Howa Superlite: Fliegengewicht aus Japan

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Howa Superlite: Fliegengewicht aus Japan

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Wer eine superleichte Büchse zur Jagd in anspruchsvollem Gelände wie der Bergjagd sucht, findet keine sehr große Auswahl – oder es wird richtig teuer, wenn man sich eine individuelle Custom-Büchse bauen lässt. Wir waren daher sehr gespannt, wie es Howa schafft, einen Repetierer zu bauen, der nicht mal 2,1 kg wiegt...

Superleicht nennt man alles, was nicht mehr als 2,5 kg wiegt. Howa-Importeur Waimex war noch ambitionierter und gab ein 1500er Modell in Auftrag, das nicht mehr als 2 kg wiegen sollte. Das hat nicht ganz geklappt, die Superlite bringt 2 085g auf die Waage, aber auch das ist sensationell leicht. Superleichte Büchsen sind rar, am besten schaffen das Kipplaufmodelle, die mit Alu-Kasten unter 2,5 kg wiegen können – wenn ihr Lauf nicht zu lang und zu dick ist. Damit kommt etwa eine Blaser K 95 mit Carbon-Schaft auf rund 2,4 kg, ein kannelierter Lauf spart nochmal 85 g. Bei Repetierern wirds deutlich schwieriger – es sei denn, man greift zu extrem teuren Mitteln wie Titan-Systemen. Auch eine Jakele JR 1 wiegt 2,5 kg, selbst die superschlanke Kesslerin kommt auf gut 3 kg.

Abgespeckt, wo's nur geht...
Howa (Hauptsitz in Kiyosu/Japan) wurde 1907 gegründet und produziert zivile und militärische Schusswaffen, Werkzeugmaschinen und Baugeräte. 1979 kam der Repetierer 1500 – der große Wurf der Japaner. Dieses Modell wird weltweit von Behörden, Sportschützen und Jägern verwendet und bis heute in unzähligen Varianten gebaut. Die Superlite ist das neueste Modell, sehr viel Gewicht wurde am System gespart, das aber immer noch aus Stahl gefertigt wird. Das Standard-Kurzsystem wurde noch mal verkürzt und schlanker, auch die Verschlusswarzen sind etwas kürzer, verfügen aber immer noch über dieselbe Anlagefläche. Durch das schlankere System wurde auch
die Kammer schlanker, zusätzlich wurde der Kammerstengel hohl gebohrt. Bodenplatte und Magazinschacht (beim Normalmodell aus Stahl) sind aus Kunststoff (– 175 g), auch das Dreischuss-Magazin ist komplett aus Kunststoff. Howa bietet die Superlite nur in zwei Kalibern – neben der .308 Win. das nicht nur unter Bergjägern sehr beliebte neue Trendkaliber 6,5 CM (RWJ-Testwaffe). Sehr viel Gewicht lässt sich natürlich beim Lauf sparen – er ist lediglich 51 cm lang (für die Kaliber völlig ausreichend) und hat einen Mündungsdurchmesser von 15 mm. Ein Mündungsgewinde 1/2“-28 ist ab Werk vorhanden. Mit dem kurzen Lauf kommt die Superlite auf eine Gesamtlänge von 99 cm. Lauf und System sind mattiert und brüniert, was sehr gut zum Waffenkonzept passt und Reflexionen vermeidet. Beim Schaft kommt man um Carbon kaum herum, Howa verwendet ein handlaminiertes US-Modell (Stockys/Florida), der ganze 475 g wiegt. Es gibt ihn in zwei Farbvarianten Grey Webbing und Sponge Bob (s. Howa-Homepage), die Form mit Pistolengriff und geradem Rücken ohne Backe ist bei beiden Varianten gleich. Die RWJ-Testwaffe hatte den Grey Webbing Schaft, der sich nicht
so glatt anfühlt, wie sonst oft bei Carbon, sondern angenehm leicht rauh, was die Griffigkeit sehr verbessert. Als Abschluss dient eine sehr weiche Limbsaver-Gummikappe, die den Rückstoß der superleichten Büchse dämpfen soll. In Hinter- und Vorderschaft sind Riemenbügelbasen geschraubt, durch den kurzen Lauf passt auch der Abstand des vorderen Bügels zur Mündung gut.

Bewährte Verschluss-, Abzugs- und Sicherungstechnik
Technisch unterscheidet sich die Superlite sonst nicht vom Ur-Modell 1500 – die Kammer verriegelt über zwei kräftige Warzen im Hülsenkopf, eine Nut in der Rechten führt die Kammer in einer Längsschiene im System. Die Kammer selbst ist einteilig, der kleine gefederte Auszieher sitzt über der rechten Verschlusswarze. Die System-Unterseite ist eckig, was für eine spannungsfreie Bettung vorteilhaft ist. In den Hülsenbrücken finden sich Gewindebohrungen für Montage-Unterteile. Unter dem Hülsenkopf befindet sich die Rückstoßplatte mit Gewindebohrung für die vordere Systemverbindungsschraube. Angesichts der Kunststoff-Bodenplatte und fehlender Pillar-Röhrchen sollte man darauf achten, diese Systemschrauben nicht zu fest anzuziehen. Das formschön gerundete Schlösschen ist gut gegen Staub geschützt und die Schlagbolzenmutter im gespannten Zustand sicht- und fühlbar. Die Sicherung rechts am Schlösschen hat drei Stellungen – im gesicherten Zustand ist die Kammer blockiert, die Mittelstellung erlaubt die Verschlussöffnung bei blockiertem Abzug. Der Sicherungshebel rastet deutlich fühlbar (leider auch deutlich hörbar) in den Stellungen ein, auch mit viel Gefühl lässt sich ein leichtes Knacken nicht vermeiden. Der Direktabzug hat einen Druckpunkt und bricht trocken bei 1 300 g. Das Abzugsgewicht lässt sich über eine Schraube einstellen, wozu aber das System aus dem Schaft muss. Bei der RWJ-Testwaffe war die Schraube zudem mit einer weißen Masse gegen Verdrehen gesichert.

Auf dem Schiessstand
Die Testwaffe kam von Importeur Waimex mit einem Zielfernrohr Nikko Sterling 3 - 9 x 42, montiert mit einer EAW-Aufkippmontage (Blue-Line) auf einer Stahl-Weaverschiene. Das schlanke 42er Glas mit verstellbarem Leuchtabsehen (rot/grün) passt sehr gut zur Superlite und erhöht das Gewicht nicht zu stark. Komplett mit Stahlschiene, Montage und Zielfernrohr wog die Büchse ganze 2 770 g. Geschossen wurde wie üblich auf 100 m aus dem Schießgestell, um Schützenfehler möglichst auszuschließen. In 6,5 CM gibts eine sehr gute Munitionsauswahl und so zogen wir mit fünf Laborierungen zum Schießstand. Den besten 5 -Schuss-Streukreis lieferte Hornadys Superformance (8,4 g SST) mit 19 mm, gefolgt von Sakos 9,0 g Gamehead Pro. Das gelang aber nur nach einer Abkühlpause nach drei Schuss – diese lagen eng zusammen, danach öffnete sich der Streukreis deutlich, was bei dem dünnen Lauf auch nicht verwundert. Jagdlich spielt das keine große Rolle – mehr als drei Schuss in Folge gibt man nur sehr selten ab und auch der vierte und fünfte Schuss würde noch in einem 40 mm Streukreis liegen. Die leichte Büchse schießt sich in 6,5 CM noch sehr angenehm und völlig unproblematisch, wozu aber auch die Limbsaver-Schaftkappe beiträgt. Mit dem Aimsport Triton-Schalldämpfer, den Waimex mitlieferte, wurde der Rückstoß noch sehr viel angenehmer, ohne dass sich an der Präzision etwas änderte. Das System arbeitete störungsfrei, die Zuführung aus dem Magazin und der Hülsenauswurf funktionierten sicher. Das System läuft ordentlich – einen weichen, geschmeidigen Schlossgang wie bei Top-Büchsen sollte man aber nicht erwarten. Resümee: Bei Howas Superlite ist der Name Programm – in puncto Gewicht belegt sie unter Repetierern von der Stange einen einsamen Spitzenplatz. Die Verarbeitungsqualität ist in Ordnung, kommt aber natürlich an Büchsen europäischer Top-Hersteller nicht heran. Ihr Abzug ist gut, die Schussleistung erstklassig, die etwas laute Sicherung muss man in Kauf nehmen. Dafür überzeugt der mehr als gute Preis – 1 734 € für einen Repetierer mit Carbonschaft, Einsteckmagazin und serienmäßigem Mündungsgewinde sind eine Kampfansage... da ist allein der Aufpreis für Carbon-Schäfte bei manchem Hersteller schon deutlich höher! Norbert Klups