Waffen-Kombination im Test
Manchmal lassen sich mehrere Neuheiten trefflich kombinieren. Deshalb hat Norbert Klups für uns Haenels Repetierer Jäger 10 Compact SD mit dem Noblex Inception Zielfernrohr ausgestattet und mit der MAKuick 3 Montage verbunden. Dazu passt ein Merkel-Schalldämpfer.
Haenel baut seine Jäger 10 kontinuierlich zu einer Familie aus. Die Alternative zu preiswerten US-Repetierern zielt auf den Geschmack deutscher Jäger. Die Compact SD ist speziell auf den Gebrauch mit Schalldämpfer ausgelegt.
Dazu verfügt sie über einen 45 cm-Supressor-Lauf mit 19 mm Mündungsdurchmesser. Diesen Lauf stellt Haenel in Suhl auf modernen Hämmermaschinen selbst her. Ab Werk ist ein Mündungsgewinde vorhanden, für Overbarrel-Dämpfer wurde auf eine offene Visierung verzichtet.
Was ist das Besondere an Supressor-Läufen?
Schalldämpfer beeinflussen die Laufschwingungen und so auch den Abgangswinkel des Geschosses. Dadurch ergibt sich in der Regel eine unterschiedliche Treffpunktlage, wenn mit oder ohne Dämpfer geschossen wird.
Diese Abweichung sollen Supressor-Läufe minimieren. Klingt logisch, denn kurze, dicke Läufe haben weniger Mündungsausschlag als längere, dünnere Läufe. Ob das aber auch in der Praxis funktioniert, haben wir ausprobiert.
Sehr handlich und leicht
Verschluss, Magazin und Abzug entsprechen den übrigen Jäger 10 Modellen. Die Compact SD wird ab Werk mit einer einteiligen 15,5 cm-Picatinny-Schiene aus Stahl ausgestattet.
Für andere Montagen kann sie entfernt und die vier Schraubenlöcher auf den Brücken für beliebige Basen – etwa von Schwenkmontagen – benutzt werden. Durch die Picatinny-Schiene ist aber die sehr einfache und kostengünstige Montage eines Zielfernrohres möglich.
Ein oft zu hörender Nachteil ist, dass solche Montagen nicht sehr wiederkehrgenau sind – genau da setzt die neue MAK an. Der Lauf der Compact SD ist ilafloniert und so sehr gut vor Korrosion geschützt. Eine Abdeckkappe für das Mündungsgewinde wird mitgeliefert.
Die Testwaffe ließ sich sehr weich und schnell repetieren, die Kammer läuft verkantungsfrei im System. Die Compact SD wird mit dem einfachen, schwarzen Kunststoffschaft mit Gummi-Einlagen an Vorderschaft und Pistolengriff geliefert.
Dazu kommt zur einfacheren Zweibein-Montage eine zweite Riemenbügelöse am Vorderschaft. Bei einer Gesamtlänge von 99 cm wiegt die Compact SD gerade mal 3 kg und ist überaus führig.
Merkel Schalldämpfer HLX
Merkel lässt den Schalldämpfer beim Schweizer Hersteller B&T bauen, der besonders auf dem Behördenmarkt einen sehr guten Ruf hat. Flüstertüten für militärische Waffen sind nicht unbedingt mit Jagd-Schalldämpfern zu vergleichen, denn sie müssen dauerfeuerfest sein.
Jagd-Schalldämpfer sollte man dagegen nach 8 bis 12 Schuss (je nach Kaliber) abkühlen lassen, sonst könnte er beschädigt werden. Bei der Jagd selbst spielt das keine große Rolle, doch im Schießkino kann es schon lästig werden.
Merkels HLX soll dagegen auch 30 Schuss in schneller Folge aushalten, bevor er auf Zimmertemperatur runtergekühlt werden muss. Anstelle von Standardeinlagen oder Stahlwolle arbeitet der Neue mit Sternblenden.
Diese dreidimensionalen Alu-Frästeile wurden für Behörden entwickelt. Bei 49 mm Durchmesser ist das Alu-Dämpferrohr 20 cm lang und verlängert aufgeschraubt den Lauf um 14,7 cm. Das Gewicht liegt bei 430 g.
Die Leistung soll bei etwa 30 dB liegen, abhängig von Kaliber und Lauflänge. Der Dämpfer ist geschlossen und lässt sich auch nicht zerlegen. Auf eine Leistungsmessung haben wir verzichtet, der Knall wurde nicht besser oder schlechter gedämpft als bei guten Modellen anderer Hersteller.
Was uns mehr interessierte war die hohe Belastbarkeit, die wir auf dem Schießstand getestet haben.
Noblex Inception 2 - 12 x 50i
Das 50er aus der neuen Inception-Baureihe kostet nur 795 € – wie kann Noblex zu diesem Preis ein Jagdzielfernrohr mit Leuchtabsehen, Parallaxausgleich und Abschaltautomatik über einen Lagesensor bauen?
Die Baureihe wurde zwar in Eisfeld entwickelt, gefertigt werden die Zielfernrohre aber in Japan – wie bei anderen Optikherstellern mit günstigen Baureihen schon lange. In Deutschland oder Österreich gefertigte Zieloptiken sind sehr teuer.
Im Preisbereich darunter ist ein großer Markt, den auch der Docter-Nachfolger nicht nur Vixen, Hawke, Nikon oder DDoptics überlassen will.
Vom Aufbau her ist die Inception Baureihe auf den Geschmack deutscher Jäger abgestimmt – Dioptrie-Ausgleich als Schnellverstellung am Okularende, Drehregler für das Leuchtabsehen als dritter Turm links am Mittelrohr mit integriertem Parallax-Ausgleich.
Der Vergrößerungsbereich wird über eine halbe Umdrehung am gummierten Zoomring abgedeckt, zwischen 3- und 5-fach liegt ein gut fühlbarer Knubbel. Auch der Okularrand ist mit Gummi gepolstert.
Der Regler zur Leuchtintensität hat zwar eine Skalierung von 1 – 11, die Regelung erfolgt aber stufenlos. Hinterm Drehring für den Leuchtpunkt liegt der Parallax-Ausgleich von 10 m bis unendlich, eine fühlbare Rastung bei 100 m fehlt leider. Die 100 m-Distanz ist aber angegeben.
Verstellt wird das Absehen 4 mit Leuchtpunkt pro Klick um einen Zentimeter und lässt sich nullen, wenn die zentrale Schraube gelöst wird. Der Gesamtverstellbereich liegt bei je 140 cm (Höhe/Seite).
Der Augenabstand ist mit 86 mm ausreichend bemessen, beim 1 - 6 x 24 beträgt er sogar 95 mm. Bei Nichtgebrauch und Ablegen der Waffe schaltet der integrierte Lagesensor den Leuchtpunkt automatisch ab – in der Vertikalen bei einem Winkel größer +45° und -75° und in der Horizontalen größer ±45°.
Nach drei Stunden wird zudem ebenfalls abgeschaltet. Das Absehen liegt in der zweiten Bildebene.
Mit 355 mm Länge und 650 g Gewicht ist das Inception kompakt und nicht zu schwer – ein modernes und formschönes Zielfernrohr zum hochinteressanten Preis. Dafür muss man Abstriche bei der Transmission in Kauf nehmen – die gemessene Lichtdurchlässigkeit lag bei 85,1 Prozent am Tag und 81,5 in der Nacht.
Das herkömmliche (auf eine Glasplatte geätzte) Leuchtabsehen kostet Transmission, ist aber in dieser Preisklasse völlig normal.
MAKuick 3 Montage
Montagen nach Picatinny oder Weaver-Art sind weltweit verbreitet, meist als Festmontage ausgeführt sind sie robust und schussfest. Schwachpunkt ist ihre Wiederkehrgenauigkeit beim Ab- und Aufsetzen.
Für Waffen, die man je nach Situation mit mehreren Optiken nutzt, sind sie daher nicht erste Wahl. Montagespezialist MAK will dieses Problem mit der MAKuick 3 lösen.
Die Schnellspannmontage ist ein- oder zweiteilig (im Test) erhältlich. Die selbstsichernden Verschlusshebel werden quer zur Schussrichtung verriegelt und geöffnet. Das geht mit Daumendruck und das Zielfernrohr ist blitzschnell abnehmbar.
Der Hebelweg beträgt nur 80 Grad. Die MAKuick 3 hat Halbringe, das komplette Unterteil mit einer Hälfte ist aus einem Alu-Stück gefräst. Die Funktionsteile sind aus vergütetem Stahl, gehärtet und beschichtet.
Das Besondere ist die Möglichkeit, die Spannkraft der Hebel ohne Werkzeug über Klicks in 0,05 mm-Stufen zu verstellen. Zieht man den gegenüber dem Hebel unter Federspannung stehenden Knopf heraus, lässt er sich ganz fein justieren.
Damit kann man die Schnellspannmontage genau der jeweiligen Schiene anpassen.
Alle Neuheiten auf dem Schießstand
Die neue Büchse samt Schalldämpfer, Montage und Zieloptik haben wir ausgiebig auf dem Schießstand getestet. Als Munition diente die Short Rifle Laborierung von RWS mit dem 160 grs HIT und Hornadys Superformance (180 grs GMX).
Die RWS schoss mit 28 mm bei fünf Schuss auf 100 m deutlich besser als die GMX mit 37 mm. Die Treffpunktlage ohne Dämpfer verlagerte sich 4 cm nach unten ohne Seitenabweichung.
Das ist minimal und spricht für den Supressor-Lauf. Schießt man die Büchse auf 100 m mit 4 cm Hochschuss ein, hat sie ohne Dämpfer Fleckschuss – praxisgerecht.
Den Schalldämpfer haben wir mit 30 Schuss belastet, was ihm augenscheinlich nichts ausmachte. Er war zwar glühend heiß, aber nach einer Abkühlpause war keine Veränderung feststellbar. Reingucken kann man ja nicht.
Präzise schießen auf 100 m konnte man aber nur mit den ersten 15 Schuss, dann verursachte der heiße Dämpfer so starkes Flimmern im Zielbild, dass die Vergrößerung auf zweifach zurückgenommen werden musste, um überhaupt noch was zu erkennen.
Im Schießkino mit kleiner Vergrößerung sind aber wohl längere Serien kein Problem.
Das Inception hat einen für ein Zielfernrohr dieser Preisklasse sehr klar abgegrenzten Leuchtpunkt und erlaubt durch das feine Absehen ein sehr präzises Anvisieren. Die Montage haben wir getestet, indem bei einer 5er-Serie nach jedem Schuss das Zielfernrohr abgesetzt und weder aufgesetzt wurde.
Der Streukreis betrug jetzt 31 mm und die Schüsse lagen alle beim ursprünglichen Treffpunkt.
Resümee
Haenels Jäger 10 Compact SD ist ein überaus handlicher, präziser und mit 1 251 € auch preiswerter Repetierer, der optimal zum Gebrauch mit Schalldämpfer ausgelegt ist. Bei der Testwaffe war die Differenz der Treffpunktlage mit und ohne Dämpfer minimal.
Merkels kompakter Schalldämpfer HLX hat nicht nur eine gute Leistung, sondern erlaubt auch Serien von bis zu 30 Schuss – bei herkömmlichen Jagd-Modellen nicht ratsam. Mit 380 € liegt er nicht über dem Preis leistungsvergleichbarer Modelle.
Das Noblex Inception Zielfernrohr 2 - 12 x 50 i bietet für 795 € eine sehr gute Leistung, Transmissionsabstriche sind analog zu anderen Mittelklasse-Optiken.
Mit der MAKuick 3 für 185 € können Liebhaber von Picatinny-Schienen Zieloptiken mit einer Schnellspannmontage verbinden, die wirklich wiederkehrgenau ist und sehr schnelle Wechsel erlaubt.
Für Waffe, Schalldämpfer, Montage und Optik sind das zusammen 2.611 € (UVP) – wenn man etwas sucht, geht es sicher noch günstiger.