Vier Nächte verschollen

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Vier Nächte verschollen

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An einem Wochenende im November kehrten im sauerländischen Sundern-Stockum (HSK) nach einer Drückjagd zwei Jagdterrier nicht mehr zurück. Es begann eine dramatische Rettungs-Aktion.

Das letzte Signal der GPS-Tracker konnte am Jagdtag einem Waldgebiet mit Melkbäumen (Bäume, an denen Schnittgrün geerntet wird) zugeordnet werden. Eine sofort eingeleitete Suchaktion bis in die Dunkelheit führte zu keinem Ergebnis. Auch noch zwei Tage später fehlte von den beiden Hunden jedes Lebenszeichen.
Durch Zufall stießen zwei Helfer bei der fortgesetzten Suche mit dem Besitzer der Hunde auf einen enorm großen, befahrenen Dachsbau. Die Vermutung lag nahe, dass die beiden Terrier sich dort eingeschoben hatten.
Ein Mitarbeiter der Stadtwerke Sundern – selbst Jäger und Hundeführer – bot dem Besitzer seine Hilfe an, er könne mit einem sogenannten Geophon, einem Gerät, das eigentlich zur Lokalisierung von Lecks in erdverlegten Wasserleitungen dient, nach den Verschollenen suchen!
Bei der Anfahrt in das Waldstück (mittlerweile drei Tage nach dem Verschwinden) kam dem Suchteam auf dem Waldweg einer der Terrier, die Hündin Fanta (9) entgegen! Völlig erschöpft, aber körperlich unversehrt, wurde er ins Warme gebracht, die Hoffnung und damit verbundene Motivation, auch den anderen Hund lebendig wiederzubekommen, stieg dadurch ins Unbeschreibliche.
Nach einer kurzen Vorbereitungszeit bei der örtlichen Besichtigung nahm der Fachmann seine Arbeit auf. Während der Suche mit dem Geophon trafen immer mehr Helfer in dem Wald ein, ausgerüstet mit Hacken und Schüppen, Akku-Strahlern und Getränken wartete man auf Signale des Mannes mit dem Spezialgerät.
Plötzlich war über die Kopfhörer ein dumpfes, sehr leises Bellen aus dem Untergrund zu hören und der Spezialist wies die Helfer genau zu der Stelle, an der sie anfangen sollten, zu graben.
Doch schnell kam die ernüchternde Erkenntnis, dass es so weitere Tage dauern würde, zu dem eingeschlossenen Hund zu gelangen. Damit fiel schnell die Entscheidung, für die Rettung einen 
Mini-Bagger anzufordern.

Damit das schwere Räumgerät (wieder einen Tag später  ...) überhaupt an die Stelle gelangen konnte, an der man den Vermissten vermutete, mussten zunächst mehrere Bäume gefällt werden.
Der erfahrene Baggerfahrer ebnete sich den Weg zum Dachsbau, trug dort mit viel Fingerspitzengefühl Schicht für Schicht ab und stieß dabei immer wieder auf Röhren, die in unterschiedliche 
Richtungen verliefen.
In regelmäßigen Abständen musste man die Maschine abstellen, um in völliger Ruhe den immer schwächer werdenden Hundelaut noch präzise orten zu können.
Durch Pfeifen und Rufen versuchte man, den Terrier zum Bellen zu motivieren, um so herauszufinden, in welche Richtung man weitergraben musste.
Der Baggerfahrer führte hochmotiviert und konzentriert seine Arbeit fort ... bis schließlich einer der Helfer den Kopf des Hundes entdeckte ! Nun hieß es, sich mit Handarbeit bis zu dem Eingeschlossenen vorzuarbeiten, der von einem Dachs komplett bis auf den Kopf eingegraben worden war!

Nach gut vier Stunden Erdarbeiten konnte schließlich auch der zweite Terrier Aaron (7) aus etwa vier Metern Tiefe gerettet werden! Nur durch die ruhige und besonnene Arbeit vieler Helfer war dieses möglich, bei allen erschöpften Beteiligten blieb das unbeschreibliche Gefühl, den besten Freund des Menschen auch nach mehr als vier Nächten „unter Tage“ doch noch gerettet zu haben.

Stefan Müller