Tschechisches Multi-Zoom

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Tschechisches Multi-Zoom

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Der tschechische Wärmebild-Hersteller Night Pearl steigt mit drei Sechsfach-Zoom-Modellen jetzt auch in den Zielfernrohr-Markt ein – wir haben uns das 2,5 - 15 x 50 angesehen.

Die M6-Serie umfasst drei Modelle mit den optischen Kenndaten 1 - 6 x 24, 2,5 - 15 x 50 und 4,5 - 27 x 56. Alle verfügen über ein 30er Mittelrohr, Leuchtabsehen und ihr Absehen liegt in der 2. Bildebene. Die beiden größeren Zielfernrohre haben zusätzlich noch einen Parallaxe-Ausgleich. Wir haben den 50er-Allrounder für den RWJ-Test gewählt.

Das Testglas kostet 749 € – für ein lichtstarkes Zielfernrohr mit Sechsfach-Zoom, Leuchtabsehen und seitlichem Parallaxe-Ausgleich ein interessanter Preis. Wir haben im Labor und im Revier getestet, was der neue Player dafür bietet.

Universeller Vergrößerungsbereich und Leuchtabsehen

Mit einem Vergrößerungsbereich von 2,5 - 15 x 50 deckt das M 6 einen Großteil jagdlich vorstellbarer Einsatzmöglichkeiten ab – selbst für weite Schüsse ist eine 15fache Vergrößerung unter jagdlichen Gesichtspunkten voll ausreichend, der Objektivdurchmesser liefert ausreichend Lichtstärke in der Dämmerung und zum nächtlichen Sau-Ansitz und mit einem Sehfeld von 13,5 auf 100 m bei kleinster Vergrößerung ist es sogar bedingt tauglich für Bewegungsjagden – sicher kein echtes Drückjagdglas für schnelle Sauen auf engen Schneisen, aber bei Ansitzdrückjagden gut einsetzbar. Wer möglichst viel mit einem Zielfernrohr abdecken will, ist hier am Ziel seiner Wünsche.

Zeitgemäß ausgestattet

Der vor dem Okular liegende breite Verstellring für die Vergrößerung hat eine feine, griffige Riffelung und einen dicken Knubbel zwischen 5- und 7fach. In eine Gewindebohrung lässt sich der sich der zum Lieferumfang gehörende Schnellverstellhebel schrauben. Nutz man den nicht, lässt sich die Bohrung mit einer Schraube sicher verschließen.

Die Dioptrienverstellung am Okular-Ende verfügt über einen gepolsterten Gummirand, ihr Verstellbereich reicht von +2 bis -3,5 dpt. Der Augenabstand beträgt 10 cm. Die Absehenverstellung arbeitet mit einer Rastung und verändert die Treffpunktlage pro Klick um 7 mm auf 100 m. Die Verstelltürme sind deutlich beschriftet und die Verstellung lässt sich ohne Hilfsmittel bedienen. Die Türme können nicht nur genullt werden, dazu ist eine Zero-Stopp-Funktion vorhanden. Um die zu nutzen, nimmt man zunächst die Abdeckung des Turme mit einer Münze oder einem passendem breiten Schraubendreher ab und löst danach die drei darunter liegenden Sicherungsschrauben. Durch Drehen im Uhrzeigersinn wird der Dorn im Innenring so verschoben, dass er auf dem Außenring einrastet. Wird dann die Abdeckung des Höhenverstellturmes auf Null gesetzt, lässt sich der nicht mehr darüber hinaus drehen und man kehrt mit einem Handgriff in die Ausgangsposition zurück.

Der Rohrkörper aus Leichtmetall ist matt schwarz eloxiert.

Das Zielfernrohr wiegt 740 g, seine Länge liegt mit knapp 36 cm im eher kompakten Bereich. Es ist wasser- und staubdicht und gegen Innenbeschlag mit Stickstoff gefüllt. 

Das 50er Objektiv hat einen Außendurchmesser von 57,5 mm, was für eine üppige Wandstärke spricht – soll ein Vorsatzgerät zur Saujagd benutzt werden, ein interessanter Aspekt, denn Montageadapter beanspruchen Zielfernrohre nicht unerheblich, ein robuster Rohrkörper ist da vorteilhaft.

Die gut beschriftete Absehen-Verstellung ist nullbar und verfügt über einen Zero-Stop.

 

Links am Mittelrohr liegt der Parallaxe-Ausgleich zusammen mit dem Regler für das Leuchtabsehen.

 

Hier ist der Schnellverstellhebel eingeschraubt, er kann einfach entfernt werden.

 

Der fein geriffelt Gummi-Zoom-Ring hat bei 6fach einen dicken Knubbel.

 

Beleuchtetes Absehen in der 2. Bildebene

Die Leuchteinheit zusammen mit dem Parallaxe-Ausgleich liegt als Drehregler (dritter Turm) links am Rohrkörper. Es ist eine Beschriftung von 1-6 vorhanden. Beim Wechseln der Leuchtstufen ist ein deutliches Klick zu hören, in den Zwischenstufen schaltet sich das Leuchtabsehen ab. Im unteren Bereich leuchtet der rote Punkt nur sehr schwach – ideal zum Nachtansitz. In diesem Bereich überstrahlt das Absehen auch bei sehr schlechtem Licht nicht.

Dreht man voll auf, ist der Punkt zwar deutlich heller, aber es könnte noch etwas mehr sein, wenn man das Glas bei kleinster Vergrößerung bei einer Bewegungsjagd einsetzt. Das Absehen in der zweiten Bildebene vergrößert sich beim Vergrößerungswechsel nicht mit – bei Zieloptiken mit Leuchtabsehen heute Standard. Bei weiten Schüssen bleibt das Absehen fein und verdeckt nicht viel vom Ziel.

Bei schlechtem Licht ist der Mittelpunkt des Absehens durch den leuchtenden Zielpunkt gut zu erkennen und dicke Balken unnötig. Night Pearl verwendet das klassische Absehen 4 mit Leuchtpunkt. Der Parallaxe-Ausgleich beginnt bereits ab 10 m, eine Rastung bei 100 m fehlt.

Werte aus dem Labor

Bei Tag liefert das M 6 88,8 und nachts 86,9 Prozent Transmission (gemessen jeweils bei kleinster Vergrößerung). Damit liegt es sehr deutlich unter Top-Marken wie Zeiss, Leica und Swarovski  platziert sich im oberen Mittelklassebereich unter Herstellern wie Meopta, GPO, Minox oder Noblex.

Auflösung und Farbechtigkeit stufte das optische Labor als sehr gut ein, bei Beobachtung im Gegenlicht kommt es zu keiner Blendung bzw. Falschlicht. Auch die Rückkehrgenauigkeit der Absehen-Verstellung ist in Ordnung.

Testwaffe und Montage

Für den Zielfernrohrtest kam das M 6 mit einer originalen Mauser-Montage auf eine Mauser M 03 in .30 - 06 (ausschließlich über Ringe, keine Innenschiene erhältlich). Das Einschießen war mit wenigen Schüssen erledigt, die Absehen-Verstellung arbeitet genau und der angegebene Verstellbereich (7 mm pro Klick) wird eingehalten. Die feinen Klicks sind gut fühl- und hörbar, die Verstellung fühlt sich aber etwas kratzig an.

Die Optik machte im Revier und auf dem Schießstand einen guten Eindruck, das Bild ist kontrastreich und scharf. Selbst in der Dämmerung bleibt es noch hell, auch wenn ein zum Vergleich benutztes Swarovski Z 6i 2 - 12 x 50 natürlich sichtbar mehr leistet. Die für Ansitzjäger wichtige Nachttransmission von über 86 Prozent reicht aus, um das Night Pearl auch bei schlechtem Licht einzusetzen.

Die Handhabung ist komfortabel, alle Bedienelemente laufen weich und ruckelfrei und lassen sich auch im Anschlag gut bedienen. Der Vergrößerungsbereich wird über eine halbe Umdrehung des Zoomrings abgedeckt, mit dem Parallaxe-Ausgleich lässt sich bei weiten Schüssen das Absehen exakt scharf stellen.

Resümee: Night Pearls M 6 2,5 - 15 x 50 ist ein universelles Jagdzielfernrohr mit Vollausstattung zu einem interessanten Preis. Bei Sehfeld und Transmission kann es mit teureren Spitzenoptiken nicht mithalten, sein Leuchtpunkt könnte etwas heller sein. Für weniger als 750 € ist die Leistung aber beachtlich – und das Objektiv ist mit seiner hohen Wandstärke sehr gut für Vorsatzgeräte geeignet.

Zum Lieferumfang gehören neben dem einschraubbaren Schnellverstellhebel noch Flip-Up-Deckel für Okular und Objektiv. Das Preis-Leistungsverhältnis ist ausgezeichnet – wer mehr Leistung will, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen. 

Autor: Norbert Klups

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