkamera made in Germany

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Wärmebildkamera made in Germany

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Der Geburtsort von Wärmebildkameras (WBK) liegt meist in Fernost. Wirklich in Deutschland produziert die auf WBK-Technologie spezialisierte Firma Heimdall aus Bayreuth. Wir haben uns das Modell Fokus 50 mal näher angesehen.

Selbst wenn der Name eines deutschen Herstellers drauf steht, handelt es sich in der Regel um im Auftrag gefertigte Produkte, sog. OEM-Ware (Original Equipment Manufac-turer). Das ist heute in vielen Branchen üblich und keinesfalls als minderwertig anzusehen. Hersteller mit bekanntem Markennamen nutzen diesen in der Regel auch, um zugekaufte Produkte abzusetzen. Dadurch ist man aber auch an zahlreiche gesetzliche Vorschriften gebunden und für Produkthaftung und Gewährleistung verantwortlich. Der eigentliche Hersteller kann sich hingegen ganz auf Forschung, Entwicklung und Produktion konzen-trieren. Eine Reihe von Markenherstellern liefern sowohl Produkte an den Handel wie Endprodukte an andere Hersteller. Diese sind in der Regel baugleich, können sich aber durch Details unterscheiden, die auf Wünschen des Auftraggebers beruhen.

Heimdall Fokus 50

In der nordischen Mythologie hat Heimdall, der Wächter der Götter, besonders scharfe Augen – also ein passender Name für eine Firma, die Nachtsichttechnik herstellt. Vom Design her unterscheidet sich Heimdall erheblich von Fernost-Geräten, auch technisch hat man interessante Innovationen zu bieten. Die technischen Komponenten sind natürlich zugekauft, denn Wärmedetektoren produzieren nur wenige große Hersteller weltweit.

Das Fokus 50 verwendet einen ASI Detektor mit 384 x 288 Pixeln, einen 17 µm² Pitch (Bildwiederholungsrate: 50 Hz). Sein OLED-Bildschirm hat eine Auflösung von 1024 x 786 Pixeln und das Germanium-Objektiv 45 mm Durchmesser. Beim 2,5fach vergrößernden Okular findet sich die erste Besonderheit – es ist fest angebracht, lässt sich also nicht abnehmen. Trotzdem kann man das Gerät (wo erlaubt) auch als Vorsatz zum Schießen verwenden.

Ein Montageadapter mit Bajonett ermöglicht die schnelle, wiederkehrgenaue Montage vor das Zielfernrohr.

 

Vorsatzgeräte haben aber nur eine einfach Vergrößerung und müssen mit einem Adapter am Zielfernrohr montiert werden. Diese Probleme hat Heimdall sehr effektiv gelöst.  Es wurde ein Bajonett­adapter entwickelt, der in handelsübliche Montageadapter geschraubt wird und übers Okular greift. Mit einer Vierteldrehung wird das Fokus 50 angebracht, ohne zum Verriegeln oder Lösen einen Knopf oder Hebel zu bedienen. Zum Gebrauch wird einfach der Montage­adapter am Zielfernrohr befestigt und die WBK kann bequem als Beobachtungsgerät genutzt werden. Für den Einsatz als Vorsatzgerät wird es blitzschnell mit einer Vierteldrehung aufgesetzt – ideal als Nachtsichtgerät für beide Zwecke. Der Vorsatzgerätemodus wird durch Aufsetzen des Bajonettadapters automatisch aktiviert. Der Digitalzoom ist dann gesperrt, die System­vergrößerung beträgt nun einfach.

Für's Ein- und Ausschalten, die Aufnahmefunktion und Helligkeit und Kontrast gibt's drei Bedienknöpfe.

 

Scharf gestellt wird vorn am Objektiv. Das Fokus 50 verfügt über einen internen 8GB Speicher für Foto und Videoaufnahmen. Die Foto- oder Videofunktion wird bequem durch kurzen Druck auf den Einschaltkopf aktiviert. Kurz drücken und loslassen für ein Foto und gedrückt halten, bis im Bildschirm ein roter Punkt erscheint, startet eine Videoaufnahme.    Bildhelligkeit und Kontrast sind über die drei Bedienknöpfe auf der Oberseite einstellbar. Das Metallgehäuse ist komplett gummi­armiert und so bestens vor Stößen und Feuchtig-keit geschützt. Auch bei der Stromversorgung hat man sich was einfallen lassen. Als Batterie dient ein 18650-Akku, das Fokus hat gleich zwei Fächer für diese Akkus an der Oberseite. Ein Akku hält vier Stunden, mit dem zweiten Akku verdoppelt sich die Laufzeit. Wer lange ansitzt, spart sich so den Wechsel, zusätzlich lässt sich eine Powerbank anschließen.

Mit zwei 18650er Akkus erreicht das Fokus 50 eine Betriebszeit von acht Stunden!

 

Das Fokus 50 kann genau ans Zielfernrohr angepasst werden: Dabei lässt sich nicht nur der Bildschirm, sondern auch der Sensor-Chip ausrichten, so dass selbst ein verdrehtes Aufsetzen auf's ZF nicht zur Treffpunktlageveränderung führt. Dazu wird das Gerät im Werk auf 150 m vorkalibriert. Das Gehäuse ist aus 7075 Waffen-Aluminium aus dem Vollen gefräst, gummiarmiert und zum Gebrauch als Vorsatzgerät optimiert. Unterseite und Objektivkante bilden eine Ebene, so dass zum Lauf hin nichts weiter vorsteht – ideal für flache Montagen. Das Fokus 50 ist mit 185 x 70 x 62 auch erfreulich kurz und wiegt samt Montageadapter trotz Gummiarmierung nur 664 g. Zum Lieferumfang gehören zwei Akkus, Ladegerät, Bereitschaftskoffer und ein USB-Kabel für externe Stromversorgung.

Auf dem Schießstand und im Revier

Wir haben das Fokus 50 auf drei Repetierern (.308/.30-06) auf 100 m geschossen. Bei zwei Waffen war keine Korrektur der Treffpunktlage erforderlich, bei einer Büchse kam es zu einer Seitenabweichung von 4 cm. In der Praxis wäre das unerheblich gewesen. Wir haben es trotzdem korrigiert, was mit zwei Schuss erledigt war. Um zu sehen, ob tatsächlich keine Veränderung der Treffpunktlage eintritt, wenn man das Gerät versetzt aufsetzt, haben wir damit um 45 Grad nach links und rechts verdreht geschossen – die Treffpunktlage blieb unverändert. Wir haben das Fokus 50 über mehrere Wochen im Revier unter unterschiedlichen Wetterbedingungen geführt – sowohl zur handgehaltenen Beobachtung als auch vor ein Zielfernrohr montiert.

Montageadapter und Bajonett machen das Ansetzen der WBK vor das Zielfernrohr einfach. 

 

Gerade Witterungsbedingungen haben großen Einfluss auf die Bildqualität einer WBK. Bei trübem Wetter und Regen lässt der Kontrast stark nach, weil alles gleichmäßig ausgekühlt wird. Das Menü des Testgeräts bietet verschiedene Möglichkeiten, um auf unterschied-liche Bedingungen einzugehen und den Kontrast zu erhöhen. Bei der Farbdarstellung ist hot white (Darstellung warmer Objekte in weißer Farbe) die günstigste.

Im hot-white-Modus lässt sich ein Stück Rehwild auch auf 90 Meter mit der Fokus 50 mühelos ansprechen.

 

WBKs liefern ein mehr oder weniger helles Bild und können das Auge dabei stark blenden. Schaut man bei Nacht einige Zeit hindurch, sieht man danach mit diesem Auge kaum noch etwas. Das Fokus 50 lässt sich gut herunterregeln und ist nicht blendend hell. Das Bild hat einen sehr guten Kontrast und eine gute Detail-Erkennbarkeit, die Zielfernrohr-Vergrößerung lässt sich bis etwa 8fach nutzen, bevor es pixelig wird. Angenehm ist die lautlose Kalibrierung, denn das Gerät arbeitet mit der Shutterless-Technologie: Der Sensor wird nicht intern durch eine Metallblende abgedeckt, die ein hörbares Klacken verursacht, das Bild friert nicht kurzzeitig ein.

Resümee: Heimdalls wirklich innovatives Fokus 50 hat eine Menge zu bieten. Das echte Dual-Use-Gerät lässt sich ohne großen Zeitverlust nach dem Gebrauch zur reinen Beobachtung (Vergrößerung 2,5fach) vors Zielfernrohr montieren, weil man sein Okular nicht entfernen muss. Die Bildqualität ist sehr gut, zwei Akkus bieten eine sehr lange Laufzeit und das gummierte Gehäuse schluckt Geräusche. Dazu kommt der praktische Bajonettverschluss und die Möglichkeit, Sensor und Bildschirm zu justieren. Auch eine Foto-Videofunktion ist an Bord.

(Vertrieb: Waimex, Preis: 3 998 €).

Norbert Klups