Test: Toyota RAV 4 Hybrid
Die Diskussion über alternative Antriebe hat die Autobranche voll erfasst – Grund genug, ein japanisches SUV mit Hybrid-Motor auf Reviertauglichkeit zu testen, denn ein lautloser Antrieb kann in Wald und Flur ja nicht schaden. Andreas Graf Praschma ist für uns auf Schleichfahrt ins Revier gerollt.
Mit seiner ersten Generation des RAV4 brachte Toyota 1994 die Welle der SUV ins Rollen. Kaum ein Produzent, der nicht auch bald danach begann, darauf mitzuschwimmen. Die Japaner kultivierten den Erfolg und setzten die Reihe beliebig fort.
Angesichts der immer heftigeren Diskussion um alternative Antriebsarten setzt Toyota verstärkt auf Hybrid. Da liegt es nahe, dass sich auch jagdpraxis.de mit dieser Antriebsart befasst und den SUV-Urvater einem Test unterzieht. Zur Verfügung stand der RAV 4 Hybrid Edition-S 4 x 4 mit 2,5 l-Benziner mit immerhin 197 PS.
Was ist anders beim Hybrid?
Links neben dem Tacho liegt kein Drehzahlmesser, sondern eine Hybrid-Systemanzeige. Zunächst gewöhnungsbedürftig, erklärt sich dieses System letztendlich von selbst – unten links im Rundinstrument zeigt der Bereich Charge an, dass man durch so genanntes regeneratives Bremsen Energie zurückgewinnt.
Im folgenden Hybrid-ECO-Bereich wird erklärt, dass der Ottomotor nicht oft genutzt wird und unter verschiedenen Bedingungen von selbst startet oder stoppt. Dann treibt der Hybrid die Räder an, was sowohl Insassen wie Passanten dadurch auffällt, dass der Wagen lautlos fährt.
Im letzten Bereich (Power-Modus) wird verdeutlicht, dass der Bereich der umweltfreundlichen Fortbewegung verlassen wurde und rein mit Benzinkraft angetrieben wird, etwa bei durchgetretenem Gaspedal, das die komplett zur Verfügung stehenden 197 Pferde aktiviert.
Energiemotor lenkt ab
Verfolgt werden kann das Geschehen auf einem Energiemonitor zwischen den beiden Rundinstrumenten. Dessen große Gefahr besteht allerdings darin, den Fahrer, der auf diesem Monitor gebannt beobachtet, was der Antrieb gerade so treibt, abzulenken.
So lässt sich exakt ablesen, ob der RAV gerade allein elektrisch angetrieben wird, beide Motoren gemeinsam für Schub sorgen, Otto alleine Dampf macht oder der Hybrid vom Rad und vom Otto gespeist wird.
Es ist immer wieder faszinierend, diese Vorgänge zu verfolgen – wenn das nicht mit permanenter Ablenkung verbunden wäre. Toyota versichert, dass bis zu 50 km/h und Strecken bis zu 1,5 km rein elektrisch gefahren werden können – also lautlos.
Abhängig von der gewählten Beschleunigung schaltet sich der Benzinmotor automatisch zu. Ohne dass man eingreifen muss (oder kann), regelt der Hybrid alles von allein.
Unterfahrschutz serienmäßig
Gewachsen ist der RAV 4 im Lauf der Jahre, am Platzangebot gibt es nichts zu bemängeln. Fahrer und Copilot nehmen in ergonomisch geformten Sitzen Platz. Das Cockpit ist funktional gestaltet, ohne irgendwelche Schnörkel und sehr übersichtlich.
Lediglich der Bildschirm könnte etwas höher angebracht sein, um im Navi-Betrieb den Blick nicht allzu tief senken zu müssen und die Fahrbahn aus den Augen zu verlieren.
Die Verarbeitung des Cockpits lässt keine Wünsche offen. Auch hinten sind die Mitfahrer selbst bei längeren Touren zufrieden mit Kopf- und Beinfreiheit.
Der RAV 4 Edition-S ist in der Grundversion ausgesprochen umfangreich ausgestattet. Nicht unerheblich für den Einsatz im Revier ist dabei der sowohl im Front- als auch im Heckbereich montierte Unterfahrschutz, zumal die Bodenfreiheit von knapp 18 cm Fahrten auf schwerem Geläuf nicht immer einfach macht.
Das ausgeklügelte Safety-Sense-Sicherheitspaket beinhaltet u. a. Spurhalteassistent, Verkehrsschild- und Fußgängererkennung und das sog. Pre-Collision-System, dass die Straße voraus überwacht und vor drohenden Kollisionen warnt.
Fahrspaß wird reichlich vermittelt, zumal der Wagen in knapp mehr als acht Sekunden auf die 100 km/h-Marke beschleunigt. Der Vortrieb geht munter weiter, wird bei 180 Sachen aber abrupt beendet – wo Toyota (warum auch immer) abriegelt.
Wird die volle Motorkraft abverlangt, erübrigt sich allerdings jede Hybrid-Sprit-Ersparnis – denn dann saufen die 197 Pferdchen genauso wie in anderen Autos auch. Im Jagdpraxis-Test brauchten wir im Durchschnitt knapp sieben Liter – weder lange Autobahnfahrten bei permanent 130 km/h, noch ausgiebige Trips über Landstraßen oder Wirtschaftswege schafften je eine 6 vor dem Komma …
Auf der Autobahn gings eher Richtung 8 l (und darüber) – nur im Mix aus Landstraße, Stadtverkehr und geteerten Wirtschaftswegen bliebs bei 7 l Super. Lange Touren über Wirtschaftswege bestimmte das Navi, das bei der Routenauswahl die schnellste, kürzeste und umweltfreundlichste Strecke anbietet. Nach dem langen Autobahntrip wurde die kürzeste eingegeben, was zu völlig neuen Reisewegen führte.
Im Revier
Reichliche Strecken auch im Jagdrevier machten dem Toyota absolut nichts aus – auch mit nur knapp 18 cm Bodenfreiheit sind herkömmliche Wald- und Feldpisten kein Problem. Einen echten Vorteil für Jäger bietet der Hybrid-Japaner auf alle Fälle – die letzten paar hundert Meter ins Revier kann man vollkommen lautlos zurücklegen, gewissermaßen auf Schleichfahrt...