Rucksack Vorn EV-30: Sicher transportiert und schnell im Anschlag
Rucksäcke sind praktisch zum Transport der Jagdausrüstung und bei der Bergjagd unentbehrlich. Richtig interessant wird es, wenn sie mit einem integrierten Gewehrtrage-System ausgestattet sind, mit dem man die Waffe entnehmen kann, ohne den Rucksack abzusetzen – wie die EV-Serie des norwegischen Herstellers Vorn. Wir haben einen EV-30 zur Gamsjagd auf Herz und Nieren getestet.
Rucksäcke mit integriertem Gewehrtrage-System schätzen viele Jäger zur Jagd in schwierigem Gelände, um zu verhindern, dass die Waffe beim Überklettern von Hindernissen von der Schulter rutscht, gegen Pirschstock oder Fernglas knallt und schlimmstenfalls das Zielfernrohr was abbekommt. Außerdem hat man so immer die Hände völlig frei, was gerade in den Bergen sehr angenehm ist und den Gebrauch von Fernglas, Spektiv oder Entfernungsmesser erleichtert.
Herkömmliche Rucksäcke mit integriertem Tragesystem haben jedoch einen Nachteil – um an die Waffe zu gelangen, muss man den Rucksack abnehmen. Beim Vorn kann die Waffe dagegen entnommen werden, wenn sich der Rucksack auf den Schultern befindet, was zum Anschlagen nicht länger dauert, als wenn man sie am Gewehrriemen trägt.
Die EV-Serie von Vorn
Die EV-Serie besteht aus einem 30- und 45-l-Modell (Fassungsvermögen). In puncto Aufbau und Ausstattung sind die Modelle gleich. Daneben gibt's noch den besonders kompakten LT 12, der aber nur 12 l fasst.
Außerdem fehlt der faserverstärkte Polymer-Rahmen. Dafür ist der Kleine mit 1,4 kg ein echtes Leichtgewicht.
Unser RWJ-Testmodell EV 30 ist mit 450 g deutlich schwerer, aber für einen Rucksack dieser Größe und Ausstattung immer noch erstaunlich leicht.
Wir haben uns für den EV-30 entschieden, weil sein Fassungsvermögen für eine Tagestour im Winter ausreicht. Als Material verwendet Vorn strapazierfähiges V-Tex, ein geräuscharmer und wasserabweisender 3-Schichten-Stoff in Hellgrün. Das Hauptfach ist durchgehend und verfügt über ein Haltenetz für die Blase eines Trinksystems. Die Öffnung für den Schlauch befindet sich oben links und der Tragegurt hat Schlaufen, um den Schlauch zu führen und so zu positionieren, dass man bequem ans Mundstück kommt. Auf dem Hauptfach ist eine große Vortasche angebracht, mit den Kompressionsgurten lässt sich der Rucksack je nach Füllung zusammenschnüren. Links gibt's noch eine Netztasche, die sich sehr gut dafür eignet, Gerödel zu verstauen, an das man während der Tour schnell ran muss, ohne den Rucksack abzunehmen (Snacks, Sonnencreme u. Ä.).
Ausgestattet mit einem Außen- und Innenrahmen bietet der EV-30 optimale Stabilität und Tragekapazität. Das Tragesystem besteht aus einem gepolsterten Hüftgurt mit MOLLE-Befestigungspunkten und Schnellverschluss sowie komfortablen Schultergurten mit Pin-Lock-System zur Höheneinstellung. Damit lässt sich der EV-30 genau auf seine Körpergröße einstellen und so positionieren, dass er optimal auf den Hüften liegt.
Die Schultergurte sind angenehm weich gepolstert, ein zusätzlicher schmaler Brustgurt zieht den Rucksack eng an den Körper und verhindert so übermäßiges Pendeln beim Steigen im Gebirge oder beim Überwinden von Hindernissen.
Sehr angenehm ist der ergonomisch geformte Rücken mit gut durchdachtem Belüftungssystem, mit dem der Rücken auch bei Anstrengung trocken bleibt. Schulter und Hüftpolster sind dick genug, um den Rucksack ein kleines Stück vom eigenen Rücken entfernt zu halten, sodass dort Luft zirkulieren kann. Die Schultergurte sind angenehm weich gepolstert und körpergerecht vorgeformt. Zusätzlich ist noch ein schmaler Brustgurt vorhanden, der den Rucksack eng an den Körper zieht und so übermäßiges Pendeln beim Steigen im Gebirge oder beim Überwinden von Hindernissen verhindert.
Integriertes Waffen-Tragesystem
Der eigentliche Clou des EV-30 ist aber sein Waffen-Tragesystem mit Schnellentnahmeeinrichtung. Der eigentliche Rucksack ist an einer Rückenplatte befestigt, an der auch das Tragesystem angebracht ist. Dadurch entsteht links ein mehr als 25 cm tiefer Zwischenraum – Platz genug für eine Waffe mit aufgesetztem Zielfernrohr, selbst unsere Blaser R 8 mit Lochschaft passte dort problemlos hinein. Nach unten hin ist eine Trageschlaufe für den Schaft vorhanden, nach oben ist das System offen, der Lauf schaut heraus. Die Schaftschlaufe lässt sich in der Länge verstellen und kann der Waffe genau angepasst werden.
In diesen Zwischenraum wird die Waffe geschoben, dann schließt man das Fach mit zwei Federhaken, die sich um Stahlbolzen legen. Mit diesen Haken kann die Waffe selbst nicht in Berührung kommen, denn davor befinden sich dicke Polsterungen.
Über Kompressionsgurte lässt sich die Waffe auch so fixieren, dass sie im Fach nicht hin und her rutschen kann. Sie befindet sich jetzt hervorragend geschützt zwischen dem eigentlichen Rucksack und der Rückenplatte. Dem EV-30 liegt noch eine Schutzhülle für den Lauf bei, die man bei Regen überziehen kann, die Waffe ist dann komplett umhüllt und geschützt.
Setzt man den Rucksack auf, drückt auch nichts im Rücken, denn die dicken Rücken- und Hüftpolster halten die Waffe auf Abstand. Sie befindet sich etwa in der Mitte, zieht also nicht nach einer Seite.
Oben auf dem linken Schultergurt befindet sich eine Zugschlaufe, um die Waffe zu entnehmen, zieht man lediglich daran – ein Stahlseil hinter der Rückplatte zieht zwei Bolzen nach oben, die in die Haltekrallen des Waffenfach-Verschlusses greifen. Die Krallen sind jetzt frei und mit einem seitlichen Zug der rechten Hand am Lauf zieht man die Waffe einfach nach rechts aus dem Fach. Übt man das zu Hause etwas, fluppt das in weniger als einer Sekunde! Die linke Hand zieht die Schlaufe, die rechte geht zum Lauf und entnimmt die Waffe. Lediglich, um sie wieder im Waffenfach unterzubringen, muss man den Rucksack abnehmen – oder eine zweite Person hilft.
Erfahrungen aus der Praxis
Den RWJ-Praxistest absolvierte der EV-30 zur Gamsbrunft in den Bergen – und bestand ihn mit Bravour. In steinigen, schneebedeckten Hängen und Latschenfeldern konnte sein Tragesystem überzeugen. Die Gurte sind perfekt gepolstert und der Rucksack liegt angenehm auf Rücken und Hüften, wenn einmal alles richtig eingestellt ist. Die Waffe ist sehr gut geschützt und das Gewicht liegt mittig zum Rücken. Bei längeren Märschen in steilem Gelände ist das sehr komfortabel und erleichtert den Waffentransport immens. Die Hände sind frei, was toll ist, wenn man ständig mit Kamera oder Fernglas hantiert und einen Stock benutzt, ohne den es in den Bergen kaum geht. Braucht man die Waffe, ist sie sofort zur Hand.
Der Vorn ist wirklich wasserdicht, auch nach Stunden war die Reserve-Kleidung im Rucksack noch völlig trocken, genauso wie die Brotzeit. Dazu tragen auch maßgeblich wasserabweisende PU-beschichtete YKK-Reißverschlüsse bei.
Kleiner Nachteil ist, dass man sich mit aufgesetztem Rucksack nicht hinsetzen kann, denn der Schaft verlängert den unteren Bereich um etwa 25 cm. Doch bei einer längeren Rast nimmt man seinen Rucksack in der Regel sowieso herunter, sodass man damit leben kann.
Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt. Das Tragesystem ist erstklassig, die Last liegt gut verteilt auf Hüften und Schultern und nichts drückt. Das Material ist sehr reißfest, auch scharfe Steinkanten konnten ihm nichts anhaben. Das Waffentragesystem ist an Komfort und Schnelligkeit kaum zu überbieten.
Resümee: Vorns EV-30 ist ein leichter, sehr gut ausgestatteter, wasserdichter Pirschrucksack mit einem genialen Waffen-Tragesystem. Bei Flugreisen lässt er sich problemlos als Handgepäck nutzen. Zwei große Taschen, ein praxisgerechtes Tragesystem und die Möglichkeit, die Büchse geschützt und schnell entnehmbar zu verpacken, machen den EV-30 zum idealen Begleiter bei der Berg- und Wildnisjagd. 359 € sind zwar nicht gerade ein Sonderangebot, gehen bei der Ausstattung und Verarbeitung aber in Ordnung.
Wer mehr Platz braucht, wird zum größeren EV-45 greifen, der nur wenig mehr kostet (399 €). Der superleichte LT 12 ist schon für 299 € zu haben – ein interessantes Modell, wenn es hauptsächlich aufs Waffen-Tragesystem ankommt und man nicht viel mitnimmt. Norbert Klups