Wenn Artenschutz gelingen soll...

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Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Naturschützern und Jägern

Wer ist Schuld am Artenschwund?

Zwischen Naturschützern und Jäger schwelt seit langer Zeit der Streit, ob nun die intensive Landwirtschaft oder der Prädatorendruck für schwindende Nierderwildbesätze verantwortlich sind. Vermutlich liegt die Wahrheit in der Mitte - wenngleich es viele Untersuchungen dazu gibt, dass ohne Prädatorenjagd keine gesunden Niederwildbesätze hochkommen.

Kürzlich erklärte der nordrhein-westfälische Nabu-Vorsitzende Josef Tumbrinck in einem Interview mit der Westdeutschen Zeitung, dass Versuche im Münsterland die Argumentation bestätigt hätten, dass vor allem die Landwirtschaft schuld am Rückgang der Bodenbrüter habe.

In dem Projekt seien Kiebitznester markiert und die Flächen im Umkreis von einem Hektar von der Bewirtschaftung ausgenommen worden. Zwar hätten Füchse einzelne Nester ausgeräumt, insgesamt seien die Kiebitzbesätze aber wieder gestiegen.

BUND und Jäger gemeinsam

Zu einem gänzlich anderen Ergebnis kommt ein Projekt von BUND und Landesjägerschaft Bremen im Landschaftsschutzgebiet Bremer Blocklandvor den Toren der Hansestadt. Die 3 000 ha umfassenden Polderflächen werden als Grünland bewirtschaftet. Im Winter wird das Wasser angestaut, im Sommer werden alle Flächen als Grünland genutzt.

In diesem bedeutenden Wiesenvogelschutzgebiet arbeiten Jäger, Landwirte, Behörden und der BUND in einer einzigartigen Kooperation gemeinsam für den Artenschutz, besonders den Schutz seltener Bodenbrüter. Maßgeblicher Schlüssel des Erfolgs – intensive Bejagung der Prädatoren seltener und geschützter Arten. Die Kombination von lebensraumverbessernden Maßnahmen und Fuchsbejagung – vor allem mit der Kastenfalle – ist erfolgreich.

Das Projekt läuft seit 2004, aber erst seit die Landesjägerschaft (LJS) Bremen 10 Jahre danach ehrenamtlich mit dem Prädatorenmanagement begann, kommt das Potenzial der Lebensraummaßnahmen zum Tragen. LJS-Vize Marcus Henke: „Wenn der BUND in den Flächen Kükenverluste bemerkt, ist der Draht zu den Jägern sehr kurz. Diese handeln schnell und das Management greift.“ Mehr Jungvögel von Brachvogel, Kiebitz, oder Uferschnepfe überleben. Der Bruterfolg steigt nachweislich an, die Zahl der Brutvögel hat sich seit 2013 verdoppelt.

Fangjagd ist ein elementarer Schlüssel zur effektiven Reduktion von Fressfeinden

Die Besenderung ermöglicht Rückschlüsse auf den genutzten Lebensraum der Füchse. Auf dieser Grundlage konnten mehr als 40 Fallen zielgerichtet aufgestellt werden. In den Folgejahren verfeinerten die Jäger mit wissenschaftlichen Methoden unter Beteiligung der Tierärztlichen Hochschule Hannover ihre Maßnahmen. So liefern Wildkameras und Sendehalsbänder wichtige Informationen zum Verhalten der Füchse im Blockland.

Hand in Hand
Der Bruterfolg des großen Brachvogels stieg so von 2013 (10 Brutpaare) bis 2017 (50 Brutpaare) um 500 Prozent (!) an.
Die Aufgaben sind klar verteilt: Der BUND Bremen gestaltet den Lebensraum durch Absprache der Mahdtermine mit den Landwirten und führt regelmäßig Zählungen durch. Die Bremer Jäger sind für das Prädatorenmanagement zuständig. 2018 konnten die Naturschützer beim Kiebitz 350 Brutpaare bestätigen. Aber auch Niederwild profitiert von den Maßnahmen: Die Landwirte beobachten Szenen „wie vor 20 Jahren“, Fasan und Hase sind flächendeckend zurück.

Marcus Henke: „Der BUND Bremen macht im Wiesenvogelschutz hervorragende Arbeit. In unserem Projekt ist er für ‚schöner Wohnen‘ zuständig. Wir machen ‚nicht gefressen werden‘. Zusammen sorgen wir für Artenvielfalt. Haubenlerche und Flussseeschwalbe sind zurück im Bremer Blockland.“

Arno Schoppenhorst vom BUND Bremen stellt klar, dass man unvorbelastet an die Jäger herangetreten sei. Natürlich gebe es unterschiedliche Positionen, aber eben auch eine nicht zu vernachlässigende Schnittmenge.

Im Vorfeld des Bundesjägertages wurde das vorbildliche Projekt einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Es besteht in diesem Fall also ein klarer Zusammenhang zwischen der Prädatorenjagd und der Erholung der Niederwildbesätze. Hier geht's zur Projektpräsentation des DJV. Die Tierärztliche Hochschule Hannover hat das Projekt wissenschaftlich begleitet. Hier geht's zur Projektbeschreibung.

Foto: Hans Snoek - www.hs-buch.de / pixelio.de