Robust und preiswert - Noblex R advanced

Lesezeit
2 minutes
Bisher gelesen

Robust und preiswert - Noblex R advanced

Erstellt in
Kommentare

Ferngläser mit Entfernungsmesser sind praktisch – genaue Daten sind vor dem Schuss sehr hilfreich ... ja manchmal unabdingbar. Solche Optiken sind meist nicht gerade preiswert, da ist das 10x42R advanced von Noblex für 1299 € ein angenehmer Ausreißer. Wir wollten wissen, ob es leistet, was es verspricht.

Das R advanced gibt es nur als 10 x 42 – für ein Allroundglas eine gängige Vergrößerung, die Beschränkung auf ein Modell hilft dazu, den Preis unten zu halten. Das Noblex ist auf den ersten Blick nicht von einem normalen Fernglas zu unterscheiden. Verdickungen an den Unterseiten für die Messtechnik wie bei Kahles oder Swarovski fehlen also, die Messtechnik im eigentlichen Fernglaskörper arbeitet mit einem Strahlenteiler.

Die beiden Fernglashälften werden kurz vor den Okularen über eine große Brücke verbunden, auf der auch die beiden Bedientasten angebracht sind. Weiter vorn findet sich eine weitere, kleinere Verbindungsbrücke, zwischen den Brücken liegt das große, gummierte Fokussierrad. Darin befindet sich gleichzeitig auch der Behälter für die 3 V CR 2 Lithium-Batterie mit Energie für etwa 2 000 Messungen. Die Dioptrienverstellung (+5 bis -5 dpt) sitzt am linken Okular, rechts verstellt man die Schärfe der auf einem OLED-Display dargestellten Messanzeige.

Mit den zweistufig rastbaren Drehaugenmuscheln kommen auch Brillenträger in den Genuss des vollen Sehfeldes (105 auf 1000m). Die Bildschirmhelligkeit lässt sich über das Menue in sechs Stufen an die Umgebungshelligkeit anpassen. Ein schwarzer Gummi-Überzug schützt das Gehäuse und schluckt Geräusche. Das Glas ist gegen Innenbeschlag mit Stickstoff gefüllt und bis 2 Meter wasserdicht.

Mit 19x14cm (h/b) ist das Noblex nicht gerade zierlich und mit 980 g auch kein Leichtgewicht – was aber für teure Konkurrenzgläsern genauso gilt (Leica Geovid 10x42:945g/Zeiss VictoryRF10x45: 995g).

Das Noblex macht einen sehr soliden und wertigen Eindruck, auch rauen Gebrauch sollt es nicht übel nehmen, wobei allerdings zu bedenken ist, dass man
Optik mit Elektronik generell etwas umsichtiger handhaben sollte.

Einfache Bedienung und Winkelkorrektur

Auf der Gehäusebrücke liegen zwei Drucktasten – die Rechte löst den Messvorgang aus. Bleibt die Taste gedrückt, wechselt das Gerät in den Scan-Modus und misst kontinuierlich weiter. Die linke Taste dient der individuellen Einstellung, dort kann man wählen, ob in Yard oder Meter angezeigt wird, wie hell das Display ist und ob dort der Winkel oder die korrigierte ballistische Entfernung angezeigt wird. Dann erscheint über der gemessenen Distanz auch die ballistische Schussentfernung, nach der dann der Haltepunkt korrigiert oder die ASV des Zielfernrohres eingestellt wird.

Neben dem normalen Jagdmodus gibts noch einen Regenmodus – störende Tropfen, die die Messung verfälschen könnten, werden dabei herausgerechnet.

Der Laser reicht bis 2 300 m, wenn das angemessene Objekt groß genug und über eine gute Reflexionsfläche verfügt. Ziele von der Größe eines Menschen lassen sich bei optimalen Bedingungen bis etwa 1 300 m messen.

In der Praxis

Das Noblex liefert ein helles, kontrast­reiches Bild mit guter Farbechtheit und sehr guter Randschärfe. In puncto Transmission muss man bei einem Fernglas, das mit Elektronik vollgepackt ist und im Optikgang Strahlenteiler zum Auffangen des reflektierten Laserstrahls nötig sind, Abstriche machen – für Nachtansitze sind solche Optiken also nicht gedacht. In der Dämmerung wird deutlich sichtbar, dass die rechte Fernglashälfte mit der Messtechnik etwas dunkler ist.

Das RWJ-Testglas wurde in den Bergen und im heimischen Revier geführt, mit fast einem Kilo liegt es satt und ruhig in der Hand. Der Fokussierknopf läuft leicht und geschmeidig, bei der Messgenauigkeit gibts kaum Unterschiede zu Top-Marken.

Auf jagdlich relevanten Distanz bis 500m zeigte ein zum Vergleich heran­gezogenes Leica Geovid auf den Meter genau die gleiche Entfernung an. Wild von der Größe einer Gams wird bis auf 850m noch angemessen, Fehlmessungen waren sehr selten. Die Entfernung wird nach Drücken der Messtaste sehr schnell angezeigt.

Resümee: Noblex verbindet eine gute Mittelklasse-Optik mit einem präzise arbeitenden Laser-Entfernungsmesser mit hoher Reichweite und kurzer Reaktionszeit. Die Bedienung ist sehr einfach und die Angabe der tatsächlichen Schuss­distanz bei Winkelschüssen eine große Hilfe, wenn man in den Bergen jagt. Schüsse auf einer Ebene sind da eher selten – für 1 299 € ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis, günstiger ist derzeit kaum was zu bekommen.              

Norbert Klups