Kleines Schalldämpfer-ABC
Der Gehörschutz an der Mündung setzt sich langsam überall durch. Immer mehr Jäger setzen das nützliche Zubehör ein. Mit Aufschrauben und Losballern ist es aber nicht getan, bei Handhabung und Pflege muss einiges beachtet werden. Wir informieren über die wichtigsten Regeln bei Einsatz, Pflege und Lagerung. Von Norbert Klups.
Die richtige Handhabung fängt beim Büchsenlauf an. Was man sich bei aufgesetztem Schalldämpfer auf keinen Fall leisten sollte, sind sog. Ölschüsse. Haben die meisten Jäger schon mal gehört, wird aber immer wieder in den Bereich der Mythen verwiesen. Ohne Schalldämpfer und auf moderate Entfernungen verändert sich damit lediglich die Treffpunktlage mehr oder weniger – das können 5, aber auch 10 cm sein.
Noch im Lauf vorhandenes Waffenöl schmiert, wodurch das Geschoss eine völlig andere innenballistische Charakteristik bekommt – bis zur Instabilität. Genau an dieser Stelle drohen massive Probleme, wenn vor dem Lauf noch ein Schalldämpfer sitzt. Bei instabilen Geschossen schlägt auf den ersten Metern der Flugbahn das Heck aus. Durch den Drall stabilisiert es sich zwar wieder, aber erst nach einigen Metern.
Durch diese Anfangsinstabilität kommt es bei Ölschüssen zu Ausreißern auf der Scheibe. Tritt ein auch nur leicht taumelndes Geschoss nach Verlassen der Mündung in einen Schalldämpfer ein, kann das flatternde Heck an Lamellen oder Endkappe des Dämpfers anecken, was darin Schäden verursacht – und v. a. zu wesentlich größerer Abweichung der Treffpunktlage führt als sowieso schon. Daher ist es besonders wichtig, dass der Lauf frei von Ölrückständen ist, bevor man daraus mit aufgesetztem Schalldämpfer schießt!
Nicht überhitzen!
Jagd-Schalldämpfer sind wesentlich preiswerter als militärische, v. a., weil sie nicht dauerfeuerfest sind. Militärs müssen auch Feuerstöße abgeben können, ohne dass der Dämpfer darunter leidet. Doch auch bei Jagdwaffen sollte man den Dämpfer nicht überhitzen (= beschädigen). Bei der Jagd passiert das zwar kaum, aber auf dem Schießstand oder im Kino ist diese Gefahr durchaus reell.
Die maximale Arbeitstemperatur eines zivilen Jagdschalldämpfers liegt bei etwa 200 Grad, die nach etwa 10 Schüssen einer .308 in kurzen Abständen erreicht ist. Danach sollte man den Dämpfer mit der bloßen Hand auch besser nicht mehr anfassen! Mit Magnumkalibern geht das natürlich noch schneller.
Abkühlpausen sind wichtig – lässt sich der Dämpfer wieder ohne Schmerzen anfassen, kann weitergeschossen werden. Hüllen aus Neopren o. ä. Material zur Geräuschminderung beim Anecken mit dem Dämpfer sind im Kino problematisch – sie verhindern schnelles Abkühlen und sollten daher auf dem Schießstand eigentlich entfernt werden.
Eigentlich, weil sich schon durch die Gewichtsminderung bei abgenommener Hülle die Treffpunktlage verändert! So kann ein Dämpfer ohne Neoprenhülle auf 100 m etwa fünf Zentimeter tiefer schießen – im Kino auf 25 m zu vernachlässigen, wer seine Waffe allerdings am Stand auf 100 m einschießt, sollte die Hülle besser dranlassen und längere Kühlpausen in Kauf nehmen. Bei Stahldämpfern sollte man die Hülle zur Lagerung im Waffenschrank abnehmen, sonst kann sich darunter leicht Rost bilden.
Das Gewinde an Lauf und Schalldämpfer
Der Schalldämpfer wird mit dem Lauf über ein Gewinde verbunden, das man schmieren sollte. Allerdings nicht mit einfachem Waffenöl, sondern mit hitzebeständigem Hochleistungsfett (Kupfer-Paste aus dem Kfz-Handel für Zündkerzen), wie man es auch für Flinten-Chokes verwendet. Normales Waffenöl würde – heiß geschossen – an Lauf und Dämpfer verdampfen und das Abnehmen des Dämpfers danach zum Kraftakt.
Reinigung
Schalldämpfer sind erstaunlich pflegeleicht und brauchen nur wenig Wartung. Bei Modellen aus Stahl muss die äußere Hülle mit Waffenöl vor Korrosion geschützt werden, auch innen schadet ab und an etwas Öl nicht. Bei Gehäusen aus Alu, Titan oder Carbon kann man sich das sparen.
Zerlegbare Dämpfer sind relativ einfach zu reinigen, nicht zerlegbare aber auch nicht schwierig. Reinigen sollte man nur nach wirklich vielen Schüssen mit Dämpfer, wenn dieser völlig nass oder durch eingedrungene Fremdkörper verdreckt ist – es reicht, ihn mit handwarmem Seifenwasser aus- und mit Bremsenreiniger nachzuspülen. Dann trocknen lassen, am besten auf einem Heizkörper.
Stahllamellen-Dämpfer muss man nach dem Trocknen mit etwas Öl zum Korrosionsschutz einsprühen.Soll der Dämpfer zwischendurch von Verbrennungsrückständen befreit werden, ist ein Durchblasen mit Druckluft ideal. Wer diese wenigen Hinweise regelmäßig beachtet, muss nicht viel mehr tun.
Lagerung
Gesetzeskonform muss man Schalldämpfer im Waffenschrank aufbewahren – aber nicht aufgeschraubt! Durch das Schießen bildet sich im Gehäuse Kondensation, stellt man eine Waffe mit aufgeschraubtem Dämpfer in den Tresor, sickert Feuchtigkeit in den Lauf – und verursacht dort Korrosion.
Schalldämpfer muss man deshalb abschrauben und waagerecht lagern, bis sie innen wieder völlig trocken sind. Beschleunigen lässt sich das wie nach der Reinigung, wenn man sie zuvor auf eine Heizung legt – erst zur nächsten Jagd aufschrauben und handfest anziehen. Es bringt nichts, Dämpfer mit möglichst viel Kraft auf den Lauf zu schrauben, das erschwert nur die Demontage.