Test: Repetierer CZ 557 Luxus
Repetierer des tschechischen Herstellers Czeska Zbrojovka gelten als unverwüstlich. Beim neuen Repetierer 557 ist alles anders, wir haben ihn getestet. Von Norbert Klups.
Die 557-Familie umfasst ein halbes Dutzend Modelle – neben dem klassischen Jagdrepetierer Luxus eine Varmint-Ausführung mit dickem Lauf und Sportschaft, eine Version mit Kunststoffschaft (auch in Camou), ein Carbine-Modell ohne offene Visierung mit einfachem Buchenschaft und eine Range-Rifle mit Buchenschaft, 10-Schuss-Magazin und Weaverschiene.
Preislich bleibt die 557 im gewohnt angenehmen Bereich – los gehts bei 799 € (Synthetikschaft), unsere Test-Luxus mit offenem Visier und Nussbaumschaft kostet 1 049 € (Kaliber: .243 Win., 6,5 x 55 SM, .270 Win., 7 x 64, ,308 Win., .30-06, 8 x 57 IS - also keine Magnums). Der Lauf ist bei allen Kalibern mit 52 cm eher kurz.
Modernes System aus Stahl
Das System der 557 ist aus solidem Stahl gefräst, Form und Design wurden für moderne CNC-Maschinen ausgelegt. Vom althergebrachten 98er-System hat man sich endgültig verabschiedet.
Die Hülse mit großem Auswurffenster hat an Kopf und Brücke eine flache Oberseite mit integriertem 19-mm-Prisma für die hauseigene Festmontage. Der Verschluss verriegelt über zwei große Warzen in der Hülse, langer Auszieher und manueller Auswerfer fehlen. Der Stoßboden mit eingesetztem Auswerferstift ist zurückversetzt und umschließt den Patronenboden. Die Hülsen werden von einer federbelasteten, kräftigen Auswerferkralle ausgezogen.
Als Kammerstopp dient eine gefederte Klinke in der hinteren Hülsenbrücke. Das schlanke Schlösschen ist fast vollständig geschlossen und so gut gegen Schmutz und Feuchtigkeit geschützt. Hinten ragt im gespannten Zustand sicht- und fühlbar ein Stift heraus – alles bewährte Konstruktionsmerkmale, die man von bekannten Repetierern wie der Remington 700 kennt und die eine kostengünstige Fertigung erlauben.
Beim Magazin hätte es aber ruhig etwas moderner zugehen können – die CZ 557 hat ein fest eingebautes Kastenmagazin mit Klappdeckel für fünf Patronen. Der Drücker für den Deckel vorn im Abzugsbügel steht vor – ziemlich exponiert. Unbeabsichtigtes Öffnen des Magazindeckels beim Auflegen der Waffe ist durchaus möglich. Nicht optimal.
Abzug und Sicherung
Der justierbare Flintenabzug löst trocken und ohne fühlbaren Weg aus, bei der Testwaffe war er auf 900 g eingestellt – für einen Jagdrepetierer sehr gut. Die Zwei-Stellungssicherung rechts am Schlösschen blockiert die Abzugsstange, sperrt aber im gesicherten Zustand nicht die Kammer. So lässt sich die Büchse im gesicherten Zustand zwar entladen, aber dafür kann sich der Verschluss auch unbeabsichtigt öffnen, wenn man mit dem Kammerstengel mal hängen bleibt. Eine Dreistellungssicherung wäre die bessere Lösung gewesen. Um die Sicherung geräuscharm zu betätigen, muss man den kleinen Drücker sehr konzentriert vorsichtig zwischen zwei Finger geklemmt nach vorn führen.
Kurzer Lauf mit Drückjagdvisier
Der 52-cm-Lauf macht die CZ 557 sehr handlich. Kimme ist ein schräg gestelltes Fluchtvisier mit Rechteckausschnitt und gelb-grünlichen Leuchtpunkten (seitlich im Schwalbenschwanz verstellbar). Das höhenverstellbare Korn aus einem roten Leuchtstab sitzt auf einem geriffelten Sockel und hat sogar einen Schutz. Ein rundes Korn mit Rechteckkimme ist gewöhnungsbedürftig, eine U-Kimme wäre besser gewesen. Trotzdem ein brauchbares Visier zum schnellen Schuss, die Kimme ist im richtigen Abstand vom Auge montiert und bietet guten Kontrast.
Nussbaumschaft mit bayerischer Backe
Der Schaft aus geöltem Nussbaumholz mit nicht sehr ausgeprägter Längsmaserung ist ordentlich geschliffen – mehr darf man zu diesem Preis nicht erwarten. Der Hinterschaft mit leichtem Schweinsrücken hat eine bayerische Backe mit doppelter Falz. Die Höhe des Rückens passt gut zum Schuss über Kimme und Korn oder durch ein flach montiertes Drückjagdglas/Rotpunktvisier. Der Schaft endet mit einer schmalen Gummikappe.
Der Pistolengriff ist rechtsseitig handfüllend verdickt und steht eher steil. Der schlanke Vorderschaft endet in einer aus dem Vollen gearbeiteten kleinen Nase. Ein Pistolengriffkäppchen fehlt. Die laser-geschnittene Fischhaut an Pistolengriff und Vorderschaft ist griffig und sauber ausgeführt. In Vorder- und Hinterschaft sind nicht abnehmbare Riemenbügel geschraubt, durch den kurzen Lauf hat der vordere einen gerade noch akzeptablen Mündungsabstand von 31 cm – ein einfacher, anatomisch gut geformter Jagdschaft, der dem europäischen Geschmack entspricht.
Zur Systembettung dient eine Alu-Einlage im Schaft, die hauptsächlich die Rückstoßplatte abstützt. Das System ist mit modernen Torxschrauben befestigt.
Zielfernrohr und Montage
Der Testwaffe fügte CZ-Importeur AKAH eine CZ-Festmontage mit 30-mm-Ringen bei, die massive Montage mit Halbringen wird aufgeschoben und festgeklemmt. Damit wurde ein Minox ZX 5 2 - 10 x 50 montiert, ein handlicher, 630 g leichter Allrounder mit 30er-Mittelrohr und beleuchtetem Absehen 4 in der 2. Bildebene. Bei zweifacher Vergrößerung liefert das Sehfeld auf 100 m mit 18,9 m auch bei Drückjagden schon gute Übersicht.
Der Leuchtpunkt lässt sich stufenlos dimmen und überstrahlt auch bei Nacht nicht. Ein Sensor schaltet ihn automatisch ab, wenn sich die Waffe nicht in schussgerechter Lage befindet und in Schussposition automatisch wieder ein – praktisch und batteriesparend. Im Revier fielen der angenehme Augenabstand von 10 cm und der leichtgängige, weich laufende Zoomring positiv auf – für 889 € ein gut ausgestattetes Zielfernrohr mit überzeugender Optik in dieser Preisklasse.
Auf dem Schießstand
Die Testwaffe in .30-06 wurde zur Präzisionsprüfung wie üblich auf 100 m aus dem Schießgestell geschossen. Den besten Streukreis erreichte die 10,7 g HIT von RWS (3,1 cm), gefolgt von Hornadys 9,7 g SST (3,4 cm) und Normas 9,7 g-Ecostrike, das mit 3,8 cm jagdlich ebenfalls noch völlig ausreichend präzise ist. Die Schussbilder zu jeweils fünf Schuss wurden aus kaltem Lauf geschossen.
Ohne Kühlpausen liegen die ersten drei Schuss gut zusammen, dann öffnet sich das Schussbild merklich. Der Lauf ist für längere Serien einfach zu dünn, für eine Jagdbüchse aber nicht weiter tragisch – auf Drückjagddistanz spielen ein paar Zentimeter keine große Rolle.
Die Büchse liegt sehr ausgewogen im Anschlag und schießt sich angenehm. Der Verschluss lässt sich flüssig bedienen, auch wenn er etwas hart läuft. Die Patronen werden sauber zugeführt und leere Hülsen zuverlässig ausgeworfen.
Resümee: Die neue CZ 557 ist auf den europäischen Geschmack ausgerichtet und wesentlich moderner als bisherige CZ-Repetierer. Die Testwaffe war sauber verarbeitet, die Stahlteile gut poliert und leicht matt brüniert. Durch den kurzen Lauf ist die 557 nur 106 cm lang, bringt aber trotzdem ohne Zieloptik fast 3,6 kg auf die Waage. Wie gewohnt fertigen die Tschechen alles aus Stahl. Wer Plastik und Alu an Waffen nicht mag, liegt damit richtig.
Die Ausstattung ist spartanisch – weder Einsteckmagazin noch Handspannung oder Wechsellaufmöglichkeit kann die 557 bieten. Dafür hat sie einen guten Abzug, eine brauchbare offene Visierung, funktioniert zuverlässig, schießt präzise und kommt in klassischer Aufmachung – für gut 1 000 € ein faires Angebot.