Preisbrecher mit Vollausstattung

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Spectra heißen die neuen Zielfernrohre von GPO (German Precision Optics) – vom Drückjagd- über hochvergrößernde Long-Range- bis zum lichtstarken Dämmerungsmodell ist alles dabei.
Wir haben das 3 - 15 x 56 ausgiebig getestet.

Neben dem 3 - 15 x 56 (849 €) ist auch ein  3 - 18 x 56 lieferbar (949 €). Alle Spectra-Modelle verfügen über ein Leuchtabsehen und 30 mm Mittelrohr­durchmesser, Ausführungen mit Schiene gibt es nicht. Die Scharfstellung erfolgt am Ende des gummigepolsterten Okulars – dieser Gummiring war auch das einzige Kunststoffteil am Test-Glas.
Die Verarbeitung macht einen sehr wertigen Eindruck – Riffelungen an den Abdeckkappen der Verstelltürme sind präzise geschnitten, Höhen- und Seitenverstellung rasten fühlbar und mit deutlichem Klicken. Der Gesamtverstellweg in Höhe und Seite beträgt 250 cm. Der Turm der Leuchteinheit (links am Mittel­rohr gegenüber der Seitenverstellung) ist kombiniert mit dem Parallax-Ausgleich (von 20 m bis unendlich, ohne Rastung bei 100 m). Der Ring ist gerade so schwer­gängig, dass unbeabsichtigtes Verstellen kaum zu befürchten ist, er sich aber auch im Anschlag geschmeidig drehen lässt.

Der Schnellverstellhebel
Der Drehring der Leuchteinheit sitzt außen und hat acht eingravierte Helligkeitsstufen, die nicht einrasten, die Verstellung funktioniert stufenlos.
Die Zahlen dienen nur der Orientierung, welche Leuchtkraft benutzt wird und um schnell wieder dahin zurück­zukehren, wenn das Leuchtabsehen mal zwischendurch abgeschaltet wird.
Wenn man das Abschalten mal vergisst, ist das auch kein Drama, denn eine Automatik schaltet das Leuchtabsehen des Spectra nach drei Stunden ab, wenn man die Waffe nicht bewegt.
Sinkt die Batteriereserve auf 15 %, blinkt das Leuchtabsehen beim Einschalten – dann wirds Zeit, die Batterie demnächst zu wechseln.
GPO verwendet ein in Deutschland entwickeltes und produziertes Faser­absehen mit sehr kleinem, scharf abgegrenztem Leuchtpunkt, platziert in der zweiten Bildebene. Voll aufgedreht ist es sehr hell und in der untersten Einstellung gerade mal zu sehen. Damit ist man für alle Lichtverhältnisse bestens gerüstet. Als Batterie dient eine CR 2032. 
Der Ring der Vergrößerungseinstellung ist fein geriffelt und bei Sechsfach verdickt. Dort lässt sich auch ein Hebel zum blitzschnellen Vergrößerungswechsel (im Lieferumfang enthalten) anschrauben. Der gesamte Vergrößerungsbereich wird mit einer halben Umdrehung abgedeckt.
Der Augenabstand ist mit 95 mm erfreulich groß. 
Das Spectra ist 36 cm lang und wiegt 830 g – normal für 56er-Zielfernrohre.
Sein Sehfeld ist mit 11,1 m bei kleinster und 2,3 m bei 15-facher Vergrößerung ausreichend groß.
Das Testglas kam mit einer original Mauser-Montage auf eine Mauser M 03 in .270 WSM.
Das Einschießen war kein Problem, die Absehenverstellung funktionierte fehlerfrei.
Pro Klick verändert sich die Treffpunktlage auf 100 m um einen Zentimeter.
Die Mechanik ist rückkehrgenau. Nachdem wir die Verstellung mehrere Male veränderten und wieder auf den Ausgangspunkt zurückdrehten, lagen die Schüsse wieder exakt bei der ersten Gruppe.
Die Verstelltürme lassen sich ohne Werkzeug nullen, wenn man die obere Abdeckkappe abdreht, den Turm anhebt, in die gewünschte Position dreht und die Kappe wieder aufschraubt.
Das Testglas erwies sich nach drei Stunden in 50 cm Tiefe als wasserdicht, auch einige Stunden bei - 18 °C in der Tiefkühltruhe waren kein Problem.
Innenbeschlag stellte sich nach Auftauen auf Raumtemperatur nicht ein.
Ausschlaggebend ist aber die Optik, besonders bei Zielfernrohren für die Jagd bei Nacht und in der Dämmerung. Wir haben daher Auflösung und Transmission bei Tag und Nacht gemessen.

Nullen ohne Werkzeug

Innere Werte

Beim Testglas wurde eine Transmission am Tag von 91,2 und bei Nacht von 90,1 % gemessen – Spitzenwerte für diese Preisklasse. Die Auflösung bei dreifacher Vergrößerung lag bei hervor­ragenden 2,7 und bei 15-facher Endvergrößerung bei immer noch guten 7 Winkelsekunden.
Auch das Sehfeld haben wir nachgemessen – mit 2,29 m (15-fach) und 11,09 m (3-fach) liegt es fast genau bei den Werksangaben (2,3/11,1 m).
Die Eyebox ist bei hoher Vergrößerung deutlich empfindlicher als durch ein Zeiss, Leica oder Swarovski. Das war aber auch nicht anders zu erwarten – und ist bei einem Ansitzglas auch nicht von besonders hoher Bedeutung. Schließlich hat man meist ausreichend Zeit, sein Auge genau mittig hinterm Okular zu platzieren.

Resümee

GPOs Spectra 3 - 15 x 56 ist ein Modell im oberen Mittelklassebereich, das mechanisch sehr gut ist und mit moderner, praxisgerechter Ausstattung punktet.
Sein feines Faserabsehen lässt keine Wünsche offen, auch ein Parallaxe-Ausgleich fehlt nicht. Erst bei fortgeschrittener Dämmerung und Nacht werden Unterschiede zu Topmarken sichtbar. Das Bild ist zwar durch hohe Transmissionswerte noch hell, wird aber etwas flauer, was besonders bei hoher Vergrößerung sichtbar wird. Damit kann man aber in Anbetracht von gerade mal 849 € gut leben – ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Norbert Klups