Test: Land Rover Discovery

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Test: Land Rover Discovery

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Die gewaltigen Ausmaße des neuen Discovery werden bereits bei der ersten Begegnung mehr als deutlich – fast 1,90 m ist der vornehme Brite hoch, mit fast fünf Metern Länge grenzt der bullige Offroader an kleinere Wohnmobile. Andreas Graf Praschma hat den Geländewagen für uns getestet.

Hat man erst einmal Platz genommen, gilt es, sich zunächst mit den Abmessungen der riesigen Motorhaube vertraut machen. Spätestens dabei wird klar, dass die Breite des Discovery mit vielen anderen SUV nur noch wenig gemein hat – selbst bei eingeklappten Außenspiegeln misst er immer noch beachtliche 207 cm (tatsächliche Breite: 222 cm).

Zur Erinnerung – auf herkömmlichen Autobahnbaustellen darf man die linke Spur bis 210 cm befahren. Das bedeutet, im Discovery fährt man rechts in der LKW-Schlange. Doch darüber machen sich wahrscheinlich nur Kleingeister Gedanken, denn in einem Land Rover ist man letztlich in jeder Lage über alle Zweifel erhaben.

Auch wenn die britische Nobelmarke längst einem chinesischen Konzern gehört, ist ihr Luxus kaum noch zu toppen. Der Fahrgastraum (die Bezeichnung Salonabteil passt besser) lässt kaum Wünsche offen.

Innenraum
Schöner Wohnen – das Interieur des Discovery erinnert an vornehme und top-bequeme Clubsessel eines Landlords.

 

Die vorderen Sitze würden sich in puncto Bequemlichkeit gut vorm offenen Kamin jedes britischen Castles machen. Die Flächen sind großzügigst, der Seiten­halt bestens und auch die Armlehnen überzeugen. Die Kopffreiheit vorn liegt bei über einem Meter, hinten knapp darunter.

Innenraum
Auch die Haptik der Oberflächen lässt sich nur als edel bezeichnen, dazu ist das Cockpit erfreulich aufgeräumt.

 

Bulle mit gezügeltem Durst
Dem Jagdpraxis-Test stellte sich der Td6 HSE – ein Diesel mit V6-Zylinder, von dem man in Sachen Lautstärke so gut wie nix mitbekommt. Immerhin mit kraftvollen 258 Pferden ausgestattet, läuft der Dreiliter sanft und unhörbar.

Ruft man zum Galopp auf, prescht das Monstergefährt in knapp acht Sekunden auf 100 km/h. Es empfiehlt sich, die Geschwindigkeit im Tacho oder der Anzeige in der schalldämpfenden Frontscheibe tunlichst im Auge zu behalten – für den Verbrauch und zur Vermeidung kostspieliger Schwarzweißbilder, die meist auch noch unscharf sind …

Durch die schiere Größe nimmt man hohe Geschwindigkeiten kaum mehr als solche wahr – bei gefühlten 120 rast die Nadel bereits jenseits von 160, erst bei knapp 210 ist Schluss. Angenehm wirkt der Bereich zwischen 140 und 150 km/h, dann schnurrt der Motor bei etwa 2 000 Umdrehungen.

Dort ist es auch tatsächlich möglich, den Werksverbrauch von knapp über 7,2 l zu erreichen, mit dem 85 l-Tank sind so weite Strecken ohne Stopp an der Zapfsäule machbar.
Wird der Edelmann allerdings schärfer gefordert, steigt der Verbrauch spürbar – durchschnittlich 8,5 l über den gesamten Jagdpraxis-Testzeitraum waren für einen Offroader dieser Größenordnung und Leistung dennoch überraschend erfreulich.

Kofferraum
Der geräumige Kofferraum lässt für ausgedehnte Jagdausflüge kaum Wünsche offen.

 

Alle Modelle sind mit einer elektronischen Acht-Stufen-Automatik ausgerüstet, die für Schaltvorgänge nur Sekundenbruchteile braucht. Wer Spaß an den Schaltwippen am Lenkrad hat und versucht, damit die Automatik zu überlisten, wird sich schwertun …

Die Gründe für den erfreulichen Verbrauch sind vielfältig. Eine moderne Alu-Karosserie spart gegenüber dem (kleineren !) Vorgänger erheblich Gewicht. Die Heckklappe besteht aus einem leichten, robusten Kunststoffverbund-Material, weitere Karosserie-Komponenten sind aus leichten Magnesium-Guss-Teilen.

Mag der Discovery optisch auch wie ein mittlerer Kampfpanzer wirken, haben die Ingenieure beim Bau doch erhebliche Zeit im Windkanal verbracht. So konnte der Luftwiderstand gegenüber dem Vorgänger um 15 Prozent reduziert werden. In den optimierten Heckspoiler kamen Schlitze, so wurde der Luftwiderstand verringert und die Verschmutzung der Heckklappe reduziert.

In der Serienausstattung enthalten ist eine elektronische Luftfederung, bei höhe­rer Geschwindigkeit senkt sie den Wagen um 1,3 cm, um den Luftwiderstand weiter zu verringern. Stellt man den Motor ab, senkt sich das Fahrzeug um 4 cm – das sollte man im Revier beim Parken über trockenem Gras im Auge behalten.

Legendär im Gelände
Apropos Revier – sicher macht der Discovery auf der Düsseldorfer Kö und auf der Fahrt zur Oper ein hervorragendes Bild. Doch ein Blick über den Tellerrand macht auch deutlich, was so ein Land Rover leisten kann. Wie etwa Scheichs mit diesen Briten durch Wüsten und über Sanddünen dreschen, vermittelt ein Bild von ihrer fast schon sprichwörtlichen Geländegängigkeit.

Luftfederung

Luftfederung
Mithilfe seiner genialen Luftfederung lässt sich der Land Rover aus der normalen Straßen-Position (u.) für Fahrten im Jagdrevier auf sagenhafte 28 cm (o.) anheben. Zusammen mit der sprichwörtlichen Geländegängigkeit sind hierzulande damit kaum Grenzen vorstellbar.

 

Tatsächlich sind dem Discovery hierzulande so gut wie keine Grenzen gesetzt – mit seinem ausgetüftelten Allradsystem, das sich auf jede Gegebenheit einstellt und mit einer Bodenfreiheit von über 28 cm (!) ist der Brite über jeden Zweifel erhaben.

Mit einer Wattiefe von 90 cm sind auch Wassergräben und Bach-Furten bequem zu meistern. Lediglich die gewaltigen Ausmaße verlangen auf engen Waldwegen vornehme Zurückhaltung, will man sich den edlen Lack nicht beschädigen.

Immerhin kostet der Jagdpraxis-Testwagen mit der mehr als umfangreichen Serienausstattung 69.500 €, mit allen Zusätzen müssten 89.251 € auf den Tisch geblättert werden – da ist die Mehrwertsteuer allerdings schon mit drin …

Technische Daten Land Rover Discovery