Brillantes Leichtgewicht von Zeiss
Mit der Victory SF-Fernglas-Serie hat der deutsche Hersteller Zeiss leichte Optiken mit großem Sehfeld im Programm, besonders interessant zur Pirsch- und Auslandsjagd. Zu den 42 mm-Modellen kommen jetzt zwei mit 32 mm-Objektiv, die vom Gewicht her natürlich noch vorteilhafter sind. Wir haben das 8 x 32 getestet.
Zeiss SF-Ferngläser fallen sofort durch ihre markante Bauweise mit der Dreifachbrücke auf, bei der die Fokussierwalze zwischen den beiden oberen Stegen angebracht ist. Damit liegt sie mehr in der Fernglasmitte, wovon sich die Konstrukteure ein besseres Handling versprechen – bei der Benutzung müssen die Finger, die die Fokussierwalze bedienen, nicht mehr so weit abgespreizt werden. Auch das neue 8 x 32 hat diese Bauweise. Der gummiarmierte Fernglaskörper besteht aus Magnesium, damit wiegt das handliche Glas ganze 600 g – ein Gewicht, das man mit dem breiten Neoprentrageriemen um den Hals kaum spürt.
Als Prismen-System wird auch beim kleinen 32er ein Schmidt-Pechan verbaut, Field Flattener-Linsen sind ebenfalls vorhanden. Gegenüber sonst üblichen, leicht gewölbten Linsen sorgen sie für ein praktisch verzerrungsfreies Bild – gerade Linien erscheinen auch wirklich absolut gerade. Die Randschärfe wird zudem deutlich verbessert, ein Nachlassen der Bildschärfe zum Rand hin ist kaum noch feststellbar. Auch Farbsäume wurden nahezu vollständig minimiert.
Gewaltiges Sehfeld
Das Sehfeld (155 auf 1 000 m) ist gewaltig und reicht fast an Swarovskis neues NL Pure heran (8 x 42: 159 m), und auch gegenüber dem baugleichen Zeiss SF 8 x 42 (148 m) noch mal eine Schüppe mehr. Die Fokussierwalze braucht nur 1,8 Umdrehungen, um den gesamten Bereich abzudecken. Die rastbaren Schiebeaugenmuscheln lassen sich vollständig entfernen, was die Reinigung deutlich vereinfacht.
Der Dioptrienausgleich findet sich bei den SF-Modellen am oberen Hülsensteg in einem separaten Rädchen, das zum Einstellen angehoben und nach erfolgter Korrektur wieder eingedrückt wird (Verstellspielraum: +/– 4 dpt). Die Außenlinsen sind nanobeschichtet, was die Reinigung erleichtert und Wassertropfen abperlen lässt. Bei einem 8 x 32 sind Transmissionswerte zwar nicht so wichtig, weil sie üblicherweise meist bei Tageslicht eingesetzt werden, aber wir haben trotzdem nachgemessen – mit 91,3 % Tag- und 90,4 % Nachttransmission liegt das 8 x 32 im Bereich seiner größeren Schwester 8 x 42. Das Auflösungsvermögen (3,6) ist ebenfalls exzellent.
Im Revier
Mit dem federleichten 8 x 32 zu pirschen, ist ein wahrer Genuss. Beim Handling fiel der etwas weiter nach hinten verlagerte Schwerpunkt positiv auf. Das Glas fühlt sich dadurch noch leichter an, als es eigentlich ist. Es ist ausreichend Platz zwischen den beiden Hälften vorhanden, um das Glas auch bequem einhändig zu greifen, die Fokussierwalze läuft leicht und geschmeidig. Sie mit einem Finger zu bedienen, geht problemlos.
Das kompakte Modell liefert ein sehr scharfes, kontrastreiches und farbechtes Bild bis in die Randbereiche hinein und Farbsäume sind kaum zu entdecken. Das SF hat zudem eine sehr unempfindliche Eintrittspupille, was beim Beobachten wirklich angenehm ist. Das wird sichtbar, wenn man das Glas schnell an die Augen führt: Wo für ein einwandfreies Bild ohne schwarze Ränder sonst häufig nachkorrigiert werden muss, liefert das Testmodell auf Anhieb sofort beste Sicht – wenn's schnell gehen muss, ein großer Vorteil. Erstaunlich war die Leistung bei nachlassendem Licht – bei Dreiviertelmond und klarem Himmel reichte das kleine 32er vollkommen aus. Der Trageriemen wird an konventionellen Ösen befestigt, Schnellverschlüsse liefert Zeiss auch bei seinen neuen Topmodellen immer noch nicht. Auch eine Bereitschaftstasche mit Magnetverschlüssen fehlt, dafür gibt's eine normale Tasche mit Reißverschluss.
Resümee: Das 8 x 32 Zeiss Victory SF ist das ideale Pirschglas sowohl für die Berg- als auch zur Auslandsjagd in schwierigem Gelände (Kanada, Afrika u. ä.). Das große Sehfeld sorgt für besten Überblick, die Bildqualität ist beeindruckend. Selbst in der Dämmerung ist das Glas noch einsetzbar. 2 300 € sind ein stolzer Preis, verglichen mit Swarovskis 8 x 42 NL Pure (2 900 €) aber schon wieder irgendwie günstig.
Gibts noch was zu verbessern ? Ja – mit Laser-Entfernungsmesser wäre das Ding perfekt.
Norbert Klups