Passt immer

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Bei Blaser-Waffen mit Sattelmontage ein bekanntes Problem – will man ein Zielfernrohr auf einer anderen Waffe verwenden, ist meist eine individuelle Anpassung der Montage nötig. Bei der neuen Innomount geht das automatisch – und eröffnet eine Menge neuer Möglichkeiten.

Zusammen mit der R 93 stellte Blaser 1993 eine genial einfache, zuverlässige Zielfernrohrmontage vor. Es findet sich heute kaum eine Blaser, die nicht damit ausgerüstet ist. An der Waffe selbst werden keinerlei Montageunterteile befestigt, lediglich in Höhe des Patronenlagers befinden sich oben am Lauf vier kleine Ausfräsungen. Die Klauen der einteiligen Montagebrücke greifen in diese halbrunden Ausfräsungen, werden über zwei Schwenkhebel nach innen gedrückt und angepresst. Die Zapfen legen die Montage dann in alle Richtungen fest. Die Blaser Sattelmontage ist schussfest, baut sehr niedrig und ist für Kipplaufwaffen wie Repetierer geeignet. Büchsenmacherarbeit ist nicht nötig – außer bei alten Zielfernrohren mit Trapezschiene, wo man Löcher für Querstifte bohren muss.

Wird die Sattelmontage das erste Mal auf einem Lauf befestigt, muss der Anpressdruck der Verriegelungszapfen über die Sternschraube (rechts an der Montage) eingestellt werden. Genau an dieser Stelle entsteht ein Problem, wenn man das Zielfernrohr auch auf einer anderen Waffe mit Sattelmontage oder einem Wechsellauf verwenden will: Die Einfräsungen für die Zapfen der Montage werden zwar sehr
maßhaltig gefertigt, aber zum Verriegeln steht nur eine halbe Umdrehung des Schwenkhebels zur Verfügung. Dass der Hebel auch bei einem anderen Lauf in der exakten Verrieglungsstellung steht, ist
eher die Ausnahme als die Regel. Wir haben eine original Blaser Sattelmontage auf fünf R 8-Wechselläufen und einem Bockdrilling ausprobiert – nur auf zwei Läufen konnte man die Montage ohne Einstellung über die Sternschraube verwenden. Wer etwa ein Drückjagdglas auch auf einem anderen Lauf einsetzen will, müsste also jedes Mal zunächst die Montage anpassen, bevor das Glas eingeschossen werden kann. Am ZF selbst kann man ja mit Farbmarkierungen an der Höhen- und Seitenverstellung schnell von einer zur anderen Waffe wechseln. Die mechanische Einstellung an der Montage ist da schon deutlich umständlicher
– macht daher kaum jemand.

Montage mit "eingebautem Drehmoment-Schlüssel"!

Genau an dieser Stelle setzt die neue Montage an – Innogun verspricht, dass sie sich auf jeden Lauf mit Einfräsungen für die Sattelmontage aufsetzen und korrekt verriegeln lässt, ohne dass man an der Montage Einstellungen vornehmen muss. Würde das funktionieren, käme im Zeitalter von Nachtsicht-Vorsatzgeräten eine zweite sehr interessante Anwendungsmöglichkeit dazu: Digitale Nachtsichtgeräte und Wärmebildkameras verfügen über ein sog. Bildverschiebe-Menü, mit dem man die Treffpunktlage des Zielfernrohrs mit dem Bildschirm des Vorsatzgeräts in Übereinstimmung bringt. Die meisten Geräte
erlauben es, drei oder vier Einstellungen als Profil zu speichern.
Wird ein Zielfernrohr samt Vorsatzgerät auf eine andere Waffe gesetzt, müsste man nicht einmal das Zielfernrohr selbst einschießen, sondern lediglich über das Bildverschiebe-Menü die Wärmebildkamera
anpassen und als Profil speichern. Soll das Zielfernrohr mit Vorsatzgerät auf einer anderen Waffe eingesetzt werden, müsste man nur das passende Profil auswählen.

So funktioniert die Innomount

Aufgebaut ist die Innomount wie eine klassische Sattelmontage – auf der einteiligen Brücke lassen sich Montageringe verschiedener Größe befestigen oder man wählt ein Zielfernrohr mit Innenschiene.
Der Unterschied liegt im Verriegelungs- bzw. Klemm-Mechanismus. Herkömmliche Sattelmontagen (unabhängig, ob original von Blaser o. a. Montage-Herstellern) verriegeln über Klemmhebel, die nur eine halbe Umdrehung nutzen können und daher jedem Lauf zunächst mal angepasst werden müssen.
Die zwei Hebel der Innomount lassen sich komplett drehen – zum Verriegeln werden sie herausgezogen und so lange gedreht, bis es laut klackt und der Hebel (ohne Druck auszuüben) frei dreht.
Die Montage hat einen voreingestellten optimalen Anpressdruck – wenn der erreicht ist, wird der Freilauf ausgelöst und nicht weiter Druck ausgeübt. Daher spielen die Einfräsungen am Lauf selbst keine Rolle
mehr. Werden die Hebel eingedrückt, können sie in die gewünschte Stellung gedreht werden, sodass sie nicht stören.

Vom Prinzip ist dies quasi eine Montage mit eingebautem Drehmoment-Schlüssel, da kann man nichts mehr falsch machen – Montage aufsetzen, drehen bis es klackt, Hebel eindrücken und in die gewünschte Endstellung bringen.

In der Praxis

Um zu überprüfen, ob das auch wirklich funktioniert, zogen wir mit einer R 8 und fünf Läufen auf den Schießstand, dazu kam noch ein Bockdrilling mit Sattelmontage. Als Zielfernrohr wurde ein Blaser Infinity 1 - 7 x 28 gewählt, montiert über die Innenschiene. Geschossen wurde mit jedem Wechsellauf und dem Bockdrilling eine Fünfer-Gruppe aus dem Schießgestell, dann eine zweite Fünfer-Gruppe, wobei das Zielfernrohr nach jedem Schuss abgenommen und wieder aufgesetzt wurde.

Die Treffpunktlage wurde nicht verändert, also nur geschaut, ob sich die beiden Gruppen jeweils decken, um die Wiederkehrgenauigkeit der Montage zu überprüfen.

Es gab null Probleme – die Innomount ist schussfest und wiederkehrgenau wie die original Sattelmontage.

Dann haben wir das Zielfernrohr auf einem Lauf 8 x 57 IS eingeschossen und die Verstelleinrichtung anschließend wieder auf null gestellt. Ein zweiter Lauf .338 Blaser Magnum wurde danach eingeschossen und die Stellung der Höhen- und Seitenverstellung rot markiert. Danach wieder alles auf null und das Gleiche mit einem Lauf 8,5 x 63 (weiß), zum Schluss nach erneuter Nullstellung noch ein Lauf .270 WSM (grün).

Jetzt lässt sich das Drückjagdglas auf vier Läufe nutzen, wenn die Höhen- u. Seitenverstellung auf die passende Farbmarkierung gestellt wird. An der Montage selbst muss nichts eingestellt werden. Wichtig ist, dass man vorm Einschießen eines neuen Laufs die Höhen- und Seitenverstellung des Zielfernrohres immer zunächst auf null stellt – nur dann passt auch die angewählte Farbmarkierung.

Resümee: Die Innomount funktioniert tadellos, mit ihr lassen sich Zielfernrohre auf mehreren Waffen mit Sattelmontage nutzen, ohne an der Montage Veränderungen vornehmen zu müssen. Das vereinfacht die mehrfache Nutzung von Zielfernrohren und Nachtsicht-Vorsätzen erheblich.

Dazu muss man sich auch keine Gedanken mehr über die optimale Einstellung des Anpressdruckes der Montage machen, das erledigt die Innomount selbstständig. Die Montage (359 €) gibts in verschiedenen Bauhöhen, Ringgrößen und für Innenschienen.

Norbert Klups