Helfer in der Not

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Abfangmesser setzt man bei Drückjagd und Nachsuche ein, wenn Schießen nicht möglich oder gefährlich ist, v. a. wenn Hunde ein Stück binden. In solchen Situationen bleibt nur die kalte Waffe, um Wild zu erlösen, ohne Hunde oder andere Personen (etwa bei Verkehrsunfällen) zu gefährden. Wir haben einen Saufänger von Linder getestet.

Dazu setzt man Messer ein, die über eine entsprechend lange und auch breite Klinge verfügen, denn tief im Körper liegende Organe müssen erreicht und so stark verletzt werden, dass schlagartig der Tod eintritt. Dazu ungeeignete Modelle sind für betroffenes Wild eine Qual und für den Anwender gefährlich. Spezielle Abfangmesser (Saufänger) haben daher auch Abmessungen, die auf den ersten Blick an mittelalterliche Kurzschwer-ter erinnern.

Unser Testmesser des Solinger Herstellers Linder ist bereits optisch mit einer Gesamt-länge von 34 cm ein echter Hingucker. Seine aus 440 A-Stahl gefertigte Klinge ist 23cm lang, beeindruckende 5cm breit und mit 5mm-Stärke auch sehr stabil. Seine Spitze liegt wie bei Stich­waffen üblich genau in der Mitte der beid­seitig haarscharf geschliffenen Klinge. Direkt hinter der Spitze ist auf beiden Seiten eine 3 mm breite sog. Blutrinne eingefräst.

Soll Blut angeblich besser abfließen lassen: die Blutrinne. (Fotos: N. Klups)

 

Angeblich soll sie Blut besser abfließen lassen und dafür sorgen, dass Luft in den Thorax gelangt und die Lungenflügel schneller kollabieren. Das kann man ruhig unter Märchen abheften – der eigentliche Zweck solcher Hohlkehlen in der Klingenmitte ist eine Gewichtsreduktion, ohne die Stabilität zu beeinträchtigen. Versenkt man eine 5 cm breite Klinge in einer Sau, ist eine 3 mm-Rille in der Mitte kaum ausschlaggebend für die Wirkung.

Gut: vernietete Olivenholzgriffschalen und eine breite Parierstange.

 

Die Parierstange des Abfangmessers aus Edelstahl schützt die Hand vor dem Abrutschen in die Schneide und so vor Schnittverletzungen. Gleichzeitig verhindert sie ein zu tiefes Eindringen in den Wildkörper, so dass sich der Saufänger auch wieder problemlos aus dem Wildkörper ziehen lässt – wenn der erste Stich nicht sitzt und neu angesetzt werden muss, ein nicht ganz unwichtiges Detail. Die Griffschalen aus Olivenholz sind mit dem durchgehenden Griff vernietet, in einer Bohrung am Ende lässt sich ein Fangriemen anbringen. 

Der Linder Saufänger wird in einer hochwertigen Lederscheide geliefert.

 

Zum Lieferumfang gehört eine hochwertige Lederscheide mit Sicherungsrie-men und Druckknopf, damit lässt sich das Messer schnell ziehen und ist verliersicher untergebracht. Ein Praxistest bei einem 40 kg-Überläufer verlief sehr zufriedenstellend, die Klinge drang leicht und schnell in die Schwarte, der Schnitt war tief und breit, der Tod trat nach kurzem Schlegeln schnell ein.

Resümee: Linders Saufänger ist ein gut verarbeitetes Abfangmesser, das toll aussieht, angenehm in der Hand liegt und sehr gute Arbeit leistet. Wenn man damit umgehen kann: Wer noch nie eine Sau mit dem Messer abgefangen hat, tut gut daran, sich die richtige Technik von einem Praktiker oder erfahrenen Nachsuchenführer an einem toten Stück erläutern zu lassen – ein großes Messer allein reicht nicht! Anwendbare Kenntnisse der Anatomie des Wildkörpers, die richtige Technik und etwas Kraft sind ebenfalls sehr wichtig. Der Preis ist eine angenehme Überraschung – 89,90 € für dieses massive Qualitätsmesser (RWJ-Shop) sind ein echtes Schnäppchen.

Norbert Klups