Test: Swarovski Z8i-Zielfernrohre

Lesezeit
4 minutes
Bisher gelesen

Test: Swarovski Z8i-Zielfernrohre

Erstellt in
Kommentare

Als Swarovski die Z6-Serie vorstellte, wirbelte das die Szene gehörig durcheinander. Heute gelten Sechsfach-Zooms schon fast als Standard. Die neuen Tiroler haben einen echten 8fach-Zoom – wir haben das kleine und große Z8i getestet. Von Norbert Klups.

Die neue Familie besteht aus vier Modellen – 1 - 8 x 24, 1,7 - 13,3 x 42, 2 - 16 x 50 und 2,3 - 18 x 56. Ob Swarovski damit einen echten 8-fachZoom verwirklicht, haben wir natürlich im optischen Labor überprüfen lassen. Für den Test haben wir das kleine Drückjagdzielfernrohr 1 - 8 x 24 und das lichtstarke 56er ausgewählt.

Die Z8i-Serie ist äußerlich kaum von der Z6i-Serie zu unterscheiden. Die Tiroler sind beim 30er Mittelrohr geblieben und schufen Zieloptiken mit ausgesprochen kompakten und schlanken Abmessungen. Die Leuchteinheit fällt sogar schlanker aus und bildet eine homogene Einheit mit dem Okular.

Möglich wurde das durch Verlegung des Batteriefaches ans Mittelrohr. Gesteuert wird die Leuchteinheit wieder über einen Schwenkhebel an der Rückseite und zwei Drucktasten auf der Oberseite. Mit dem Hebel wird zwischen Tages- und Nachtmodus gewählt und in der Mittelstellung abgeschaltet. Er rastet sauber ein, ungewolltes Verstellen ist fast unmöglich. Mit den Drucktasten lässt sich die Leuchtstärke einstellen.

Swarovski Z8i Leuchteinheit
Flache Leuchteinheit – über Drucktasten dimmt man die Helligkeit, der Schalter für Tag-/Nachtmodus rastet sauber ein.

 

Für den Tag- und den Nachtbereich stehen je 32 Stufen (!) zur Verfügung. In der Tageseinstellung leuchtet der rote Zielpunkt wirklich hell und ist auch bei Sonne und Schnee sofort erkennbar. Nachts lässt er sich bis „fast unsichtbar“ herunterregeln. Durch die Memoryfunktion bleibt die zuletzt gewählte Leuchtstärke gespeichert. Das Leuchtabsehen verfügt über einen Neigungsmesser, der die Beleuchtung bei einer Neigung von 70 Grad vertikal oder 30 Grad horizontal automatisch abschaltet. Wird die Waffe seitlich abgelegt oder abgestellt, verbraucht das Leuchtabsehen keinen Batteriestrom. Beim Aufnehmen der Waffe ist es sofort wieder an.

Innovatives Absehen
Das Absehen liegt in der zweiten Bildebene, vergrößert sich also beim Zoomen nicht mit. Swarovski verbaut ein sehr feines Absehen, die Fadenstärke liegt gerade mal bei 6 mm auf 100 m. Eine Neuentwicklung speziell für das Drückjagdglas ist das Absehen 4A-IF, grundsätzlich ein Absehen 4 mit Leuchtpunkt, zu dem sich wahlweise ein beleuchteter Kreis für schnelle Schüsse auf Kurzdistanz über Tastdruck an der Leuchteinheit zuschalten lässt.

Der Augenabstand von 95 mm sorgt dafür, dass genügend Raum zur Augenbraue bleibt, bei dicken Kalibern beruhigend. Beim zur Drückjagd wichtigen Sehfeld hat sich gegenüber dem Z6i nichts geändert – bei kleinster Vergrößerung 42,5 m – Spitze. Das große 56er hat bei der Anfangsvergrößerung von 2,3-fach ein Sehfeld von 18,6 m. Der Zoomhebel läuft bei beiden Testgläsern weich und geschmeidig. Der gesamte Vergrößerungsbereich wird über eine halbe Drehung abgedeckt.

Auf dem Schießstand,im Labor und Revier
Die Gläser wurden auf einer Blaser R 8  bei Drückjagd und Ansitz geführt. Das Einschießen war dank der sehr präzisen Absehenverstellung schnell erledigt. Der angegebene Verstellbereich (1 cm je Klick) bestätigte sich auf dem Schießstand und im Labor. Das 1 - 8 x 24 wurde im Kino und das Große auf dem 300 m-Stand ausgiebig geschossen. Dabei kam der flexible Ballistikturm zum Einsatz.

Swarovski Z8i Verstellturm
Die Absehenverstellung (hier für die seit­liche Abweichung) ist vorbildlich beschriftet.

 

Diese Absehenschnellverstellung lässt sich einfach ohne Werkzeug auf den Turn für die Höhenverstellung klicken. Der Turm lässt sich mit vier Ringen für 4 Fleckschuss-Entfernungen ausstatten. Zum Lieferumfang gehören sechs Ringe. Wahlweise kann auch ein Ring mit Klickskala eingesetzt werden. Wer’s individuell mag, kann sich eigene Ringe gravieren lassen.

Swarovski Z8i Ballistikturm
Es lassen sich vier Ringe für die gewünschten Fleckschussentfernungen einsetzen.

 

Der Ballistikturm passt auch auf die Seitenverstellung, dafür gibt es spezielle Ringe zur Windabdrift. Der Ballistikturm passt auf alle Z8i-Modelle, gehört aber nicht zum Lieferumfang (250 €). Praktisch ist, dass das Zielfernrohr wahlweise mit und ohne ASV geführt werden kann. Immer wird der hoch bauende Turm ja nicht benötigt. Mit dem Ballistikturm ließ sich auf dem Schießstand  ganz einfach Fleckschuss auf 100, 200 und 300 m einstellen, ohne dass sich die Treffpunktlage änderte.

Das 56er verfügt über einen Parallaxausgleich-Turm links am Rohr – für Weitschüsse unabdingbar. Die 18-fache Vergrößerung erlaubt auch auf 300 m genaues Anvisieren, das feine Absehen ist für Weitschüsse ideal. Die Bildqualität ist hervorragend und noch etwas kontrastreicher als beim Z6i. Beim Vergrößerungswechsel stellt sich kein Tunneleffekt ein, das Bild ist scharf bis in den Randbereich. Auch bei Gegenlicht stellten sich keine störenden Reflexe ein.

Swarovski Z8i Parallaxeausgleich
Parallaxausgleich mit integriertem Batteriefach links am Mittelrohr des 56ers.

 

Das 1 - 8 x 24 zeigte im Schießkino, was es kann. Sein riesiges Sehfeld erlaubt es, auf 25 m die gesamte 10 m-Leinwand zu überblicken. Bei einfacher Vergrößerung kann problemlos mit beiden Augen offen geschossen werden. Der Leuchtpunkt ist hell und scharf abgegrenzt. Der bis zu 8-fache Vergrößerungsbereich macht das schlanke Glas durchaus auch für Berg- und Auslandsjäger interessant. Ist Lichtstärke nicht gefragt, kann es den gesamten Bereich von der Drückjagd über die Pirsch bis hin zu jagdlichen Schüssen auf 300 m abdecken.

Im Optik-Labor
Der subjektive optische Eindruck war mehr als gut, doch ob die Angaben dazu wirklich stimmen, lässt sich nur im optischen Labor feststellen. Wir haben relevante Werte wie Vergrößerung, Sehfeld, Augenabstand, Dioptrieausgleich, Auflösung, Falschlicht und Transmission bei Tag und bei Nacht ermitteln lassen. Die Angaben für Vergrößerung, Dioptrienausgleich und Sehfeld stimmen im Rahmen der üblichen Toleranzen, die Auflösung ist hervorragend, der Augenabstand sogar noch etwas größer als angegeben und die Transmissionswerte des 56ers mit 91,8 Prozent bei Nacht und 92,9 bei Tag hervorragend. Das 1-8x24 hat fast identische Werte.

Resümee: Die neue Zielfernrohrserie Z8i ist ein optisches und technisches Meisterstück. Swarovski ist es gelungen, den 6-fachen Zoomfaktor der Z6i-Optiken auf 8-fach zu erhöhen, ohne Abstriche bei Technik oder Optik machen zu müssen. Auch die Abmessungen der Gläser haben sich kaum verändert. Die Bildqualität ist sogar etwas besser geworden, die Transmissionswerte sind erstklassig, und das Sehfeld ist gleich geblieben. Dazu kommen neue technische Besonderheiten, wie der zuschaltbare Leuchtkreis beim Absehen und der abnehmbare Ballistikturm. Der Anwendungsbereich wird durch den 8-fachen Zoomfaktor noch etwas erweitert.

Bleibt zum Schluss die Frage nach dem Preis. Was kosten die Wunderwerke der Optik? Das 1 - 8 x 24 liegt bei 2500 € und das 2,3 - 18 x 56 bei 2970 €, jeweils für die Ausführung ohne Schiene. Mit Innenschiene erhöht sich der Preis um moderate 60 € beim 56er und um 50 € bim 24er. Sparen lässt sich noch, wenn auf das Flexabsehen beim 1 - 8 x 24 verzichtet wird, denn Swarovski bietet auch eine Version ohne zuschaltbaren Leuchtkreis an. Dann kostet das 1 - 8 x 24 ohne Schiene nur noch 2250 €. Immer noch viel Geld, aber wie sieht es im Vergleich zur alten Serie Z6i aus?  Letzter Listenpreis des 1 - 6 x 24 war 2140 €, also gerade mal einen guten Hunderter weniger als das neue 1 - 8 x 24 ohne Flexabsehen. Für einen 8-fachen Zoomfaktor gegenüber 6-fach ein mehr als vertretbarer Aufschlag.

Schnäppchenjäger werden jetzt aber wohl nach Lagerbeständen der alten Z6i-Serie suchen, die jetzt zu einem deutlich reduzierten Preis über den Ladentisch gehen werden. Noch ein Vorteil einer neuen Zielfernrohrgeneration. Klar ist, dass Swarovski mit den neuen Optiken die Nase im Wettkampf um die innovativste Hightech-Zieloptik wieder ein Stück vorn hat.